Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
Peru: 5000 Dollar
Verkauf einer Niere in der Ukraine: 200000 Dollar
Verkauf einer Niere in Vietnam: 2410 Dollar
Verkauf einer Niere im Jemen: 5000 Dollar
Verkauf einer Niere auf den Philippinen: 2000 bis 10 000 Dollar
Kauf einer Leber in China: 21900 Dollar
Verkauf einer Leber in China: 3660 Dollar
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11.
Raucher
Er wird sterben, da ist er sich ziemlich sicher.
Beim Sturz in die Grube hat er sich den Knöchel verstaucht, vielleicht sogar gebrochen. Der Fuß ist blau angeschwollen und das schon seit Tagen. Das ist zwar schlimm, aber bei Weitem nicht das Schlimmste.
Die Grube ist mehr als drei Meter tief, und selbst wenn sein Knöchel unversehrt wäre, käme er da nie wieder raus. Tagelang ruft er nun schon um Hilfe; mittlerweile bringt er nur noch ein trockenes Krächzen hervor.
Und das alles nur wegen dieser blöden Zigaretten.
Er hatte schon seit Wochen keine mehr geraucht. Sein Lieferant war wieder verhaftet worden, und obwohl in der Schule alle möglichen Jungs mit dem Rauchen angaben, wollte ihm keiner eine Zigarette geben oder wenigstens den Namen eines anderen Dealers verraten. So war er in diesem Teil der Stadt gelandet, einem Lagerhausviertel mit leer stehenden verrotteten Gebäuden, auf die aber noch niemand das Geld oder die Energie eines Abrisses verschwendet hatte.
Wenn er je wieder an Zigaretten kommen wollte, dann hier. Auch wenn er nur ein oder zwei Kippen von einem verdreckten Nikotinabhängigen ergattern konnte, war es den Versuch wert. An jenem Tag hatte er auf dem Heimweg schon zum dritten Mal einen Abstecher durch das Lagerhallenviertel gemacht, ohne etwas zu finden. Kein Mensch da. Nicht mal die Nikotinsüchtigen schienen sich um diese Gegend zu scheren.
Was für eine Überraschung, als er plötzlich eine offene Tür fand, vor der der Boden mit Zigarettenstummeln übersät war!
Er ging in das riesige verfallene Gebäude. Es roch verschimmelt und Farbsplitter überzogen den Boden wie Herbstlaub.
Dann sah er es: Hinten in der Halle lag eine Matratze. Sie war verdreckt und zerfetzt, wahrscheinlich das Zuhause eines Obdachlosen. Daran war nichts Besonderes. Aber auf der Matratze lag eine ungeöffnete Zigarettenschachtel. Er konnte sein Glück kaum fassen! Er sah sich noch einmal um, ob auch wirklich niemand da war, rannte zur Matratze und setzte den Fuß darauf, um sich die Schachtel zu nehmen. Noch bevor er die Zigaretten zu fassen bekam, krachte die Matratze unter seinem Gewicht in die Grube. Obwohl sie den Sturz abfederte, knallte er mit dem einen Knöchel ungebremst auf den Boden. Der Schmerz raubte ihm die Sicht. Als sein Blick wieder klar wurde, merkte er, was geschehen war.
Er wurde fuchsteufelswild. Zuerst dachte er, es handle sich um eine Art Dummejungenstreich, und rechnete jeden Moment damit, dass oben die Gesichter seiner Schulfreunde auftauchen würden, die mit dem Finger auf ihn zeigten und sich halb totlachten. Aber mit der Zeit begriff er, dass es alles andere als ein Spaß war. Er war in eine Falle getappt.
Aber wenn es eine Falle war, warum kam dann fünf Tage lang niemand? Unten hatte sich ein Krug Wasser und eine Schachtel mit Keksen befunden, außerdem eine Keramikschüssel, damit er seine Notdurft verrichten konnte. Wer auch immer die Falle gestellt hatte, wollte nicht, dass er verhungerte. Mit der Rationierung nahm er es daher nicht so genau. Doch die Kekse und das Wasser waren nach drei Tagen aufgebraucht, und nun ist nur noch die lausige Schachtel Zigaretten da, die er nicht rauchen kann, weil er keine Streichhölzer hat. Er hat sogar schon versucht, den Tabak aus dem Papier zu essen, in der Hoffnung, dass er irgendwelche Nährstoffe enthält, doch der eklige Geschmack hat bei ihm nur einen trockenen Würgereiz ausgelöst.
Nun, da sich der fünfte Tag seinem Ende zuneigt, glaubt er nicht mehr, dass noch jemand kommt. Man wird ihn erst finden, wenn es schon zu spät ist. Da, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, hört er Schritte auf den Farbsplittern des Lagerhausbodens knirschen.
»He«, ruft er, »hier bin ich!« Seine Stimme ist kaum mehr als ein Krächzen, aber das reicht aus. Ein Gesicht taucht über ihm auf.
»Mein Gott, was machst du denn da unten? Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Hilfe …«
»Wart mal einen Moment.« Der Mann geht weg und kommt kurz darauf mit einer Aluleiter zurück, die er in die Grube stellt. Obwohl der Junge kaum die Kraft hat aufzustehen, schafft er es irgendwie, nach oben
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