Volle Deckung Mr. Bush
ruhig, wenn ich falsch liege): Unocal sollte die Taliban bezahlen, damit die Pipeline durch Afghanistan und nach
Pakistan gebaut werden könnte. Dann wollte Unocal die
Pipeline bis nach Indien und Neu Delhi verlängern. Gleichzeitig plante Enron den Bau einer Pipeline von Dabhol nach Neu
Delhi, wo sie natürlich auf die turkmenische Pipeline stoßen würde und Unocal und Enron sich zusammentun könnten.71
Nach einem anderen Plan von Unocal endete die Pipeline in
Pakistan am Arabischen Meer, von wo das Gas hätte exportiert werden können. 72 Das Kraftwerk von Enron in Dabhol wäre
dann nur eine kurze Tankerfahrt entfernt.
Aber dann jagte Osama zwei amerikanische Botschaften in
Afrika in die Luft. Das reichte Präsident Clinton; er wollte mit Afghanistan nichts mehr zu tun haben. Die USA übten
70 Claudia Kolker, »The Fall of Enron: Dead Enron power plant affecting environment, economy, and livelihoods in India«, in: Houston Chronicle, 4.
August 2002.
71 »Turkmen-Pakistani export gas pipeline marks progress«, in: Oil & Gas Journal, 3.November 1997; »Gulf gas rides to the rescue«, in: Middle East Economic Digest, 16. Januar 1998.
72 Pressemitteilung von Unocal, »Unocal. Delta sign MOU with Gazprom and Turkmenrusgaz for natural gas pipeline project«, 13. August 1996.
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Vergeltung für bin Ladens Anschlag und beschossen eine
Aspirinfabrik im Sudan und ein verlassenes Trainingslager von Al Kaida in Afghanistan mit Raketen. 73
Ich nehme mal an, daß du und jeder andere Student der
Wirtschaftswissenschaften eines lernten: Wenn das eigene Land erst einmal ein Land bombardiert hat, mit dem man Geschäfte
machen will, dann ist es meistens Essig mit den Geschäften.
Daher setzte Unocal sein Engagement bei den Taliban erst
einmal aus und zog sich drei Monate später komplett zurück.74
Den Taliban gingen damit Milliarden Dollar verloren, die sie unbedingt zur Finanzierung ihres Regimes und zum Schutz von
bin Laden brauchten.
Ich bin mir nicht sicher, Mr. Bush, aber ich schätze, die
Taliban waren ziemlich sauer auf Unocal und die Amerikaner,
weil ihnen so ein lukratives Geschäft durch die Lappen
gegangen war. Und ich weiß, daß diese verrückten Taliban ganz schön nachtragend sein können.
Für deine Freunde bei Enron und Unocal und Halliburton war
natürlich klar, daß die Taliban und Osama bin Laden ihnen mit diesen zwei terroristischen Anschlägen die Suppe versalzen
hatten, und mit Clintons Reaktion war dann alles aus. Solange die Taliban an der Macht waren und Osama beherbergten,
würde die Pipeline nie gebaut werden. Was konnte man da
machen?
Ein neuer Präsident konnte jedenfalls nicht schaden.
73 James Astill, »Strike one: In 1998, America destroyed Osama bin Laden's
›chemical weapons‹ factory in Sudan. It turned out that the factory made medicine«, in: The Guardian, 2. Oktober 2001.
74 »Unocal Statement: Suspension of activities related to proposed natural gas pipeline across Afghanistan«, Pressemitteilung, 21.August 1998; »Unocal Statement on withdrawal from the proposed Central Asia Gas (CentGas) pipeline project«, Pressemitteilung, 10. Dezember 1998.
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Clinton hätte nie zugelassen, daß Unocal, Halliburton und Enron mit diesen Terroristen Geschäfte machten.
Also unterstützte Enron kräftig deinen Wahlkampf, um die
Gore/Clinton-Achse auszuhebeln. Cheney wurde angeheuert,
einen passenden Vizepräsidenten für dich zu suchen, und er kam schließlich auf die Idee, das könne er selbst machen. 75 Er nahm noch ein paar alte Kumpels von deinem Dad für die anderen
Spitzenpositionen dazu, und du warst einverstanden. Und dann
wurdest du vom Obersten Gericht zum Präsidenten ernannt.
Und dann…
Du warst noch nicht einmal einen Monat im Amt, als die
Taliban bei dir anklopften. Sie wollten immer noch die
Milliarden aus dem Pipeline-Deal. Sechs Tage, nachdem
Cheney seine geheime Energy Task Force ernannt hatte, meldete die London Times, die Taliban würden der neuen U S-Regierung einen Handel anbieten. Osama sollte aus Afghanistan
rausgeworfen werden. 76 Jeder hoffte, daß dabei etwas für ihn herausspringen würde, und zufällig hattest du ja Zalmay
Khalilzad, einen ehemaligen Berater von Unocal, mit in der
Regierungsmannschaft. Khalilzad, der mittlerweile dem
Nationalen Sicherheitsrat von Condoleeza Rice angehört, war
bei einem Abendessen dabeige wesen, das Unocal für die
Taliban in Texas gab.77 Im Oktober 1996 hatte er gegenüber der
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