Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
Vom Netzwerk:
hat. Sie reißt ein Loch in die Seitenwand des Jets, durch das Wasser eindringt. In diesem Moment versagt die Elektrik und es wird dunkel.
    »Hierher!«, ruft Bam. Sie zieht an einem großen Hebel und öffnet die vordere Backbord-Luke der Kabine. Automatisch bläst sich eine Rettungsinsel auf, löst sich und fällt auf das Wasser. Bam ruft »Sayonara« und springt hinterher.
    Instinktiv will Starkey den Jet auch sofort verlassen … aber wenn er als Beschützer der Storche gelten möchte, muss sich das nicht nur in seinen Worten widerspiegeln, sondern auch in seinem Handeln. Er wartet ab, schiebt Kids durch die Luke hinaus und demonstriert allen, dass er nicht als Erster das Flugzeug verlässt. Aber er hat keineswegs vor, der Letzte zu sein.
    Weiter hinten in dem sinkenden Jet hat jemand die Ausstiege über den Tragflächen und eine Luke mittschiffs geöffnet, allerdings nur auf der linken Seite. Auf der rechten Seite hat sich auf dem Wasser ein Ölteppich entzündet und brennt unter den Fenstern.
    »Die Waffen!«, schreit Starkey. »Nehmt die Waffen mit! Wir müssen uns weiterhin verteidigen!« Also schnappen die Kids sich alle Waffen, die sie finden, und werfen sie hinaus in die Rettungsinseln, bevor sie selbst hineinspringen.
    Das Feuer gibt so viel Licht, dass Starkey bis in die hintersten Winkel der Kabine schauen kann. Er wünscht, er hätte es nicht getan. Überall liegen Tote und alles ist mit dickem, klebrigem Blut verschmiert. Aber es sind mehr Kids am Leben als tot. Und es gibt mehr Kids, die zum Ausgang rennen, als Kids, die kriechen. Starkey entscheidet auf der Stelle, nur die zu retten, die das Flugzeug aus eigener Kraft verlassen können. Die Schwerverletzten sind nur ein Klotz am Bein.
    Der Neigungswinkel des Fußbodens verändert sich rasch, als der Jet mit dem Heck voraus langsam sinkt. Der hintere Kabinenteil ist bereits überflutet und der Wasserspiegel steigt unbarmherzig immer höher über die Trennwand in der Mitte des Jets. Da hört Starkey eine gedämpfte Stimme von vorn.
    »Hilfe!«
    Er arbeitet sich zur Cockpittür vor und stößt sie auf. Die Frontscheibe ist zertrümmert und das gesamte Cockpit besteht nur noch aus einem Durcheinander von kaputten Messgeräten, offenen Sicherungskästen und freiliegenden Drähten. Der Pilotensitz ist nach vorn geschleudert worden und hat Trace eingeklemmt.
    Das bringt Starkey in eine interessante Position.
    »Starkey!«, ruft Trace erleichtert. »Du musst mich rausziehen. Allein schaff ich es nicht.«
    »Tja, das ist ein Problem«, antwortet Starkey. Aber ist das sein Problem? Sie hatten Trace gebraucht, damit er sie bis hierher brachte, aber jetzt brauchen sie keinen Piloten mehr – und hat Trace nicht gedroht, ihn umzubringen? Wenn er überlebt, ist er von jetzt an nur eine Bedrohung, und zwar eine gefährliche.
    »Ich hatte nie den Mut zu einer Unterwasserentfesselung«, sagt Starkey. »Houdini ist dabei ums Leben gekommen, aber für einen starken Armeetypen wie dich ist das bestimmt ein Kinderspiel.« Dann verlässt er rückwärts das Cockpit und schließt die Tür.
    »Starkey!«, schreit Trace. »Starkey, du Scheißkerl!«
    Aber Starkeys Entscheidung ist endgültig, und als er zum Hauptausgang zurückkehrt, geht Trace’ gedämpfte Stimme im Lärm der panischen Storche unter. Ungefähr ein Dutzend Kids bleibt zurück – die langsamen, die verletzten und diejenigen, die sich nicht zu springen trauen, weil sie nicht schwimmen können.
    »Was ist das für ein schrecklicher Gestank?«, jammert ein Junge. »Was ist das da draußen?«
    Er hat recht. Über dem See liegt ein Geruch wie über einem Aquarium mit fauligem Wasser, aber das ist ihr geringstes Problem. An ihren Füßen sammelt sich bereits Wasser, und der Fußboden hat eine Neigung von dreißig Grad erreicht.
    Starkey drängt sich an den zögernden Kids vorbei. »Springt oder ertrinkt, ihr habt keine andere Wahl, und ich warte nicht auf Nachzügler.« Dann stürzt er sich aus der Luke in die faulig riechende Brühe des Saltonsees.

78.
    Trace
    Trace’ Hilferufe verhallen ungehört. In wilder Verzweiflung drischt er auf die Instrumente ein und bäumt sich in seinem Sitz auf, aber der gibt nicht nach. Trace ist so fest in dem wie eine Ziehharmonika zusammengedrückten Cockpit verkeilt, dass nicht einmal ein so starker Kämpfer wie er sich befreien kann. Er zwingt sich, ruhig zu werden, und prüft seine Möglichkeiten. Inzwischen hört er nur noch das abnehmende Stöhnen und Jammern der Kids, die

Weitere Kostenlose Bücher