Vollendung - Thriller
möglich? Konnte das alles wahr sein?
Christian! Lieber Gott, Christian!
Cathy nahm plötzlich eine Bewegung rechts von ihr wahr – sie sah einen Schatten über den Videoschirm oberhalb von ihr huschen.
Dann beugte sich das Gesicht des Bildhauers über sie. Er lächelte.
»Sie sind wach, Dr. Hildy«, sagte er – und fing zu kichern an. »Nun ja, noch nicht zur Gänze erweckt, wie Sie mir sicher zustimmen werden.«
Der Bildhauer verließ sie wieder, und Cathy konnte etwas Metallenes quietschen hören – etwas rollte über den Boden. Ihr Herz schlug heftig, und in ihrem Kopf dröhnte eine Stimme, die sagte, ihre Schlussfolgerungen mussten einfach wahr sein – und die ihr zugleich verriet, was sie tun musste, um zu überleben!
»Allerdings«, sagte der Bildhauer bei seiner Rückkehr an den Tisch, »muss ich einige proportionale Anpassungen vornehmen – muss Ihnen ein Schlafmittel geben, während ich an Ihren Titten arbeite. Dann werden Sie aufwachen, Dr. Hildy. Dann werden Sie aus dem Stein hervorkommen, wie vom Schicksal beabsichtigt.«
Cathy spürte etwas Kaltes, Nasses an ihrem Unterarm – der Bildhauer bereitete sie für eine Infusion vor.
»Aber sagen Sie mir zuerst, wer Sie sind«, sagte er, hielt inne und sah ihr tief in die Augen. »Sicherlich wissen Sie es tief in Ihrem Innern bereits, sicher verstehen Sie bereits. Sagen Sie mir, wer Sie sein werden. Nacht oder Morgendämmerung. Morgendämmerung oder Nacht ? Ich persönlich sehe Sie mit Ihrer Knochenstruktur zweifelsfrei als die Morgendämmerung. Aber angesichts der Geschichte mit den Titten Ihrer Mutter sagt Ihnen die Nacht vielleicht mehr zu. So oder so, ich verspreche, ich überlasse es Ihnen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Nach allem, was Sie für mich getan haben, schulde ich Ihnen das.«
In diesem Moment begann Cathy zu sprechen.
»Mein lieber Christian«, sagte sie, mit einer Stimme, die nicht ihre eigene war, und das leichte Flackern des Erkennens im Auge des Bildhauers gab ihr die Kraft fortzufahren. »Ach, mein Sohn, mein lieber Junge – lass mich dich ein letztes Mal umarmen.«
Der Bildhauer legte neugierig den Kopf schief.
»Maria, Maria Muttergottes«, sagte Cathy automatisch, eine innere Macht befahl ihr, was sie sagen musste. »Mutter und Tochter und Frau des Sohns. Lass mich dich noch einmal halten, mein Christian. Wie in unserer Pietà .«
Der Bildhauer beugte sich vor.
»Ich bin hier, mein Christian. Deine Maria – deine Mutter, deine Tochter, deine Frau. Ich wusste, du würdest verstehen. Ich wusste, du würdest mich wiederfinden – mein Geliebter, mein einziger Sohn.«
»Mutter?«, flüsterte der Bildhauer, und seine Augen wurden feucht.
»Ja, mein Christian«, sagte Cathy – zugleich hellwach und dem Wahnsinn nahe im faulen Atem des Bildhauers. »Es ist deine Maria – deine Frau, deine Mutter. Mach die Riemen los, mein Sohn. Lass mich dich wieder lieben. Lass mich dich auf diese besondere Art lieben, die niemand sonst versteht – unser Geheimnis. So wie damals, als du ein Junge warst. Lass mich dich in die Arme nehmen und dich so halten wie früher – genau wie in der Pietà .«
»Mutter?«, wiederholte der Bildhauer. »Mutter, bist du das?«
»Ja, mein Christian. Lass mich dich wieder lieben. Genau wie in der Pietà .«
»Genau wie in der Statue, Mutter?«
»Ja, mein lieber Christian. Maria und Christus. Eine Mutter, die ihren Sohn liebt. Genau wie in der Statue.«
Der Bildhauer bewegte sich nicht – sein Gesicht schwebte so dicht über ihrem, dass er sie hätte küssen können –, aber Cathy spürte seine Finger an den Riemen um ihre Handgelenke.
»So ist es gut, mein Sohn. Lass mich aus dem Stein hervorkommen. Lass mich dich von jenseits des Grabs noch einmal berühren.«
Erst rechts, dann links – ja, ihre Hände waren frei! Der Bildhauer lag auf ihr, er schmiegte das Gesicht an ihren Hals, und seine Erektion drückte gegen ihre Beine.
»Ich bin hier, Mutter.«
»So ist es gut, mein kleiner Christian.« Cathy stöhnte – eine Woge von Übelkeit lief durch ihren Körper. Sie schluckte heftig und fuhr mit den Fingernägeln an dem muskulösen Rücken des Bildhauers hinunter. »Der Riemen über meinem Kopf, Christian – über meiner Brust und an meinen Füßen – befreie mich aus meinem Schlaf, mein Sohn. Lass deine Mutter frei. Lass mich dich noch einmal lieben, nach all den Jahren. Lass mich aufsitzen und dich halten wie in der Statue.«
Wie von außerhalb, als
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