Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
werde nicht zulassen, dass auch nur ein Einziger von uns umgewandelt wird.«
Da niemand den Dreamliner fliegen kann, ist der Fluchtplan hinfällig, deshalb ruft Connor Hayden, Ashley und ein halbes Dutzend andere zusammen – ein paar aus dem Allerheiligsten und noch andere, denen er trauen kann. Sie treffen sich im ComBom, einer provisorischen Einsatzzentrale für einen unfreiwilligen General, und Connor zaubert Plan B aus dem Hut.
»Wir bauen zwei Fronten auf – hier und hier.« Er zeigt auf eine von Hand gezeichnete Karte des Friedhofs. »Die JuPos kommen durch das Nordtor. Sobald sie da sind, locken wir sie den Mittelgang hinunter und überfallen sie mit ungefähr fünfzig Mann von beiden Seiten.«
»Scharfe Munition?«, fragt Hayden.
»Wir beschießen sie mit allem, was wir haben. Scharfe Munition, Betäubungsgeschosse, alles.«
»Sie haben mehr als wir«, betont Ashley. »Egal, was wir tun, sie halten immer länger durch.«
»Ja, aber es geht nur darum, Zeit zu gewinnen«, erklärt Connor. »Wenn uns die Munition ausgeht, ziehen wir uns hierher zurück, hinter die Tankfahrzeuge, östlich von den Kampffliegern.«
»Werden sie uns nicht in die Enge treiben?«, fragt jemand.
»Wenn sie näher rücken, jagen wir die Tankfahrzeuge in die Luft und fliehen nach Osten.«
»Das schaffen wir nie!«, meint Ashley.
»Aber jetzt zu unserem eigentlichen Ziel: In dem Augenblick, in dem die fünfzig die JuPos angreifen, werden mehr als sechshundertfünfzig sich in Richtung Süden aus dem Staub machen.« Connor zeichnet mit einzelnen Punkten Kids in die Karte ein, die sich fächerförmig auf den fernen südlichen Zaun zubewegen. »Dieser Zaun hat viele Löcher.«
Hayden nickt. »Wenn die fünfzig hier«, und er zeigt auf den Mittelgang, »ihren Job gut machen und die JuPos nach Osten locken, dann merken die erst, dass alle anderen auf der Flucht sind, wenn sie sie nicht mehr einfangen können.«
»Ein paar treiben sie vielleicht noch zusammen, aber die meisten werden es schaffen. Sie werden zwar wieder auf sich allein gestellt sein, aber wenigstens werden sie leben. Und zwar nicht im geteilten Zustand.«
Doch dann kommt die entscheidende Frage: »Was wird mit den fünfzig?«
Connor muss schließlich antworten. »Wir opfern uns, damit die anderen überleben.«
Hayden schluckt und der Klick in seinem Adamsapfel ist förmlich zu hören. »So viel zu meiner Karriere beim Rundfunk.«
»Wenn jemand von euch nicht dazu bereit ist – ich nehm es keinem übel, der jetzt geht«, sagt Connor, aber jeder weiß, dass es so ähnlich ist wie in der Kirche, wenn der Pfarrer fragt, ob jemand Einwände gegen die Eheschließung hat.
»Also gut«, sagt er, als niemand die Hand hebt. »Jeder von euch versammelt eine Mannschaft seiner engsten Freunde um sich, die bereit sind, gegen die JuPos zu kämpfen. Dann informiert die anderen, dass sie rennen sollen, wenn der Alarm losgeht. Und sie sollen erst aufhören zu rennen, wenn sie gefasst oder siebzehn Jahre alt sind.«
»Warum auf den Alarm warten?«, fragt jemand. »Warum verschwinden wir nicht sofort?«
»Weil«, erklärt Connor, »sie uns jetzt ganz genau beobachten. Wenn sie merken, dass wir abhauen wollen, postieren sie Streifenwagen am Zaun, bevor wir überhaupt dort sind, und sammeln uns ein wie Kaninchen. Wenn aber ihre Leute alle in einer großen Offensive gebündelt sind, steht uns eine Hintertür offen.«
Alle können Connors Logik nachvollziehen. Er weiß offenbar als Einziger, dass er nur aus dem Bauch heraus handelt.
»Wie viel Zeit haben wir?«, fragt Ashley.
Connor lässt Hayden diese Frage beantworten.
»Wenn wir Glück haben, ein paar Tage«, erklärt Hayden. »Wenn nicht, ein paar Stunden.«
58.
Trace
Während Connor sein Gipfeltreffen abhält, überschreitet Trace auf der Rückfahrt zum Friedhof sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen. Er war zu einer Notfallsitzung mit seinen »Auftraggebern« gerufen worden, um zu bestätigen, dass die Jugendlichen vom Friedhof für die brennenden Häuser in Tucson verantwortlich waren. Die Beweise reichten aus, um ihnen die Angriffe in die Schuhe zu schieben, leugnen war sinnlos. Aber die Schlipsträger vom Proaktiven Bürgerforum wollten von Trace auch wissen, warum er ihnen nicht im Voraus von diesen Angriffen berichtet hatte. Schließlich ist das seine einzige Aufgabe – ihnen Bescheid zu geben, bevor etwas geschieht. Sie wollten nicht glauben, dass ihn die Angriffe genauso unvorbereitet getroffen hatten wie
Weitere Kostenlose Bücher