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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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Interviews. Roberta und ihre Freunde vom Proaktiven Bürgerforum stellen eine erstklassige Werbekampagne auf die Beine – Plakatwände, Werbeanzeigen, Internet, Fernsehen. Es sind immer nur Fotos und trotzdem ist die Werbung beeindruckend.
    Die ersten Anzeigen werden extreme Nahaufnahmen verschiedener Körperteile von ihm sein. Ein Auge, Strähnen seines vielfarbigen Haars, Hautschattierungen auf seiner Stirn. Jedes Bild wird von einem einprägsamen, aber rätselhaften Slogan begleitet, zum Beispiel: »Die Zeit ist reif«, oder: »Das wunderbare Morgen«. Nichts deutet darauf hin, für was da geworben wird. Dann, wenn die Neugier der Öffentlichkeit geweckt ist, wird Phase zwei eingeläutet, in der sein Gesicht abgebildet wird, dann sein Körper und schließlich er als vollständiger Mensch.
    »Wir umgeben dich mit einem Mysterium«, hat ihm Roberta erklärt. »Wir bedienen die kindliche Faszination vom Exotischen, bis die Leute ungeduldig darauf warten, mehr zu sehen.«
    »Striptease«, erwiderte Cam.
    »Eine gehobene Version dieses Prinzips«, gab Roberta zu. »Wenn die Werbekampagne an Fahrt gewinnt, wirst du von der Öffentlichkeit nicht mehr als Freak wahrgenommen, sondern als Star – und wenn du dann deine ersten Interviews gibst, werden sie zu unseren Bedingungen stattfinden.«
    »Meinen Bedingungen«, verbesserte Cam.
    »Ja, natürlich. Deinen Bedingungen.«
    Nun, während Cam Risa durch den Einwegspiegel beobachtet, fragt er sich, was sie wohl dazu bewegen könnte, nach seinen Bedingungen zu leben. Roberta hat ihm erklärt, er könne alles haben, was er begehre. Und wenn das, was er am meisten begehrt, eine Risa ist, die sich freiwillig mit ihm abgibt?
    »Cam, bitte – komm jetzt, wir sind spät dran.«
    Cam steht auf, doch bevor er geht, wirft er Risa, die sich auf ihr Bett gekämpft hat, noch einen letzten Blick durch den Spiegel zu. Sie liegt ausgestreckt auf dem Rücken und starrt verdrießlich an die Decke. Dann schließt sie die Augen.
    Der ewige Dornröschenschlaf , denkt Cam. Aber ich werde dich von den giftigen Dornen befreien, die dein Herz umschließen. Und dann wird dir nichts anderes übrig bleiben, als mich zu lieben.

30.
    Nelson
    Der ehemalige JuPo und jetzige Teilepirat macht einen kleinen Abstecher, um eine seiner ertragreichsten Fallen zu überprüfen. Allerdings liegt sie ungünstig, auf einem Acker, der bei Gewitter überschwemmt wird. Nichts ist ärgerlicher als ein ertrunkener EA. Und den muss er dann auch noch loswerden. Nelson würde lieber weiter nach Geheimverstecken suchen, weil er hofft, in einem von ihnen Connor Lassiter zu finden. Aber da für den Mittleren Westen schwere Gewitter vorhergesagt sind, muss er zuerst diese eine Falle kontrollieren.
    Das Abwasserrohr, um das es sich handelt, ein sieben Meter langer Betonzylinder mit einem Durchmesser von eineinhalb Metern, befindet sich auf einem Acker, der seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird. Ein halbes Dutzend solcher Rohre, Reste einer öffentlichen Baumaßnahme, die dann doch nicht durchgeführt wurde, liegen überwuchert von Unkraut auf dem Feld herum. Es ist ein hübsches Versteck für flüchtige Wandler und in einem der Tunnelabschnitte befindet sich sogar ein Vorratslager mit Lebensmitteldosen. Eben dieses Rohr ist von innen jedoch mit einem stark klebrigen Harz beschichtet. Das heftet sich mit einer Hartnäckigkeit an Kleider und Haut, als wäre man am Beton festgeschraubt. Nelson findet es aufregend, dass er Wandler einfangen kann wie Stubenfliegen.
    Und tatsächlich hängt ein Jugendlicher im Rohr fest wie eine Fliege im Spinnennetz. »Hilfe!«, ruft er. »Bitte helfen Sie mir!« Der Junge ist spindeldürr und picklig und hat schiefe Zähne, die von Kautabak oder schlechten Genen gelb verfärbt sind – ein alles andere als hochwertiges Exemplar, das auf dem Schwarzmarkt nicht viel einbringen wird. Sein Haar ist völlig verklebt, obwohl Nelson vermutet, dass es im gewaschenen Zustand kaum besser aussieht.
    »Mein Gott! Was ist denn mit dir passiert?«, fragt Nelson mit gespielter Besorgnis.
    »Das ist so was wie Klebstoff! Ich komme nicht raus!«
    »Okay«, sagt Nelson. »Ich glaube, ich kann dir helfen. Ich habe Lösungsmittel im Bus.« In Wahrheit hat er es schon dabei. Er tut so, als liefe er weg und kehrte wieder zurück, weicht einen stinkenden Lumpen mit der Flüssigkeit ein, klettert in den Tunnel und tupft Kleider und Haut des Jungen damit ein. Nach und nach befreit er ihn von dem Klebstoff.
    »Danke,

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