Volle Deckung Mr. Bush
Machenschaften unserer lieben Industriekapitäne zur Kenntnis nehmen:
Erstens: Ist dir klar, daß dein Unternehmen vielleicht eine
Lebensversicherung für dich abgeschlossen hat? Das ist aber
nett von ihm, sagst du? Oh ja, wirklich nett:
In den vergangenen 20 Jahren haben verschiedene
Unternehmen, darunter Disney, Nestle, Procter & Gamble, JP
Morgan Chase und Wal-Mart, heimlich Lebensversicherungen
für ihre gering- und mittelmäßig verdienenden Mitarbeiter
abgeschlossen und sich selbst - den Konzern - als Begünstigte eingetragen! Ja genau: Wenn du stirbst, kassiert das Unternehmen und nicht deine Angehörigen. Wenn du bei der
Arbeit stirbst, um so besser, weil die meisten
Lebensversicherungen mehr ausbezahlen, wenn jemand jung
stirbt. Und wenn du ein hohes Alter erreichst, kassiert der
Konzern bei deinem Ableben ebenfalls, selbst wenn du ihn
schon viele Jahre zuvor verlassen hast. Das Geld wird nicht etwa an deine trauernden Hinterbliebenen ausbezahlt oder für deine Bestattung und die Begräbnisfeier verwendet, nein, es geht an die Vorstandsmitglieder deines Konzerns. Und ganz gleich,
wann du abkratzt, der Konzern kann die Lebensversicherung
beleihen und die Zinsen von der Körperschaftssteuer absetzen.
Viele der oben genannten Konzerne haben es so eingerichtet,
daß das Geld aus den Versicherungen für die Bonusse, Autos,
Häuser und Karibikreisen ihrer Vorstandsmitglieder verwendet werden kann. Dein Tod wird deinen Chef sehr glücklich
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machen, weil er dann länger in seinem Jacuzzi
(Unterwassermassagebecken, A. d. Ü.) auf St. Barts sitzen kann.
Und wie nennen die amerikanischen Wirtschaftsführer diese
spezielle Form der Lebensversicherung, wenn sie unter sich
sind?
Tote-Bauern-Versicherung.
Stimmt genau: »Tote Bauern.«
Das seid ihr nämlich für sie, Bauern. Und manchmal seid ihr
für sie tot wertvoller als lebendig. (Manchmal wird die
Versicherung auch »Tote-Hausmeister-Versicherung« genannt.)
Als ich letztes Jahr im Wall Street Journal einen Bericht über diese Art von Versicherungen las, dachte ich, ich hätte
versehentlich eine der vielen Parodien dieser Zeitung in die Finger bekommen. Aber nein, es war das Original, und die
Autoren des Artikels, Ellen Schultz und Theo Francis, erzählten einige herzzerreißende Geschichten über Angestellte, die starben und deren Familien das Geld hätten brauchen können.
Sie berichteten von einem Mann, der mit 29 Jahren an AIDS
starb und keine eigene Lebensversicherung hatte. Seine Familie bekam bei seinem Tod keine Sozialleistungen, aber CM
Holdings, die Muttergesellschaft des Musikgeschäfts, wo er
gearbeitet hatte, kassierte 339302 Dollar nach seinem Ableben.
Eine andere Lebensversicherung wurde ebenfalls von CM
Holdings für eine Verwaltungsassistentin abgeschlossen, die
21000 Dollar im Jahr verdiente. Sie starb an Amyotropher
Lateralsklerose (auch Lou-Gehrig-Krankheit genannt). Wie das Wall Street Journal berichtete, hatte CM Holdings es abgelehnt, 5000 Dollar für einen Rollstuhl zu zahlen, damit die
erwachsenen Kinder, die die kranke Frau pflegten, mit ihrer
Mutter in die Kirche gehen konnten. Als die Frau 1998 starb, erhielt der Konzern 180 000 Dollar.
Einige der genannten Unternehmen, darunter Wal-Mart,
verzichten inzwischen auf diese Art von Geschäft. Auch haben
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einige amerikanische Bundesstaaten »Tote-Bauern-
Versicherungen« gesetzlich verboten, und einige weitere ziehen ein Verbot in Erwägung. Zudem haben die Angehörigen
verstorbener Arbeitskräfte zahlreiche Klagen eingereicht, um als Begünstigte der Lebensversicherungen eingesetzt zu werden.
Trotzdem ist das Verfahren bei vielen Unternehmen immer noch an der Tagesordnung. Vielleicht gehört deine Firma auch dazu?
Du solltest das wirklich mal überprüfen. Es ist doch gut zu
wissen, daß dein Tod dem Chef deines Unternehmens zum
Beispiel einen neuen Porsche einbringen könnte.
Glaubt ihr noch immer nicht, daß sich die Reichen einen
feuchten Kehricht um euch scheren? Okay, hier ein zweites
Beispiel, wie wenig ihr euren Bossen bedeutet, wenn sie nur
eure Wählerstimme und euren Gehorsam haben. Im Kongreß
wird ein Gesetz diskutiert, das es Unternehmen ermöglichen
soll, weniger in die Rentenfonds ihrer Fabrikarbeiter
einzuzahlen. Die Begründung lautet, daß die Arbeiter angesichts ihrer gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen (die die
Unternehmen zu verantworten haben) nicht lange genug leben,
um längere Zeit in den
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