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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Wasser halten und sich aufs Schwimmen
    konzentrieren konnte.
    Mit drei Leuten und einer Menge Gerät war das Zode am Rand seiner Belastbarkeit, aber die 50 PS machten das recht gut wett. Da wir im Dunkeln mit dem offenen
    Fahrzeug unterwegs waren, mußte ich ans Radeln in
    Brighton denken und verfiel prompt wieder in meine alte paranoide Masche. Statt direkt auf die Basco Explorer zuzusteuern, fuhr ich ums südliche Ende der Insel herum, machte einen kilometerweiten Bogen nach Osten und
    näherte mich dem Schiff von hinten.
    Boone sagte etwas, das ich nicht verstand, ließ sich aus dem Zode fallen und war weg. Wir wurden ein paar
    Knoten schneller und tuckerten einfach weiter geradeaus.
    Jetzt hatten wir nichts mehr zu verbergen, also fuhren wir dicht an die Basco Explorer heran und begafften sie wie zwei Pöyzen-Böyzen-Fans vom platten Land, die noch
    nie einen Frachter gesehen haben.
    War nicht viel los an Bord. Blaues Licht flimmerte hinter den Fenstern der Brücke; da hingen Leute vor der Glotze und sahen wahrscheinlich, wie Boone ihren obersten Boß zu Boden schickte. Natür lich ahnten sie nicht, daß sich ebendieser Typ gerade von achtern an sie ranmachte. Wir hörten zwei Männer an der Reling miteinander sprechen.
    »He! Ahoooiii!« schrie Bart. »Was macht ihr da, Jungs?«
    Ich konnte es nicht fassen. »Himmelarsch, Bart. Halt die Schnauze. Wir wollen doch nicht mit denen reden!«
    »Boone hat gesagt, wir sollen sie ablenken, hast du das nicht mitgekriegt?« Bart legte die Hände um den Mund und grölte: »He! Ist da jemand?« Ich wiederum schlug die Hände vors Gesicht und versuchte tief durchzuatmen.
    Die Leute beendeten ihren Schwatz, und einer beugte
    sich vor, um uns zu begutachten: ein junger Typ, kein leitender Angestellter und kein Schiffsoffizier, sondern ein einfacher Matrose, der an der Reling stand und eine qualmte. Bei der Fracht, die die Explorer an Bord hatte, war es wahrscheinlich verboten, unter Deck zu rauchen.
    »He! Wie schnell marschiert 'n das Ding?!« rief Bart.
    »Zwanzig Knoten an 'nem guten Tag«, sagte der
    Matrose.
    »Knoten? Was ist das?«
    »Eine Seemeile, bißchen mehr als einskommaacht
    Kilometer.«
    »Dann fährt das Ding - was, sechsunddreißig Kilometer am Tag? Das ist aber nicht viel, Mann.«
    Mein Hausgenosse hatte mich zur Untätigkeit vergattert.
    Ich lehnte mich zurück und spielte den Zuschauer.
    Genaugenommen war er nicht mehr me in Hausgenosse,
    weil unser Haus von seinem Besitzer in die Luft gejagt worden war. Das hieß wohl, daß wir jetzt Freunde waren; irgendwie furchterregend.
    »Nein, nein, sechsunddreißig Kilometer in der Stunde«, erklärte der Matrose. »Sogar noch 'n Tick mehr, wenn man genau rechnet. He, fahrt ihr zu der Party da
    drüben?«
    Bart war schon im Begriff, »Klar« zu sagen, aber ich stellte mir vor, daß der Matrose dann mitkommen wollte und ich ein paar Stunden warten mußte, bis sie sich auf den Grund der Schnapsmülltonne durchgesoffen hatten.
    Also sagte ich: »Nee. Die Cops sind gerade aufgekreuzt und sprengen sie.«
    »Schiet.«
    »He, mach dir nichts draus«, sagte Bart, »wir haben 'n paar Flaschen Guinness dabei. Könnten wir raufkommen und uns deinen Kahn mal ansehen?«
    Der Matrose überlegte eine Weile. »Ich glaub' nicht, daß der Käptn da was gegen hat«, sagte er schließlich. »Wenn wir an der Pier sind, wird das unheimlich streng mit der Sicherheit. Wegen Terroristen. Aber jetzt sind wir ja noch nicht an der Pier.«
    Wenn Bart auf Spectacle Island vorgeschlagen hätte, daß wir auf diese Weise versuchen sollten, an Bord zu
    kommen, hätte ich ihn ausgelacht. Aber das war eben
    seine besondere Magie. Der Matrose rollte eine
    Strickleiter aus, und wir kletterten rauf.
    »Auf deine krumme Art traust du dich viel mehr als ich«, sagte ich auf dem Weg nach oben. Bart zuckte nur die Achseln.
    Der Matrose hieß Tom. Wir gaben ihm ein Guinness und machten mit ihm einen kleinen Rundgang an Deck,
    staunten die Ankerketten und die Rettungsboote und die Luken zum toxischen Laderaum wie Weltwunder an. Auf
    dem ganzen Schiff roch es penetrant nach organischen Lösungsmitteln.
    »Das Scheißwasser stinkt aber heute abend, Mann«,
    bemerkte Bart. Ich verpaßte ihm einen Tritt gegens
    Schienbein.
    »Ja, aber da darfst du mich nicht nach fragen«, kicherte Tom.
    Nachdem wir uns auch das hintere Ende des Schiffs
    einschließlich des großen Ladekrans angeschaut hatten, liefen Tom und Bart zum Bug, und ich konnte der
    Versuchung nicht

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