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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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fensterlosen Panzerfahrzeug in eine andere Haftanstalt gebracht. Die Fahrt dauerte zwei Stunden, und sie vermutet, dass sie in Phoenix ist. Hier schickt man ihr Vernehmungsbeamte in die Zelle, die ihr alle möglichen Fragen stellen.
    »Wie viele Jugendliche sind auf dem Friedhof?«
    »Eine Menge.«
    »Wer schickt euch Vorräte?«
    »George Washington. Oder war es Abraham Lincoln? Ich vergesse das immer.«
    »Wie oft kommen Neue?«
    »Wie oft schlagen Sie Ihre Frau?«
    Die Beamten sind fuchsteufelswild, aber sie hat nicht die Absicht, ihnen etwas Nützliches mitzuteilen. Außerdem kennen sie die Antworten auf diese Fragen sowieso. Sie wollen lediglich testen, ob Risa lügt oder die Wahrheit sagt. Sie tut keins von beidem, sondern fährt jede Befragung an die Wand.
    »Wenn du kooperierst, wird vieles leichter für dich«, behaupten sie.
    »Ich will es nicht leichter haben«, antwortet sie. »Mein Leben ist immer hart gewesen. Ich bleibe lieber bei dem, was ich kenne.«
    Sie sorgen dafür, dass sie Hunger hat, lassen sie aber nicht verhungern. Sie erzählen ihr, dass sie Elvis Robert Mullard gefangen genommen und mit ihm vereinbart haben, dass er aussagt. Aber sie weiß, dass sie lügen, denn wenn sie ihn hätten, wäre ihnen klar, dass es nicht Mullard ist, sondern Connor.
    So geht das zwei Wochen lang. Dann, eines Tages, kommt ein JuPo herein, zielt mit der Waffe auf Risa und betäubt sie – nicht mit einem Schuss ins Bein, wo es nicht so wehtun würde, sondern direkt in den Brustkorb, wo es sticht, bis sie das Bewusstsein verliert.
    Sie wacht in einer anderen Zelle wieder auf. Ein bisschen neuer und größer vielleicht, aber immer noch eine Zelle. Sie hat keine Ahnung, wo man sie diesmal hingebracht hat und warum. Die Unterkunft ist nicht rollstuhlgeeignet, und seit ihrer Ankunft hat ihr niemand Hilfe angeboten. Nicht, dass sie sie annehmen würde, aber es kommt ihr doch wie Absicht vor, dass sie sich mit einem Absatz vor dem Badezimmer herumschlagen muss und das Bett zu hoch für sie ist.
    Eine Woche lang bringt ihr ein schweigender Wachmann in einer Pseudo-Polizeiuniform das Essen. Risa weiß, dass sie nicht mehr in den Händen der Jugendbehörde ist, aber an wen sie jetzt geraten ist, bleibt ein Rätsel. Dass man ihr keine Fragen mehr stellt, beunruhigt sie genauso, wie es Connor beunruhigt, dass auf dem Friedhof keine Razzia durchgeführt wird. Ist ihre Rolle denn so unbedeutend, dass die Jugendbehörde Risa nicht einmal foltert, um von ihr zu erfahren, was sie wissen will? Haben sie sich Illusionen gemacht, als sie annahmen, dass sie etwas bewirken können?
    All die Zeit hat sie jeden Gedanken an Connor beiseitegeschoben, weil es einfach zu sehr schmerzte. Wie entsetzt muss er gewesen sein, als sie sich auslieferte. Entsetzt und fassungslos. Egal, soll er doch – er kommt schon darüber hinweg. Risa hat es für Connor genauso getan wie für den verletzten Jungen, denn so schmerzhaft das Eingeständnis auch ist: Risa weiß, dass sie für Connor nur noch eine Last ist. Wenn er die Jugendlichen auf dem Friedhof anführen will, wie der Admiral es getan hat, kann er nicht Risa die Beine massieren und sich den Kopf darüber zerbrechen, was sie für ihr Wohlbefinden braucht. Vielleicht liebt er sie wirklich, aber es ist nicht zu übersehen, dass in seinem Leben im Moment kein Platz für sie ist. Mehr als Lippenbekenntnisse sind für sie nicht drin.
    Risa hat keine Ahnung, was ihr die Zukunft noch bringen wird. Sie weiß nur, dass sie sich auf diese Zukunft konzentrieren muss und nicht auf Connor, egal, wie schwer es ihr fällt.

    Ein paar Tage später bekommt Risa doch noch Besuch: von einer gut gekleideten Frau mit autoritärer Ausstrahlung.
    »Guten Morgen, Risa. Es ist mir eine Freude, das Mädchen hinter dem ganzen Affenzirkus, den die Medien um dich gemacht haben, endlich persönlich kennenzulernen.«
    Risa beschließt auf Anhieb, dass jemand, der das Wort »Affenzirkus« verwendet, nicht ihr Freund sein kann.
    Die Frau setzt sich auf den einzigen Stuhl in der Zelle. Bisher wurde er nie benutzt, weil er für eine Querschnittsgelähmte nicht geeignet ist. Im Gegenteil: Wie alles andere in ihrer Zelle scheint er wie dafür gemacht, dass Risa ihn nicht nutzen kann. »Ich vermute, man behandelt dich gut?«
    »Man ›behandelt‹ mich überhaupt nicht. Man ignoriert mich.«
    »Man ignoriert dich nicht«, sagt die Frau. »Man hat dir nur Zeit gegeben, dich einzugewöhnen. Zeit für dich allein.«
    »Irgendwie

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