Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
Schloss erhalten, zu dem nur Connor einen Schlüssel besitzt, den er ständig um den Hals trägt.
Dolores ist das Waffenarsenal. Sie ist mit Waffen gefüllt, die schwierige Jugendliche unter keinen Umständen in die Hände bekommen sollten. Es sei denn natürlich, sie tragen Uniform. Die Angst, dass sie sich auf dem Friedhof eines Tages verteidigen müssen wie im Warschauer Ghetto, beschäftigte den Admiral ebenso wie nun Connor. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht daran denkt, kein Tag, an dem er nicht den Schlüssel um seinen Hals zwischen den Fingern dreht wie ein Kreuz. Heute allerdings stattet er Dolores aus einem anderen Grund einen Besuch ab: Er will den Friedhof nicht vor einem Angriff, sondern vor Infiltration bewahren. Heute öffnet er die Luke und holt sich eine Pistole Kaliber .22 und die zugehörige Munition.
15.
Connor
Trace schläft in einer rostigen alten DC-3, in der die schwierigsten und lästigsten Jugendlichen untergebracht sind. Das ist die inoffizielle Arrestzelle, als deren inoffizieller Aufseher Trace fungiert. Da in der alten Propellermaschine die Toilette nicht funktioniert, müssen die Bewohner ein DIXI-Klo benutzen, das am Fuß der Gangway aufgestellt ist. Das Schloss ist kaputt, Connor hat es vor ein paar Stunden zerstört.
Nach Beginn der abendlichen Ausgangssperre warten er und die beiden härtesten Yolos, die er auftreiben konnte, im Schutz des benachbarten Flugzeugs und beobachten die DC-3.
»Warum müssen wir Trace beseitigen?«
»Schsch!«, macht Connor und flüstert dann: »Weil ich es sage.«
Nur er hat eine Waffe und sie ist geladen. Seine Schläger hat er bloß zur Unterstützung dabei, denn er weiß, dass er Trace nicht allein überwältigen kann. Connor hat vor, ihn in die Ecke zu treiben, zu fesseln und als eine Art Kriegsgefangenen zu inhaftieren. Und er ist entschlossen, wenn nötig von der Waffe Gebrauch zu machen.
Nimm nie eine Waffe in die Hand, wenn du nicht bereit bist, sie zu benutzen , hat der Admiral ihm eingeschärft. Wenn Connor hier für Ordnung sorgen will, muss er sich an die Vorgaben des Admirals halten.
Etwa alle zwanzig Minuten kommt jemand aus dem Flieger und geht aufs Klo. Trace war noch nicht dabei.
»Sollen wir die ganze Nacht hier warten?«, beschwert sich der, der die Handschellen bei sich hat.
»Wenn es sein muss.« Connor fragt sich schon, ob zu der Militärausbildung, die Trace durchlaufen hat, auch die übermenschliche Kontrolle seiner Blase gehört, als ein paar Minuten nach Mitternacht endlich Trace die Gangway herunterkommt.
Sie warten, bis sich die Klotür schließt, und schleichen sich dann zum DIXI-Klo, Connor voran. Er nimmt die Pistole in die rechte Hand, Rolands Hand, spürt den kalten Griff und den Abzug. Er entsichert die Waffe, nimmt einen tiefen Atemzug und reißt die Tür auf.
Trace starrt ihm entgegen und wirkt alles andere als überrumpelt. Mit einer einzigen Bewegung schnappt er sich die Waffe, reißt Connor zur Seite, tritt ihm die Beine weg, sodass er mit dem Gesicht im Dreck landet, und verdreht ihm Rolands Arm schmerzhaft hinter dem Rücken. Connor spürt, dass die Naht des Transplantats zum Reißen gespannt ist.
Während sich Connor vor lauter Schmerzen nicht rühren kann, schlägt Trace seine beiden Begleiter nieder, ehe sie sich davonmachen können, und lässt sie bewusstlos im Staub liegen. Dann wendet er sich wieder Connor zu.
»Erstens ist es unter deiner Würde, einen Mann beim Scheißen zu überfallen. Zweitens darfst du nie tief einatmen, ehe du jemanden angreifst. Damit verrätst du dich.«
Als Connor sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihm umdreht, spürt er die Mündung der Pistole an seiner Stirn. Trace sieht ihn streng an, lässt aber einen Augenblick später die Waffe sinken. »Mach dir nichts draus«, sagt er. »Ich war nicht nur bei der Luftwaffe, sondern auch bei einer Spezialeinheit. Ich hätte dich auf neun verschiedene Arten umbringen können, ehe du auf dem Boden aufgeschlagen wärst.« Er sichert die Waffe, doch in diesem Moment packt Connor ihn am Handgelenk, wirft ihn um, entreißt ihm die Waffe und zielt wieder auf Trace, während der sich aufrappelt.
»Es ist immer noch eine Patrone in der Kammer«, erinnert Connor ihn.
Trace geht mit erhobenen Händen zurück. »Gut gemacht. Ich bin wohl doch etwas eingerostet.« Sie stehen da wie versteinert, bis Trace sagt: »Wenn du mich töten willst, tu’s jetzt – du kannst mich nicht dauerhaft in Schach halten.« Aber Connors
Weitere Kostenlose Bücher