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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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›Du Mistkerl, das kannst du doch nicht machen‹, und ich sage: ›Doch, kann ich.‹ Wem wird sie wohl glauben, dir oder mir?« Dann gibt Cam ihm eine Mikrospeicherkarte. »Pack mir die Dateien da drauf, und das Leben ist für uns beide gleich viel leichter.«
    Der Wachmann sieht ihn ungläubig an. »Du bist ein echtes Phänomen, weißt du das? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«
    Und obwohl Cam weiß, was er meint, sagt er: »Ich habe eine Menge Bäume, da musst du schon etwas genauer sein.«
    An diesem Abend taucht der Speicherchip in seiner Schreibtischschublade auf, vollgepackt mit Videodateien. Cam hat vermutlich seinen Basketballpartner eingebüßt, aber dieses kleine Opfer war es wert. Spät am Abend, als er sicher ist, dass keiner mehr in sein Zimmer kommt, lädt er die Dateien auf seinen persönlichen Projektor – und sieht sich an, was er nie hätte sehen sollen.

50.
    Risa
    17. April. Vor fast zwei Monaten. Vor den Interviews und Werbespots, vor der Operation, mit der Risas zerstörte Wirbelsäule durch eine neue ersetzt wurde.
    Risa sitzt in ihrer kargen Zelle im Rollstuhl, ohne jede Beschäftigung, zurückgeworfen auf ihre Gedanken. Ein Formular, das sie zu einem Papierflieger gefaltet hat, liegt neben dem Einwegspiegel auf dem Boden.
    Sie denkt pausenlos an ihre Freunde. Vor allem an Connor. Wie er wohl ohne sie zurechtkommt? Besser, hofft sie. Wenn sie ihm nur mitteilen könnte, dass sie lebt, dass sie nicht von den JuPos gefoltert wurde, sondern einer anderen Organisation in die Hände gefallen ist …
    Roberta betritt den Raum, wie schon am Tag zuvor. Sie hat ein neues Formular dabei, setzt sich an den Tisch und schiebt Risa die Einwilligungserklärung und einen Stift hin.
    Sie lächelt Risa an, aber es ist das Lächeln einer Schlange, die drauf und dran ist, ihre Beute zu erwürgen.
    »Bist du bereit, zu unterzeichnen?«, fragt sie.
    »Sind Sie bereit, mir beim Falten eines Papierfliegers zu helfen?«, fragt Risa zurück.
    »Flieger!«, ruft Roberta fröhlich. »Ja, warum reden wir nicht über Flugzeuge? Besonders die auf dem Flugzeugfriedhof. Dem Ort, den ihr einfach den Friedhof nennt. Reden wir doch über deine Freunde dort.«
    Endlich kommt die Befragung , denkt Risa . »Fragen Sie, was Sie wollen. Aber an Ihrer Stelle würde ich nichts von dem glauben, was ich Ihnen erzähle.«
    »Fragen sind gar nicht nötig, Liebes«, erwidert Roberta. »Wir wissen alles, was wir über den Friedhof wissen müssen. Siehst du, wir lassen euer lauschiges Plätzchen in Ruhe, weil es unseren Zwecken dient.«
    »Ihren Zwecken? Wollen Sie damit sagen, dass Sie die Kontrolle über die Jugendbehörde haben?«
    »Sagen wir mal, wir haben erheblichen Einfluss. Die Jugendbehörde will den Friedhof schon eine Weile hochgehen lassen, aber wir halten sie immer zurück. Wenn ich allerdings grünes Licht gebe, wird auf dem Friedhof aufgeräumt, und all die Kids, für die du so tapfer gekämpft hast, werden ins Ernte-Camp gebracht und umgewandelt.«
    Risa spürt, wie ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wird. »Sie bluffen.«
    »Wirklich? Ich glaube, du kennst unseren Insider. Sein Name ist Trace Neuhauser.«
    Diese Nachricht trifft Risa völlig unvorbereitet. »Trace?«
    »Er hat uns alle Informationen geliefert, die wir brauchen, um den Flugzeugfriedhof schnell und schmerzlos zu räumen.« Sie schiebt die Einwilligungserklärung ein Stückchen weiter zu Risa hinüber. »Allerdings muss das nicht passieren. Keiner dieser Jugendlichen braucht umgewandelt zu werden. Lass dir eine neue Wirbelsäule einsetzen, und erfülle unsere Wünsche. Dann kann ich persönlich dafür garantieren, dass deinen 719 Freundinnen und Freunden nichts passiert. Wenn du mir hilfst Risa, rettest du sie. «
    Risa blickt auf das Blatt Papier, das ihr plötzlich in schrecklich neuem Licht erscheint. »Was denn?«, fragt sie. »Was soll ich denn für Sie tun?«
    »Es fängt bei Cam an. Du wirst deine Gefühle, welcher Art sie auch sein mögen, überwinden und freundlich zu ihm sein. Was die anderen Dinge angeht, wirst du bei Gelegenheit mehr erfahren.«
    Sie wartet auf Risas Antwort, die jedoch nicht kommt. Die Splitter dieser Granate haben sich noch nicht gesetzt.
    Risas Schweigen scheint Roberta zu befriedigen. »Wie du ganz richtig gesagt hast, kann ich dir deine Entscheidung nicht abnehmen. Du hast weiterhin das Recht abzulehnen. Aber wenn du das tust, musst du mit den Folgen leben.« Sie steht auf und lässt Risa mit dem Formular und

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