Volle Deckung Mr. Bush
können
statistische Angaben wie die oben gemachten rein gar nichts
gegen die emotionale Reaktion ausrichten, die der Anblick des
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ganz realen Horrors, wie wir ihn am 11. September miterlebten, auslösen muß. Wir sind zu der Überzeugung gelangt, daß das
Böse uns ins Visier genommen hat, daß jeder von uns zu jeder Zeit an jedem Ort in diesem riesigen Land einem Terroranschlag zum Opfer fallen könnte - obwohl die Wahrscheinlichkeit, daß dies tatsächlich passiert, praktisch null ist. Eine Massenpsychose hat das Land erfaßt; ich bin Teil
davon, ihr seid Teil davon, und selbst die hochrangigen
Generäle, die die Tränen nicht mehr zurückhalten können, auch sie sind Teil davon.
Ganz recht, auch ich habe mich davon infizieren lassen. Ich
lebe einen Teil des Jahres in New York, und jeden Tag, den ich dort bin, frage ich mich, ob dies der Tag ist, an dem die nächste Bombe hochgeht. Wenn ich draußen vor me inem Fenster einen
lauten Knall höre, zucke ich zusammen. Wenn ich ein
tieffliegendes Flugzeug am Himmel sehe, verfolge ich es mit
mißtrauischen Augen. Beim Fliegen unterziehe ich meine
Sitznachbarn einer kritischen Inspektion, und außerdem trage ich im Flugzeug immer eine Waffe bei mir. Ja, ihr habt richtig gelesen, ich trage eine Waffe bei mir. Eine legale Waffe. Ich habe stets einen Baseball im Handgepäck, ein Geschenk von
Rudy Giuliani, als wir in New York TV Nation drehten. Der Baseball ist von allen Spielern der New York Yankees der
Saison 1994 unterzeichnet. Sollte irgendein Schurke versuchen, die Cockpittür aufzubrechen, denke ich, daß ich ihm einen
ziemlich guten, harten Ball mit rund 80 Sachen pro Stunde
verpassen könnte. (So ein Baseball erzielt auch in eine Socke gestopft eine erstaunlich durchschlagende Wirkung; einmal
richtig ausholen und zack! - ein K.o.-Schlag direkt auf die Rübe!) Und nicht zu vergessen, Schnürsenkel; um die Daumen
gewickelt, ergeben die ein recht brauchbares Würgeinstrument, wenn man sie erst einmal um den Hals des Bastards
geschlungen hat. Was auch immer gerade verfügbar und greifbar ist, ich werde bestimmt nicht kampflos untergehen.
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Ihr seht, mich hat es ebenfalls erwischt. Aber wahrscheinlich kann das gar nicht anders sein, wenn man mit jemandem, der an Bord einer dieser Maschinen saß, gearbeitet und ihn gut gekannt hat.
Wie konnte es mit mir kleinem altem Pazifisten nur so weit
kommen? Zur Hölle, ich habe Schiß, so wie jeder andere auch.
Angst, zumindest die rationale Variante, ist ein wichtiger
Bestandteil unserer Überlebensfähigkeit. Echte Gefahr zu
registrieren und entsprechend zu reagieren ist ein Instinkt, der unserer Spezies über viele Jahrtausende hinweg gute Dienste
geleistet hat.
Irrationale Angst dagegen ist ein Killer. Sie bringt unseren Überlebenskompaß zum Rotieren. Sie läßt dich zur Waffe
greifen, wenn du mitten in der Nacht ein Geräusch hörst (und dann erschießt du aus Angst deine Frau, die im Dunkeln zur
Toilette getappt ist). Angst bewirkt, daß wir nicht neben
jemandem wohnen möchten, der einer anderen Rasse angehört.
Und sie bringt uns dazu, bereitwillig die bürgerlichen Freiheiten aufzugeben, die wir seit über 200 Jahren genießen, nur weil
unsere »Führer« uns etwas von einer »terroristischen
Bedrohung« erzä hlen.
Angst ist ein so zentrales und dabei so leicht manipulierbares Gefühl, daß sie zu unserem besten Freund und zugleich zu
unserem schlimmsten Feind geworden ist. Und wenn sie als
Waffe gegen uns eingesetzt wird, kann sie vieles von dem
zerstören, was wir an unserem Leben in den Vereinigten Staaten von Amerika so lieben.
Laut Regierung Bush und den Geschichten, die sie in den
Medien lanciert, sind die Terroristen überall. Jeder neue Tag scheint eine neue Warnung zu bringen. Ein neuer Alarm! Eine neue Bedrohung!
• Achtung vor mit Sprengstoff beladenen Modellflugzeugen!
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Das FBI Law Enforcement Bulletin, das Verlautbarungsorgan
der amerikanischen Bundespolizei, berichtete, man habe eine
»terroristische Bedrohung« durch eine »unkonventionelle
Waffe« in Form von »Satin-Gas [sic]« abgewehrt. Nachdem der winzige Kanister bei einem Modellflugzeugbauer
beschlagnahmt und von Gefahrstoffexperten in einem speziellen Militärflugzeug auf eine spezielle Militärbasis geflogen worden war, gab der Modellbauer zu, den leeren Modellkanister »zum
Spaß« mit »Satin-Gas [sic]« beschriftet zu haben.
Nichtsdestotrotz gab die Regierung eine Warnung
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