Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)
Unternehmens als kleiner, aber feiner, in der ganzen Welt einzigartiger Sportwagenbauer aus Zuffenhausen. Porsche war ja sehr erfolgreich, die Unternehmenszahlen kletterten Jahr für Jahr in die Höhe. Doch die Zeichen der Zeit deuteten schon seit längerem darauf hin, dass wir irgendwann ohne den Verbund mit einem großen Partner nicht mehr auskommen würden. Auf der anderen Seite war es bei uns auch immer oberstes Prinzip gewesen, unsere Eigenständigkeit zu bewahren, denn daran hing und hängt die Einzigartigkeit und der Mythos von Porsche. Wenn ich heute zurückblicke, kann ich mir sicher sein, dass wir diese Herausforderung gemeistert haben, dass wir dieses wichtige Ziel erreicht haben, die Zukunftssicherung von Porsche im Verbund mit Volkswagen, und das mit einer sehr speziellen Position im Gesamtkonzern. Ich will aber nicht verschweigen, dass dieses Ziel nur nach großen Schwierigkeiten und unter schlimmen Schmerzen erreicht wurde. Denn was für uns im Jahr 2005 als perspektivische Suche nach einer abgesicherten Partnerschaft für Porsche begonnen hatte und zunächst auch von allen Seiten überschwänglich begrüßt wurde, entwickelte sich irgendwann zu einer bitterbösen Auseinandersetzung, und die Medien hatten ihre Schlagzeile: »Übernahmeschlacht mit VW«. Eine markante Phrase, die in den Wirtschaftsteilen der Presse unablässig geschürt wurde. Ein Krieg zwischen Porsche und VW ließ sich schließlich auch für die Medien besser verkaufen als Berichte über eine strategische Partnerschaft.Was wir ab dem Spätsommer 2007 erlebten, war ohne Beispiel: eine Eskalation, die auf allen Schienen immer weiter hochgetrieben und hemmungslos auf alle Ebenen getragen wurde – auf die Tische der Chefredaktionen ebenso wie in die Parlamente, in die Amtsstuben der Justiz ebenso wie in die Glastürme der Banken. Und wir Betriebsräte wurden mitten hineingezogen. Es war ein Wirtschaftskrimi, im wahrsten Sinne des Wortes, der sich aller Mittel bediente. Ein Hauch von Hollywood wehte damals, ab dem Sommer 2007, durchs Land. Für die Öffentlichkeit war es schließlich großes Theater, und ich stand mitten auf der Bühne. Ich geriet in einen wahren Medien-Hype. Interviews in allen großen deutschen Tageszeitungen, Live-Schaltgespräche im heute journal des ZDF und in den Tagesthemen der ARD. Dazu etliche Auftritte in Talkshows. Ich sollte den Bürgern erklären, was da in den heißen Monaten der Jahre 2007 bis 2009 ablief. Die Redaktionen riefen in unserem Büro an, weil sie sicher sein konnten: Uwe Hück spricht Klartext. Nicht immer geschliffene Worte mit korrekter Grammatik, aber immer ehrlich und mit viel Herzblut. Anders als die verbalen Nebelkerzen einiger Politiker, die glaubten, sich in den Konflikt einschalten zu müssen, und die damit noch großen Schaden anrichten sollten.
Vielleicht wird manches klarer, wenn ich an die Anfänge des Zusammengehens dieser zwei deutschen Wirtschaftsikonen zurückgehe. Porsche hatte eine rasante Entwicklung hinter sich, nachdem der Konzern 1992 noch fast pleite gewesen war. Unter der Führung von Wendelin Wiedeking, der damals mit Finanzvorstand Holger Härter das Ruder übernommen hatte, jagte Porsche von einem Rekord zum nächsten. Unsere Umsatz- und Gewinnzahlen stiegen Jahr für Jahr, wobei mir immer wieder wichtig ist zu betonen,dass es die Kolleginnen und Kollegen in unserer Belegschaft waren, die diese positiven Ergebnisse erwirtschaftet hatten. Es entsprach Porsches Vorstellung von unternehmerischem Handeln, diese Gewinne – wir sprachen schon damals über Milliarden – zu reinvestieren. Porsche blickte dabei weit über den Tellerrand hinaus. Statt die Gewinne auszuschütten, sahen wir eine historische Chance, das Geld für eine grundlegende und langfristige Absicherung von Porsche in eine strategische Partnerschaft einzubringen. Der unternehmerische Weitblick verriet uns, dass wir es eines Tages nicht mehr alleine schaffen würden. Die Entwicklungskosten neuer Antriebstechnologien stiegen, die großen Herausforderungen des neuen Jahrtausends würden nur mit einem starken Partner zu lösen sein. Mit einem direkten Engagement beim Partnerunternehmen wollten wir die Zukunftsfähigkeit von Porsche aktiv angehen.
Zum Beispiel unsere Visionen von einer Porsche-Limousine, unsere Pläne für den Panamera. Wiedeking gefiel die Idee einer vierten Baureihe, doch wir wussten, dass es ohne Entwicklungs- und Fertigungspartner niemals erfolgreich zu schaffen sein würde. Warum also
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