Vollendung - Thriller
Flammen.
Der verirrte Schuss des Bildhauers hatte ein Elektro-Schweißgerät in Brand gesetzt, und das verspritzte Aceton hatte sich nun entzündet. Cathy wich zum Transporter zurück, während die wütenden Bewegungen des Bildhauers die Stahlwanne schaukeln ließen und weiteres Aceton unter dem nur teilweise verschlossenen Deckel hervorschwappte. Cathy drehte sich im Kreis, ringsum verbanden und vervielfachten sich die Flammen. Dann sah sie den Zündschlüssel des Transporters im Schloss stecken.
»Steh auf, Sam!«, rief sie. »Steig in den Transporter!«
Mit einer Kraft, die nicht ihre eigene sein konnte, beförderte sie den halb bewusstlosen FB I -Agenten durch die offene Seitentür in das Fahrzeug, kletterte auf den Fahrersitz und drehte den Zündschlüssel um. Plötzlich brach der Bildhauer in einer Fontäne aus Aceton aus der Stahlwanne. Und im selben Moment, in dem sie den Rückwärtsgang einlegte, sah sie den Mann in Flammen aufgehen. Sie sah, wie er auf sie zeigte und wie ein Feuerteufel schrie, als die Wanne explodierte; die Wucht der Detonation raubte ihr den Atem, während der Transporter in einem Feuerball durch das Garagentor brach. Cathy nahm den Fuß nicht vom Gas; sie krachte gegen einen Baum beim Versuch, sich im Rückwärtsgang von den Flammen zu entfernen, die inzwischen die acetongetränkte Windschutzscheibe bedeckten und sich wie ein loderndes Tuch um den gesamten Wagen legten.
»Sam!«, rief sie und zog ihn aus der Seitentür des brennenden Transporters. Sie half Markham auf und stützte ihn trotz ihres verletzten Knöchels. Dann stolperten sie zusammen die überwucherte Einfahrt hinunter.
Sie waren kaum weiter als zwanzig Meter gekommen, als eine weitere Explosion sie zu Boden warf und einen Schwall heißer Luft über sie hinwegblies. Aber Cathy drehte sich nicht um – sie sah nicht, wie das Kutschhaus in einer Wolke chemikaliengenährter Flammen aufging. Alles, was für sie jetzt zählte, war Sam Markham.
»Es ist vorbei, Sam«, flüsterte sie und hielt ihn in ihren blutgetränkten Armen. »Es ist alles vorbei.«
Epilog
Ein Jahr später, Sonntagmorgen,
irgendwo in Connecticut
Cathy klappte ihr Handy zu und blieb einfach auf der hinteren Veranda sitzen, wo sie ihren Kaffee schlürfte und auf den Fluss schaute. Es war alles so schnell gegangen, war alles noch so neu, doch es fühlte sich trotzdem nach Zuhause an. Die Unterhaltung mit Rhonda, ihrer neuen Literatur- und P R -Agentin, hatte sie jedoch beunruhigt und mit einem Gefühl der Benommenheit und Verwirrung zurückgelassen – und das so sehr, dass sie es kaum bemerkte, als Sam Markham neben ihr Platz nahm.
»Entschuldigung, sagtest du etwas?«, fragte sie.
»Ich habe gefragt, ob du noch eine Tasse willst.«
»Nein danke.«
»Wie ist es gelaufen?«
»Wie immer – das übliche Gerangel um Prozentsätze in dem neuen Buchvertrag. Aber die große Neuigkeit ist, dass ich nach Hollywood fliegen soll, um als Beraterin bei dem Film tätig zu werden – Vorbesprechungen zur Produktion und einen Haufen anderes Zeug, das ich nur halb verstanden habe.«
»Jetzt schon?«
»Nächste Woche.«
»Du meinst, wenn Janet und Dan zu Besuch kommen wollten?«
»Ja.«
»Verdammt. Die sind ganz schön fix da drüben.«
»Ich habe zu Rhonda gesagt, ich kann nicht; sie wird jetzt schauen, ob sie sich mit ihren Terminen nach mir richten können.«
»So kenne ich meine kleine Drahtzieherin«, sagte Sam Markham. Er zuckte zusammen, als er sich vorbeugte, um sie zu küssen. Cathy rieb ihm die Schulter.
»Macht sie dir heute Morgen Probleme?«
»Nein, nein«, sagte er und lächelte. »Tut wohl nur ein bisschen weh von der Bewegung.«
Cathy wusste, dass er log, sie wusste, ihr Sam würde niemals jammern. Sie küsste ihn – das Gespräch mit Rhonda über Prozentsätze und Filmrechte an ihrem noch unvollendeten Buch löste sich schlagartig in nichts auf, als sie in die Augen ihres Mannes blickte, als sie einmal mehr daran erinnert wurde, wie glücklich sie sich schätzen konnte, dass sie ihn noch hatte.
Tatsächlich hatten die Kugeln aus der Waffe des Bildhauers Special Agent Sam Markham von Kopf bis Fuß übel zugerichtet. Sie hatten die Knochen seiner linken Schulter zertrümmert, seinen linken Lungenflügel kollabieren lassen und einen hübschen Brocken aus seinem rechten Bein gerissen. Die Ärzte sagten, Markhams Schulter würde gut ausheilen – vielleicht hin und wieder ein bisschen schmerzen, wenn das Wetter umschlug –, aber er
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