Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
sie.
»Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, in welche Lage uns das bringt?«, fragten sie ihn. »Die Jugendbehörde möchte das Versteck räumen und angesichts dieser Angriffe auf die Zivilbevölkerung können wir sie nicht länger daran hindern.«
»Ich dachte, Sie hätten die Kontrolle?«
Die Schlipsträger reagierten gereizt. »Unsere Beziehungen zur Jugendbehörde sind komplexer, als du dir das mit deinem naiven Soldatenverstand vorstellst.« Dann teilten sie ihm mit, dass seine Mission mit sofortiger Wirkung beendet sei.
Aber für Trace ist das keine Mission mehr. Die Zeit seines Doppelspiels ist vorbei.
Er bereitet sich auf den Kampf vor und rast wie ein Surfer vor einem Tsunami zurück zum Friedhof.
In der Abenddämmerung kommt er mit kreischenden Bremsen vor dem geschlossenen Tor zum Stehen und hupt ununterbrochen, bis die beiden Wachposten herausstürzen, um nachzuschauen, wer hier so einen Aufstand macht. Als sie Trace erkennen, schließen sie das Tor auf.
»Zum Kuckuck, Trace, willst du ganz Tucson wecken?«
Der andere Wachposten kichert: »Nichts kann Tucson wecken.«
Arme Hunde , denkt Trace. Sie haben keine Ahnung, was auf sie zukommt. Er wirft einen Blick auf die Gewehre, die wie modische Accessoires schlaff über ihren Schultern hängen. »Habt ihr Betäubungsmunition geladen?«
»Jep.«
»Nehmt stattdessen die hier.« Trace greift auf den Beifahrersitz seines Jeeps und reicht ihnen zwei Schachteln mit der gefährlichsten Militärmunition, die es gibt. Mit diesen Patronen könnte man einem Elefanten den Kopf wegblasen.
Die beiden Wachposten betrachten die Patronen, als hätte man ihnen ein Neugeborenes in den Arm gedrückt und sie hätten Angst, es fallen zu lassen.
»Ladet eure Gewehre schnell damit. Und wenn sich das nächste Mal jemand dem Tor nähert, schießt sofort und hört erst wieder auf, wenn ihr keine Munition mehr habt, verstanden?«
»J-ja, Sir«, sagt der eine und der andere nickt nur stumm. »Und warum, Sir?«
»Weil mir die JuPos direkt auf den Fersen sind.«
59.
Lev
Die Sonne geht gerade unter, als Lev und Miracolina die Straße erreichen, die den Friedhof im Norden begrenzt. Ein altes, verrostetes Verkehrsschild weist auf den ehemaligen Luftwaffenstützpunkt Davis hin. Über einen Kilometer hinter dem Zaun ist in der Wüste vage der Umriss eines Flugzeugs zu erkennen.
»Ein Luftwaffenstützpunkt? Dein Freund verkriecht sich auf einem Luftwaffenstützpunkt?«
»Es ist kein Stützpunkt mehr«, erklärt Lev. »Schon seit dem Krieg nicht mehr. Es ist ein Schrottplatz für Flugzeuge.«
»Und der Flüchtling aus Akron versteckt sich in einem der Flugzeuge?«
»Nicht nur er. Und nicht nur in einem Flugzeug.«
Der Zaun scheint sich ewig hinzuziehen. Alle paar Minuten rast ein Auto vorbei, entweder auf dem Weg nach Tucson oder von Tucson weg. Die Fahrer sehen sie und fragen sich bestimmt, was zwei Jugendliche hier draußen zu suchen haben, aber Lev kümmert das nicht. Er ist seinem Ziel jetzt so nah, dass er keine Zeit damit verschwenden will, sich vor Scheinwerfern zu verstecken.
»Hier irgendwo muss das Tor sein. Es ist bewacht, aber sie erkennen mich bestimmt und lassen uns rein.«
»Bist du sicher? Nicht alle auf der Welt beten dich an wie deine Zehntopfer.«
Endlich kommt das Tor in Sicht, und Lev fängt an zu rennen.
»Mach langsam!«, ruft Miracolina.
»Komm!«, entgegnet Lev.
Als er sich dem Tor nähert, kommt einer der diensthabenden Wachposten ihm entgegen, um ihn zu begrüßen. Der Typ hat etwas in der Hand, aber es ist inzwischen zu dunkel, um zu sehen, worum es sich handelt. Da ist es schon zu spät, und ein Gewehrschuss peitscht durch die Abenddämmerung.
60.
Starkey
Von dem Augenblick an, als sich die Handschellen um seine Handgelenke schließen, denkt Starkey über seine Flucht nach. Diesmal hat er keinen Geheimschlüssel, kein Taschenmesser im Schuh, mit dem er in dem Schloss stochern könnte. Aber ein wahrer Meister kann improvisieren.
Er verliert nicht den Kopf, als sie ihn zu Connors Jet bringen, und unterdrückt seinen Zorn über die Demütigung, vor den Augen aller auf dem Friedhof verhaftet zu werden. Connor ist so verdammt überheblich! Dass er ihn mit »Respekt behandeln« lässt, ist alles andere als Respekt gebietend. Starkey hätte sich lieber gewehrt, während sie ihn durch den Dreck ziehen. Das wäre Respekt gebietend gewesen. Aber ihn mit so laschem Mitleid zu behandeln? Das war die größtmögliche Beleidigung.
Die beiden
Weitere Kostenlose Bücher