Volle Kanne
zu.
»Desmeralda«, warf Jamie rasch ein und zuckte die Schultern, als Destiny und Max sie verblüfft anstarrten.
»Aber ich weiß, wo meine Schwester sich aufhält«, fuhr Destiny fort. »Und ich weiß auch, dass sie sehr gern mit Ihnen nach New York fliegen würde.«
Auf Freddys Gesicht zeichnete sich Entsetzen ab. Offensichtlich hatte er das Spiel durchschaut. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Meine Güte, ich bin spät dran«, sagte er und wandte sich an Destiny. »Ich habe deine Nummer. Ich melde mich bei dir.« Und schon war er verschwunden.
»Wahrscheinlich sollte ich ihm nachgehen«, meinte Destiny.
»Nein!«, riefen Max und Jamie wie aus einem Mund. Einige Minuten später kam Vera durch die Eingangstür.
»Gütiger Himmel!«, kreischte sie. »Hier riecht es wie auf einem Knoblauchfeld.« Sie betrat Jamies Büro. »Versuchen wir, Vampire zu vertreiben?« Sie musterte Destiny. »Was ist mit der hässlichen Frau passiert?«, fragte sie Jamie, während sie Destiny einen weiteren Blick zuwarf.
»Freddy Baylor hat kein Interesse mehr an mir«, flüsterte Destiny und schniefte laut. Eine einsame Träne rollte ihr über die Wange. »Er will nichts mehr mit mir zu tun haben.«
Vera war offensichtlich wie vom Donner gerührt. Schließlich straffte sie ihre Schultern. »Okay, wir müssen jetzt zusammenhalten«, erklärte sie. »Es ist mir egal, ob Destiny eine Schraube locker hat und durch die Gegend läuft wie ein Flittchen; wir müssen verhindern, dass sich das herumspricht. Wenn irgendjemand Wind davon bekommt, dass dieser vergammelte Besitzer des Anglerladens Freddy Baylor ihr einen Korb gegeben hat, wird sie keinen Mann mehr abbekommen.« Sie bedeutete mit einer Geste, dass ihr Mund fest verschlossen war.
»Ich steige aus«, verkündete Zack in Mels Zimmer und legte seine Karten hin. »Du hast ohnehin schon den Löwenanteil der Chips. Ich glaube, du hast mich angeschwindelt, als du gesagt hast, du könntest nicht pokern. Du hast mich reingelegt, Mädchen.«
»Du bist ein schlechter Verlierer.« Mel schob die Chips auf dem Fußboden zusammen und zog sie zu sich heran.
»Ja, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass es für einen alten Mann wie mich sehr unbequem ist, auf dem Boden zu sitzen.« Er strecke seine langen Beine aus.
»Beklag dich nicht bei mir«, entgegnete Mel. »Sag das der bösen Ärztin.«
»Hey, zumindest hat sie dir erlaubt, mit mir Poker zu spielen. Ich wünschte, ihr würdet reinen Tisch machen.«
»Verstehst du das denn nicht?«, fragte Mel und beugte sich zu ihm vor. »Sie hat Travis angerufen und ihm eine Gardinenpredigt gehalten. So als hätte er mich dazu gezwungen, mich mit ihm zu treffen. Als wäre ich drei Jahre alt und könnte noch keine eigenen Entscheidungen treffen.«
»Wenn es so wäre, dann würdest du nicht in deinem Zimmer sitzen und
Gullivers Reisen
lesen«, entgegnete er. »Sie zieht dich zur Verantwortung.«
»War ja klar, dass du dich auf ihre Seite stellst.«
»Nein, das stimmt nicht«, widersprach er. »Ich spiele des Teufels Advokat.«
»Muss ich jetzt wissen, wovon du sprichst?«, fragte sie.
»Das bedeutet, dass du dich gegen das Argument einer Person stellst, obwohl du eigentlich nicht wirklich dagegen bist; du betrachtest die Sache nur aus einem anderen Blickwinkel, um die Richtigkeit der Aussage zu überprüfen«, erklärte er ihr. »Um festzustellen, ob das Argument standhält.«
»Und warum tust du das?«
»Keine Ahnung. Vielleicht, weil mein Stiefvater mich damit ständig genervt hat«, antwortete Zack. Er lehnte sich gegen ihr Bett, stützte die Ellbogen auf die Knie und verschränkte die Finger.
»Vielleicht solltest du das bei meiner Mutter ausprobieren«, schlug Mel vor und starrte auf die Chips. »Möglicherweise findest du dann heraus, warum sie erwartet, dass ich die perfekte Tochter bin. Sie war auch nicht perfekt. Sie tut so, als sei es eine große Sünde, dass ich mich vor dem Kino mit einem Jungen unterhalten habe. Schau dir doch nur an, was Mom getan hat.« Ihre Augen wurden feucht. »Schau dir an, was
sie
getan hat!«
»Ich weiß, was du meinst«, sagte er.
Lydia Green war unübersehbar verstimmt, als sie rasch die schmutzige Bluse und die fleckige Hose auszog, die sie getragen hatte, als sie Ben beim Spannen der Wäscheleine geholfen hatte. Anschließend hatte sie in den Blumenbeeten Unkraut gejätet und eine Mulchschicht ausgebracht, während er den Rasen gemäht hatte. Ohne sich Zeit für eine Dusche zu nehmen, zog
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