Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
fürchten müsste, dass er wieder etwas Schreckliches anstellt?
Das darf niemals passieren.
Er muss dafür sorgen, dass sie ihm nie so nahe kommt.
Also baust du keine Rampe, sagt er sich. Du besuchst sie nicht in ihrem Jet, und Körperkontakt hast du nur draußen mit ihr, wo nichts passieren kann. Und wenn sie in Tränen aufgelöst in ihrem Rollstuhl davonfährt, lässt du sie ziehen. Dann soll sie glauben, was sie glauben will, denn das ist immer noch besser, als wenn du zugeben müsstest, dass du deinem Arm nicht vertrauen kannst, so schwach bist du. Und wenn du allein bist in der Dunkelheit deines Privatjets, hämmerst du mit der Faust so lange wütend gegen die Wand, bis die Knöchel offen und blutig sind. Aber das ist dir egal, denn du fühlst zwar den Schmerz, aber du weißt ja, dass es gar nicht deine Knöchel sind.
10.
Starkey
Starkey ist tagein, tagaus mit einer ganz speziellen Zauberei beschäftigt. Gute Tricks erfordern Übung, Geduld und sehr sorgfältige Irreführung der Zuschauer. Unsichtbare Fingerfertigkeit. Seit mehr als einem Monat hat er niemandem verraten, was er vorhat. Hätte er es getan, wäre Connor misstrauisch geworden. Stattdessen hat er unter den Yolos sein Netzwerk aufgebaut, hat Allianzen, Freundschaften und Machtstrukturen erkundet. Und endlich, dank sorgfältiger Planung, war Starkey zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnte Connors Vertrauen erlangen, ohne dass dieser auch nur ahnt, was alles zu Starkeys Langzeitplanung gehört.
Nun ist Starkey auf der höchsten Stufe des Friedhofs angelangt, und obwohl er nur die Küche organisiert, bringt ihn das doch in direkten Kontakt mit allen siebenhundert Jugendlichen. Er besitzt Macht, hat überall Zutritt und kann Dinge tun, die vorher Misstrauen erweckt hätten, die nun aber, da er zum Allerheiligsten gehört, Teil seiner Aufgabe sind.
Eines Nachmittags marschiert Starkey ganz unschuldig in den ComBom, das Kommunikationszentrum des Friedhofs, das von Hayden geleitet wird. Die Funkausrüstung war ursprünglich dazu da, feindliche Frequenzen aufzufangen und zu decodieren. Das tut sie noch immer, allerdings ist der heutige Feind die Nationale Jugendbehörde. Der ComBom ist ständig mit einem halben Dutzend Yolos besetzt, die Hayden wegen ihrer Computerkenntnisse ausgewählt hat.
»Ich bin nicht der Technikfreak, für den mich alle immer halten«, erklärt ihm Hayden. »Meine Stärke ist es, für anderer Leute Arbeit die Lorbeeren einzuheimsen. Ich glaube, das habe ich von meinem Vater – er hatte eine einzigartige Begabung dafür, anderen auf die Finger zu treten, während er die Karriereleiter nach oben kletterte.«
Hayden betrachtet Starkey einen Augenblick.
Der erwidert jedoch nur sein Lächeln. »Stimmt was nicht?«
»Nein«, sagt Hayden. »Ich habe mich nur gefragt, ob du vorhast, mir meine Position wegzunehmen. Nicht, dass es mir etwas ausmachen würde. Ich hätte kein Problem damit, mich eine Zeit lang ums Essen zu kümmern, aber es wäre eine große Hilfe, wenn ich wüsste, was du vorhast.«
»Ich will nur wissen, wie das hier alles funktioniert, mehr nicht.«
»Oh«, sagt Hayden, » so einer bist du.« Starkey weiß nicht, was er mit »so einer« meint, aber es ist ihm auch egal, solange er von Hayden erfährt, was er wissen will.
»Die Leute in meinem Team kommen aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen«, erklärt Hayden stolz, während er Starkey durch den Raum führt. »Tad ist Japaner, Hailey ist Umbra, Jeevan ist Inder, und Esme ist zur Hälfte hispanisch. Ich glaube, die andere Hälfte ist außerirdisch, denn für einen Menschen ist sie viel zu schlau.« Esme blickt einen Augenblick geschmeichelt auf, ehe sie sich wieder ihrer Arbeit zuwendet und kodierte Nachrichten dechiffriert. »Das hier ist Nasim, der Muslim ist und mit Lizbeth zusammenarbeitet, die Jüdin ist, und weißt du was? Sie haben sich verliebt.«
»Halt die Klappe«, sagt Nasim und Lizbeth gibt ihm einen Knuff.
Hayden deutet auf die verschiedenen Konsolen. »Auf der hier läuft ein Kommunikations-Überwachungsprogramm. Es zieht Schlüsselwörter aus E-Mails, Telefongesprächen und so weiter. So sind wir gewarnt, wenn die JuPos etwas Größeres vorhaben. Eine Art Frühwarnsystem, das ursprünglich für den Kampf gegen den Terrorismus entwickelt wurde. Ist doch nett zu wissen, dass man es auch im zivilen Bereich nutzen kann.«
»Und was machen wir, wenn es gefährlich wird?«
»Wenn ich das mal wüsste«, seufzt Hayden. »Das ist
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