Volle Deckung Mr. Bush
hatten nie auch nur die geringste Absicht, dich in ihren Club zu lassen.
Sie brauchten nur dein Geld, um die nächste Stufe des
Reichtums zu erreichen, auf der sie für ihren Lebensunterhalt überhaupt nicht mehr arbeiten mußten. Sie wußten, daß der große Boom der neunziger Jahre nicht von Dauer sein würde,
also brauchten sie euer Geld, um den Wert ihrer Unternehmen künstlich aufzublähen. Auf diese Weise erreichten die Kurse
ihrer Aktien so phantastische Höhen, daß sie nach dem Verkauf endgültig ausgesorgt hatten, gleichgültig wie schlecht die
Wirtschaftslage wurde.
Und so geschah es. Während der normale Kleinaktionär noch
auf die ganzen Schreihälse bei CNBC hörte und immer mehr
Aktien kaufte, zogen sich die Ultrareichen still und heimlich aus dem Markt zurück, wobei sie die Aktien ihrer eigenen
Unternehmen zuerst verkauften. Während die Konzernherrn der
Öffentlichkeit - und ihren eigenen loyalen Angestellten - noch
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rieten, mehr in ihre Unternehmen zu investieren, weil die
Analysten weiteres Wachstum voraussagten, verkauften sie
bereits ihre eigenen Aktien, so schnell sie nur konnten.
Im September 2002 veröffentlichte die Zeitschrift Fortune eine eindrucksvolle Liste krimineller Konzernherrn, die sich wie Diebe davongeschlichen hatten, als die Aktienkurse ihrer
Unternehmen zwischen 1999 und 2002 um 75 oder mehr
Prozent abstürzten. Sie wußten, daß der Absturz kommen
würde, also verkauften sie heimlich ihre Bestände, während ihre eigenen Angestellten und normale Kleinaktionäre entweder
mehr Aktien kauften (»Kuck mal, Liebling, wir können GM
jetzt wirklich ganz billig kriegen!) oder in der Hoffnung auf eine erneute Wende ihre dramatisch an Wert verlierenden Aktien
behielten. (»Sie müssen einfach wieder steigen! So ist es doch immer gewesen! Sie sagen, man muß auf langfristige Gewinne
setzen.«)
Ganz oben auf der Liste der Übeltäter stand Qwest
Communications. Auf dem Höhepunkt wurden die Aktien von
Qwest für vierzig Dollar gehandelt. Drei Jahre später waren sie nur noch einen Dollar wert. Innerhalb dieses Zeitraums
verdufteten der Direktor von Qwest Phil Anschutz, sein
ehemaliger CEO Joe Nacchio und die anderen
Vorstandsmitglieder des Unternehmens mit 2,26 Milliarden
Dollar, einfach indem sie verkauften, bevor die Kurse ganz im Keller waren. Meine eigenen Oberbosse bei AOL Time Warner
füllten sich die Taschen mit 1,79 Milliarden. Bill Joy und Ed Zander und ihre Freunde bei Sun Microsystems machten 1,03
Milliarden. Charles Schwab von, nun ja, Charles Schwab,
kassierte ganz allein für sich 350 Millionen Dollar. Die Liste ist noch sehr lang und erstreckt sich auf alle Branchen der
Wirtschaft.
Die komplett verrückte Welt der Wirtschaft
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Wenn Konzernchefs, deren Verhalten auf kriminelle
Veranlagungen schließen läßt, nicht in der Geschäftswelt tätig wären, würden sie als Psychopathen gelten, behauptet ein
Psychoanalytiker.
»Als Einzelpersonen analysiert, könnten sie leicht als
Soziopathen eingestuft werden«, sagte Kenneth Eisold,
Präsident der International Society for the Psychoanalytic Study of Organizations, in einer Rede vor Psychiatern über führende Industrielle wie Kenneth Lay von Enron und Dennis Kozlowski
von Tyco. »Innerhalb einer Gruppe, die sie nie in Frage stellt, wird ihr unethisches Verhalten jedoch zur Norm, und sie haben keinen inneren Konflikt.«
Da während des Wirtschaftsbooms der neunziger Jahre, als viele Amerikaner vom Aktienmarkt profitierten, die Bereitschaft
bestand, ethische Probleme zu ignorieren, bekamen wir laut
Eisold »die Vorstandsvorsitzenden, die wir verdienten«.
Als die Diebe mit Bush ihren Mann im Weißen Haus sitzen
hatten und der Boom zu bröckeln begann, brachen die
Aktienk urse ein. Zunächst wurden sie noch von der alten
Behauptung gestützt, daß »der Markt zyklisch funktioniert. Also zieht euer Geld nicht ab, Jungs. Es geht bestimmt wieder
aufwärts, ganz wie immer.«
Und der durchschnittliche Investor hörte auf all die faulen
Ratschläge und blieb bei der Stange. Doch die Kurse fielen
immer weiter, so tief, daß es völlig verrückt erschien, an diesem Punkt auszusteigen. Die Talsohle MUSSTE jetzt einfach
erreicht sein, man durfte nur nicht die Nerven verlieren. Doch dann fielen die Kurse einfach immer weiter, und im
Handumdrehen hatten viele ihre ganzen Ersparnisse verloren.
Über vier Billionen Dollar
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Eines aber ist uns geblieben: die Reichen. Sie
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