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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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Manchmal kommt auch Connor. Er setzt sich neben sie, hält aber Abstand, als wollte er nicht in ihre musikalische Sphäre eindringen. Die Tage, an denen Connor da ist, sind ihr die liebsten, doch das geschieht nur selten.
    »Er hat einfach den Kopf nicht frei«, hat Hayden einmal die Entschuldigung ausgesprochen, die eigentlich Connor hätte vorbringen müssen. »Er gehört den Menschen. Oder«, fügte er mit einem Grinsen hinzu, »zumindest zwei Menschen.«
    Hayden lässt nie eine Gelegenheit aus, eine spitze Bemerkung über Connors ungebetenen Anhang, Rolands Arm, loszuwerden. Risa ärgert das, denn sie findet das nicht zum Lachen. Manchmal starrt Connor seinen Arm düster an, und ihr wird angst und bange, dass er ihn gleich in aller Öffentlichkeit mit einer Axt abhacken könnte. Connor hat zwar auch ein transplantiertes Auge, doch das passt perfekt zu ihm, und die Quelle ist unbekannt. Es hat keine Macht über ihn. Mit Rolands Arm ist das etwas anderes, denn seine schiere Kraft ist für Connor eine schwere Belastung.
    »Du hast wohl Angst, dass er beißt?«, hat sie ihn einmal gefragt, als er den Hai fixierte.
    Connor erschrak und lief rot an. Dann tat er es mit einem Schulterzucken ab. »Nö. Ich habe mich nur gefragt, wann und warum sich Roland dieses bescheuerte Tattoo hat machen lassen. Wenn ich den treffe, der die Gehirnzelle mit dieser Info bekommen hat, frage ich ihn danach.« Mit diesen Worten schlenderte er davon.
    Wäre die tägliche Beinmassage nicht, würde Risa fast glauben, dass Connor sie vollständig vergessen hat. Aber nicht einmal diese Gelegenheiten sind noch das, was sie einmal waren. Sie sind zur Routine geworden. Risa hat das Gefühl, dass er nur kommt, weil er es sich einmal geschworen hat, und nicht, weil er es wirklich will.
    Beim Gedanken an Connor verspielt sie sich, greift bei demselben vermaledeiten Akkord daneben wie damals, als es beim Klaviervorspiel um Leben und Tod ging; danach wurde Risa in den Bus gesetzt, der sie zur Umwandlung bringen sollte. Sie schnaubt, nimmt die Finger von den Tasten und atmet einmal tief ein. Da ihre Musik weithin zu hören ist, ist ihr Frust so klar zu empfangen wie Radio Free Hayden.
    Am meisten belastet sie, dass es ihr überhaupt etwas ausmacht. Risa war immer unabhängig, körperlich wie emotional. Im staatlichen Waisenhaus entwickelt man entweder einen dicken Schutzpanzer oder man wird bei lebendigem Leibe aufgefressen. Wann hat sich das geändert? Als man sie zwang, Musik zu machen, während in dem Gebäude unter ihr Jugendliche zur Umwandlung gebracht wurden? Oder als sie ihre zerschmetterte Wirbelsäule akzeptierte, statt sie sich durch das gesunde Rückgrat eines Wandlers ersetzen zu lassen? Oder war es vielleicht schon viel früher: als sie merkte, dass sie sich gegen jede Vernunft in Connor Lassiter verliebt hatte?
    Risa spielt die Sonate zu Ende, denn egal, wie schlecht es ihr geht, sie kann einfach ein Musikstück nicht mittendrin abbrechen. Als sie fertig ist, müht sie sich mit dem trockenen, holprigen Boden unter den Rädern ihres Rollstuhls ab und steuert den Privatjet an.

9.
    Connor
    Connor döst in einem Sessel, der zu bequem ist, als dass man sich darin wach halten könnte, aber nicht bequem genug, um tief einzuschlafen. Als etwas gegen den Rumpf seines Jets knallt, ist er sofort hellwach. Beim zweiten Schlag merkt er, dass das Geräusch von der linken Seite kommt. Beim dritten wird ihm klar, dass jemand Steinchen gegen den Rumpf wirft.
    Ein Blick durch das Fenster zeigt ihm in der Dunkelheit nur sein Spiegelbild. Noch ein Steinchen. Er schirmt seine Augen mit der Hand ab und tritt näher an die Fensterscheibe. Das Erste, was er sieht, sind kreisförmige Gebilde, die das Mondlicht widerspiegeln. Der Rollstuhl. In diesem Moment wirft Risa einen weiteren Stein, der den Rumpf direkt oberhalb des Fensters trifft.
    »Was zum Teufel?« Er öffnet die Luke in der Hoffnung, dass sie mit ihrem Beschuss aufhört. »Was ist denn? Ist was passiert?«
    »Nein, nein«, sagt sie. »Ich wollte nur deine Aufmerksamkeit.«
    Er gluckst, weil er noch nicht bemerkt hat, in welcher Stimmung sie ist. »Da gibt es aber bessere Methoden.«
    »Nicht in letzter Zeit.«
    Sie fährt mit dem Rollstuhl ein wenig vor und zurück, um einen Dreckklumpen unter den Rädern zu zerstoßen, der sie in Schieflage bringt. »Willst du mich nicht hereinbitten?«
    »Du bist willkommen. Das bist du immer.«
    »Dann hättest du vielleicht eine Rampe bauen sollen.«
    Obwohl es

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