Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)
Fachliteratur besser verstehen konnte. Im Lauf der Jahre hat diese Gruppe, die aus Italienern, Türken, Russen, Polen, Deutschen, Vietnamesen, Ukrainern, Kasachen, Tschechen, Weißrussen und Serben besteht, so viele positive Schicksale hervorgebracht. Elf Nationalitäten, deren Zusammenleben nicht immer konfliktfrei gewesen ist. Aber sie haben alle gelernt, dass sie dem großen Begriff »Respekt« folgen müssen. Sie haben verstanden, dass dieses von mir häufig in die Halle gebrüllte Wort alle Tugenden in sich vereint, die ihre Religionen ihnen vorgeben, egal ob sie als Christen, Moslems, Juden oder Buddhisten in unserer Gruppe kämpfen.
Eine zusätzliche Motivation waren gelegentliche Besucher, vor allem, wenn sie unverhofft kamen. Unser russischer Bär staunte nicht schlecht, als ich am 10. November 2008 den russischen Botschafter in die Halle mitbrachte. Vladimir Kotenev wollte sich ein Bild machen von der Integrationsarbeit im Verein und bei der Elterninitiative Buckenberg-Haidach und Hagenschieß e.V. Der Botschafter war begeistert und meine Jungs stolz. Mit Vladimir bin ich auch heute noch gut befreundet.
Zwei Jahre später schaute auch noch der Zweite Moskauer Bürgermeister vorbei. Er war als Teil einer Besucherdelegationzu Porsche nach Zuffenhausen gekommen und ich konnte Juri Rosljak sehr leicht für einen Ausflug nach »Klein-Moskau« gewinnen. Er hatte schon durch den Botschafter von uns gehört und zeigte sich ebenfalls angetan von der Intensität unseres Trainings. Wer immer uns in all den Jahren besucht hat, für meine Jungs ist es immer eine besondere Ehre gewesen, für mich nicht weniger. Irgendwann, ich weiß nicht mehr genau, wann es anfing, entdeckten uns die Medien. Den Pforzheimer Zeitungen war nicht verborgen geblieben, dass dieser so engagierte FSV Buckenberg mit seinen vielen ehrenamtlichen Kräften, zu denen inzwischen auch ein »Integrationsminister« gehörte, erfolgreich gegen den Trend arbeitete. Während in Deutschland gerne über soziale Kälte lamentiert und die unglaublichsten Debatten losgetreten wurden, berichtete man jetzt lieber über die positiven Geschichten vom Haidach. Fernsehsender folgten, und zeigten unsere kleine Welt, die so wenig repräsentativ schien. Dort, wo Jahre zuvor noch Gewalt und Hoffnungslosigkeit regierten, wurden wir jetzt als Beispiel erfolgreicher Integrationsarbeit angeführt. Ich bin stolz auf die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter des FSV und verneige mich vor ihrer Leistung! Wann immer eine Illustrierte oder Fachzeitung über meinen Aufstieg bei Porsche berichtete, kamen die Journalisten auch zu uns in die Halle. Meinen Jungs gefiel das, denn es gab ihnen einen zusätzlichen Schub. Die Welt sollte sehen, was sie hier leisteten. Vergangenes Jahr war sogar mein Freund Ralf Möller zu Gast in Pforzheim. Wir hatten uns auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt am Main kennengelernt und er war meiner Einladung, unsere Gruppe zu besuchen, schon ein paar Wochen später nachgekommen. Vom Bodybuilder zum Schauspieler, aus einem Arbeiterviertel in Recklinghausen nach Hollywood – jetzt hatten dieJungs sogar einen Prominenten hier, der ihnen sagte, wie er sich hochgearbeitet hatte. Er schaute sich unser Training an, anschließend tauschten wir uns über mögliche gemeinsame Aktivitäten aus. Vielleicht machen wir einen Schaukampf in der Jahnhalle, um mit den Einnahmen ein Jugendprojekt zu unterstützen. Es gibt eine Menge Ideen, die nur so aus uns heraussprudelten. Am besten gefiel mir der Vorschlag, seinen Freund Arnold Schwarzenegger für unsere Sache einzuspannen. Schulen besuchen, Projekte anschieben, mit gutem Beispiel vorangehen: Mir fallen so viele Baustellen ein, die wir drei gemeinsam bearbeiten könnten. Schwarzenegger, Möller, Hück: Wir drei Schwergewichte hätten eine hohe Aufmerksamkeit in den Medien und die könnten wir nutzen, um größere soziale Projekte anzugehen. Warum sollte uns nicht in Deutschland gelingen, was wir hier im kleinen Rahmen schon alles geschafft haben?
Auf dem Haidach aber bin ich noch lange nicht fertig. Seit fast zwei Jahren schon beklagen die vielen Fußballer den schlechten Zustand unseres Kunstrasens. Er wirft Wellen, die eine große Verletzungsgefahr bedeuten, wenn du sie übersiehst. Der Ball läuft schon lange nicht mehr glatt. Als mir die Fußballer das erste Mal davon berichteten, hätte ich am liebsten gleich einen neuen Belag bestellt. Wie teuer so ein Kunstrasen ist, hätte ich nicht gedacht!
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