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Volle Deckung Mr. Bush

Volle Deckung Mr. Bush

Titel: Volle Deckung Mr. Bush Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moore
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Ohr. Card berichtete dir wahrscheinlich vom zweiten Flugzeug und davon, daß wir »angegriffen«
    wurden. 91
    Und in dem Augenblick nahm dein Gesicht einen abwesenden
    Ausdruck an, nicht völlig geistesabwesend, aber du wirktest
    irgendwie gelähmt. Keine Regung war in deinem Gesicht zu
    sehen. Und dann… bist du einfach nur dagesessen, und zwar
    sieben Minuten lang, und hast dich nicht gerührt. Das war, vorsichtig ausgedrückt, seltsam. Unhe imlich. Du bliebst einfach auf deinem Kinderstühlchen sitzen und hörtest den Kindern
    beim Vorlesen zu, du lauschtest ihnen friedlich fünf oder sechs Minuten lang. 92 Du wirktest nicht beunruhigt, du entschuldigtest dich nicht, du wurdest nicht eilig von deinen Beratern oder dem Secret Service aus dem Zimmer geführt.
    George, was hast du da gedacht? WAS ging in dir vor? Was
    bedeutete der Ausdruck auf deinem Gesicht? Ich habe dir schon sechs Fragen gestellt, die mir schwer zu schaffen machen, aber jetzt bin ich mit meiner Weisheit völlig am Ende.
    Dachtest du, du hättest die Berichte, die die CIA dir einen
    Monat zuvor ausgehändigt hatte, ernster nehmen sollen? Man
    hatte dir gesagt, daß Al Kaida Attentate in den USA plante und dafür wahrscheinlich Flugzeuge benutzt werden würden. Es
    hatte frühere Berichte des Geheimdienstes gegeben, in denen
    vom Interesse von Al Kaida an einem Anschlag auf das

    hours‹«, in: London Telegraph, 16. Dezember 2001.
    90 »September 11, 2001: Basic Facts«, Amerikanisches Außenministerium, 15. August 2002.
    91 David E. Sanger und Don Van Natta jr., »In four days, a national crisis changes Bush's Presidency«, in: The New York Times, 16. September 2001.
    92 Ebenda.
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    Pentagon die Rede war.93 Sagtest du dir in diesem Moment:
    »Tja, Gott sei Dank sind sie nicht ins Pentagon geflogen!«?
    Oder hattest du einfach eine Scheißangst? Das ist in Ordnung, uns allen ging es so. Das muß man verstehen. Aber… nun ja, du bist der Oberbefehlshaber, und das bedeutet, daß du was
    befehlen mußt, wenn wir angegriffen werden, du darfst dann
    nicht einfach regungslos auf einem Stuhl sitzen.
    Oder vielleicht dachtest du auch: »Ich wollte diesen Job doch gar nicht! Eigentlich sollte Jeb ihn bekommen, er war der
    Auserwählte! Warum ich? Warum ich, Daddy?«
    Hey, das verstehen wir. Wir machen dir keinen Vorwurf. Du
    sahst aus wie ein verschrecktes Hündchen, das nur noch nach Hause will. Das war plötzlich nicht mehr das, was du dir
    vorgestellt hattest, du warst nicht mehr CEO/Präsident, sondern solltest jetzt Kriegsherr/Präsident sein. Und wir wissen, was passierte, als du das letzte Mal in Uniform antreten solltest…
    Oder… vielleicht, ich spekuliere wirklich nur, dachtest du in diesem Klassenzimmer nur an deine saudischen Freunde, die
    königliche Familie und die bin Ladens. Leute, von denen du nur zu gut wußtest, daß sie nichts Gutes im Schilde führten. Was für Fragen würde man dir stellen? Würde man Verdacht schöpfen?
    Hatten die Demokraten womöglich den Schneid, in der
    Vergangenheit deiner Familie herumzustöbern und deine
    Verbindungen zu diesen Leuten auszugraben (nein, keine Sorge, die Gefahr besteht nicht!)? Würde die Wahrheit je ans Licht
    kommen?
    Eine Stunde später saßest du schon im Flugzeug - nicht zurück nach Washington, um die Nation an vorderster Front zu
    verteidigen und die verschreckten Bürger zu beruhigen, auch
    nicht zum nahegelegenen Luftwaffenstützpunkt MacDill in
    Tampa, wo das Oberkommando der Streitkräfte seinen Sitz

    93 Bob Woodward und Dan Eggen, »Aug. memo focused on attacks in US«, in: The Washington Post, 18. Mai 2002.
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    hat.94 Nein, du flohst - zuerst nach Louisiana und dann durch das halbe Land nach Nebraska, wo du dich in einem Bunker
    verschanzen wolltest.95 Wie beruhigend das für uns andere war!
    Noch Wochen später verbreiteten du und deine Leute das
    Märchen, das sei zu deiner persönlichen Sicherheit geschehen, weil du das Ziel der Al Kaida gewesen seist.
    Das Problem an der Geschichte ist natürlich, daß es jeder
    Blödmann besser machen würde. Wenn man weiß, daß
    gekaperte Flugzeuge als Raketengeschosse verwendet werden,
    ist ein Flugzeug der letzte Ort, an dem man sich aufhalten will.
    Wer wollte in dieser Situation da oben herumfliegen und ein
    fettes Ziel namens Air Force One bieten?
    Vielleicht erfahren wir eines Tages, um was es eigentlich ging.
    Auf mich und Millionen andere wirkte es schlicht wie
    Hühnerkacke. Und ich schätze, am späten Nachmittag fiel

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