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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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ihm später bestimmt leidtun wird, sagt er es trotzdem. »Du könntest dich ja auch hinauftragen lassen.«
    Sie rollt etwas näher heran, gerade weit genug, dass es für ihn unerträglich peinlich ist.
    »Ich bin keine Idiotin. Ich weiß, was los ist.«
    Risa mag dieses Gespräch jetzt in diesem Moment führen wollen, doch Connor ist nicht in der Stimmung. Nachdem er Bam und John gefeuert hat, will er den Tag nur noch abhaken und traumlos schlafen, bis ihn am Morgen wieder die Hölle erwartet.
    »Was soll schon los sein? Ich versuche uns alle am Leben zu halten.« Seine Stimme klingt verärgerter als beabsichtigt. »Und ich sehe das nicht als Problem.«
    »Ja, du bist damit beschäftigt, uns am Leben zu halten. Selbst wenn du nicht beschäftigt bist, bist du beschäftigt – und wenn du dann doch mit mir redest, geht es nur um die AUF, und wie schwer das alles für dich ist und dass die gesamte Welt auf deinen Schultern ruht.«
    »Ach, um Himmels willen, Risa, du gehörst doch nicht zu den verwöhnten Gören, die dauernd wollen, dass sich alles nur um sie dreht.«
    Da schiebt sich der Mond wieder hinter einer Wolke hervor und er sieht Tränen auf ihrem Gesicht glitzern. »Es ist ein Unterschied, ob sich alles um mich dreht oder ob ich für dich gar nicht mehr da bin.«
    Er öffnet den Mund, aber sein Gehirn versagt ihm den Dienst. Er könnte die tägliche Beinmassage anführen, hätte sie ihn nicht schon häufiger darauf hingewiesen, dass er auch zu diesen Gelegenheiten mit seinen Gedanken woanders ist.
    »Es ist der Rollstuhl, stimmt’s?«
    »Nein! Damit hat das gar nichts zu tun.«
    »Also gibt es einen Grund.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Was dann?«
    Er klettert aus dem Jet. Drei Schritte, die seine Welt von Risas trennen. Er kniet sich vor ihr auf den Boden und versucht ihr in die Augen zu sehen, die jedoch im Schatten liegen. »Risa, ich habe dich so gern wie eh und je. Das weißt du.«
    »Du hast mich gern?«
    »Ich liebe dich, okay? Ich liebe dich.« Die Worte gehen Connor nicht leicht über die Lippen. Wenn sie nicht wahr wären, könnte er sie gar nicht aussprechen. Er liebt Risa über alles, das ist nicht das Problem. Der Rollstuhl ist auch nicht das Problem und auch nicht seine Verantwortung für den Friedhof.
    »Du benimmst dich nicht wie ein Junge, der verliebt ist.«
    »Vielleicht, weil ich kein Junge mehr bin«, sagt er. »Das bin ich schon lange nicht mehr.«
    Sie denkt eine Weile nach und sagt leise: »Dann zeig mir, was für Gefühle du als Mann hast. So, dass ich es glauben kann.«
    Die Herausforderung hängt schwer in der Luft. Einen Augenblick überlegt er, ob er sie aus dem Rollstuhl heben und in den Jet tragen soll, sie hinten ins Schlafabteil bringen und für sie der Mann sein soll, der zu sein er behauptet. Aber Risa lässt sich nicht tragen. Unter keinen Umständen. Niemals. Er fragt sich, ob das wirklich ausschließlich seine Schuld ist. Vielleicht ist sie mitschuldig an dieser unsichtbaren Kluft zwischen ihnen.
    Da er ihr seine Gefühle anders nicht beweisen kann, streicht er ihr mit seiner eigenen Hand das Haar aus dem Gesicht, beugt sich vor und küsst sie leidenschaftlich. Das ganze Gewicht ihrer Beziehung legt er in diesen einen intensiven Kuss und auch den Frust, der sich in ihm aufgestaut hat. Dieser Kuss soll ihr sagen, was er mit Worten nicht ausdrücken kann. Doch als er sich von ihr löst, spürt er ihre Tränen auf seiner Wange.
    »Wenn du mich bei dir haben wolltest, hättest du eine Rampe gebaut.«

    Als Connor im Dunkeln in seinem Bett liegt, auf das der Mond kalte Lichtstreifen zeichnet, ist er wütend. Nicht auf Risa, denn sie hat recht. Er hätte mit Leichtigkeit eine Rampe zu seinem Jet bauen können. Das wäre in einem halben Tag erledigt gewesen. Aber was dann?
    Was wäre, wenn Risa wirklich immer bei ihm sein könnte – und wenn der Hai auf seinem Arm einen eigenen Willen hätte? Roland hatte Risa tätlich angegriffen, hatte versucht, sich ihr aufzuzwingen, und bestimmt hatte sie damals diesen verdammten Hai im Blick gehabt. Sie behauptet, er störe sie nicht, aber Connor stört er, und zwar so sehr, dass er Nacht für Nacht wach liegt. Denn was würde passieren, wenn sie beide zusammen wären und er in der Hitze der Leidenschaft, die sie sich beide wünschen, die Kontrolle verlöre? Was, wenn diese Hand Risa zu fest hielte, sie bedrängte, sie gar schlüge, wieder und wieder, und nicht aufhörte? Wie könnte er danach mit ihr zusammen sein, wenn er ständig

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