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Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)

Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)

Titel: Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Hück
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Ein seriöser Kostenvoranschlag lag bei 400 000 Euro und ich brauchte nicht mal ein Gespräch mit unserem Schatzmeister, um einzusehen, dass wir diese Summe niemals aus der Vereinskasse bezahlen könnten. Auf der anderen Seite aber konnten wir den Fußballplatz, der ja auch von den Schulen und den Leichtathleten genutzt wurde, nicht weiter vergammeln lassen. Die Sache wurde zum Großprojekt. Mit meinem gewohnt ungestümen Pragmatismus glaubte ich, die Sache schnell erledigenzu können. Ich musste zuerst mit der Stadt verhandeln, dort allerdings wurden meine Befürchtungen nur bestätigt. Wie viele andere Kommunen in Deutschland hatte auch Pforzheim im Jahr 2005 versucht, durch riskante Finanzgeschäfte den öffentlichen Haushalt zu entlasten. Die damalige Bürgermeisterin und ihre Kämmerin investierten in hochspekulative Wetten auf den Abstand zwischen kurz- und langfristigem Zinsniveau. Der Schuss ging nach hinten los, die Stadt verspekulierte bis zu 60 Millionen Euro. Mein erster Besuch im Rathaus war ernüchternd. Schulen, Rathaus, Kindergärten: Überall mussten dringende Renovierungen verschoben werden und jetzt kam ich mit unserem Kunstrasenplatz. Bei allem Verständnis für die aktuelle Situation wollte ich nicht einsehen, dass die Bürger dauerhaft unter der Verantwortungslosigkeit ihrer gewählten Vertreter leiden sollten. Der Zustand unseres 17 Jahre alten Platzes wurde immer schlechter, gerade in den Torräumen sorgte der Flickenteppich für erhöhte Verletzungsgefahr. Als ich in unseren Verträgen die rechtliche Situation überprüfen wollte, stieß ich auf eine Passage, in der der Verein verantwortlich gemacht wurde für die Verkehrssicherheit seiner Sportanlagen. Das hielt ich für sittenwidrig, meinem Rechtsempfinden nach war immer der Eigentümer für die Sicherheit verantwortlich. Ende Mai 2011 kündigten wir den Vertrag mit der Stadt. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Zwei Wochen später verfügte die Sportbürgermeisterin die Schließung des ramponierten Kunstrasenplatzes. Mich empörte die Doppelmoral dieser Entscheidung, denn erst nachdem die Stadt die juristische Verantwortung für die Sportanlage übernehmen musste, erfolgte die Sperrung. Unser Zweiter Vorsitzender Eddi Mörgenthaler schilderte mir die möglichen Konsequenzen, er war genauso empört wie ich. Wir haben mehrals 500 Mitglieder in 18 Mannschaften, von denen ein Großteil im Winter auf das Abendtraining angewiesen war. Doch nur der gesperrte Kunstrasenplatz verfügte über eine Flutlichtanlage, das benachbarte Stadion mit Rasenplatz lag im Dunkeln. Sollten die jungen Leute, denen wir im Verein ein Stück Heimat bedeuteten, jetzt wieder auf die Straße? Sollten wir warten, bis der städtische Haushalt wieder konsolidiert war? Also viele Jahre? Ich wollte selbst Geld auftreiben, zur Not musste ich Geld eintreiben, Robin Hood ging wieder auf Raubzug.
    Ich musste nicht mal weit gehen, um die Porsche AG ins Boot zu holen. Unsere Firma hat sich in der Vergangenheit durch Hunderte soziale Projekte hervorgetan, deren Ursprünge oft noch auf die Initiative von Ferry Porsche zurückgingen. Tradition verpflichtet: Es gelang mir tatsächlich, eine Beteiligung an der Erneuerung unseres alten Sportplatzes, der inzwischen zu einem Bolzplatz verkommen war, auszuhandeln. 100 000 Euro, der Anfang war gemacht. Die Porsche AG hatte neben dem FSV auch noch weitere Sportvereine unterstützt und ohne diesen Zuschuss hätten wir vermutlich noch lange auf einen neuen Platz warten müssen. Jetzt musste die Stadt reagieren, der Bürgermeister konnte sich seiner Verantwortung nicht länger entziehen. Wir, als Teil einer verantwortungsbewussten Gesellschaft, waren dank Porsche in Vorlage getreten. Nun wollte ich der Stadt erklären, dass sie auch etwas unternehmen musste. Schon vor ein paar Jahren, als es um die Verträge mit den Sportvereinen ging, deren Inhalt ich als verantwortungslos empfand, war ich mit leichtem Druck erfolgreich gewesen. Damals schilderte ich dem Bürgermeister, wie schnell ich eine Demonstration auf dem Marktplatz zustande bekäme. Ein kurzer Aufruf via Facebook, und schon hätten wir einenpublikumswirksamen Auflauf in der Stadt. Ich rede hier nicht von Erpressung oder Nötigung der Stadt, ich hielt es vielmehr für eine eindringliche Empfehlung und damit hatte ich schließlich Erfolg. Als es im Oktober 2011 um die fehlenden 300 000 Euro ging, war ich wieder nicht um Argumente verlegen. Ich erinnerte den Bürgermeister an

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