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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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von Simon Peters! Über mir empfiehlt sich die schärfste Frau des Clubs gerade für den Porno-Oscar, und ich liege da wie ein verdurstender Strafgefangener auf Guantanamo nach zwei Tagen CIA-Verhör.
    »Tut mir Leid«, sage ich, als ich mir sicher bin, dass da nichts mehr größer wird, »liegt nicht an dir!«
    »Macht nix«, sagt sie und umarmt mich.
    Gehen muss ich trotzdem.
    Mit einem Pauschalmojito und meiner letzten Kippe setze ich mich an den einsamen Clubstrand. Der Sand ist noch warm, fast könnte man hier draußen übernachten. Morgen geht's in den Flieger, zurück in meinen kleinen, grauen Alltag, zurück in die Welt der DSL-Anschlüsse und Single-Sessel-Abende vor dem Fernseher. Von irgendwo höre ich das Lachen einiger Single-Verlierertisch-Idioten. Womöglich haben sie ja Sex am Strand. Ich denke daran, wie Aneta mich am Nachmittag mit dem Motorboot an den Strand gezogen hat. Fast wäre ich gegen die gefährlichen Klippen gefahren, hat sie gesagt. Gefährliche Klippen. Als ich die Holztür zur Wassersport-Station aufbreche, sehe ich meinen Banker alleine und mit wirrem Haar und Weinflasche auf dem Bootssteg sitzen. Er ist besoffen.
    »Hey ... Simon, ich hab dich gesehen mit Aneta an der Bar. Haste Erfolg gehabt?«
    Ich ziehe ein Schulungs-Surfbrett aus dem Lager und lasse es auf den Sand fallen.
    »Sagen wir so ... ich bin drei Mal gekommen!«
    »Nicht schlecht!«
    »Ja, und bei dir und deiner Süßen?«
    »Sie hat Schluss gemacht!«
    »sm? Nicht du?«
    »Nein, sie!«
    Ich ziehe ein weiteres Surfbrett aus dem Lager und lege es neben ihn. Wir sind zwar beide betrunken, aber mit ein bisschen Glück schaffen wir das schon zu den gefährlichen Klippen.
    LALA
    Als ich nach fünf Stunden Flug fix und fertig die Tür zu meiner Wohnung aufschließe, bügelt Lala gerade zu kroatischer Volksmusik meine Hemden. Richtig. Lala ist meine Putzfrau. Warum sie allerdings ausgerechnet heute sauber macht und nicht in der Woche, in der ich im Urlaub war, ist mir ein Rätsel.
    »Siiiiimmmmon! Bist du wieder da. Und wie braun!«, freut sie sich aufrichtig.
    Ich stelle meine Reisetasche neben die Eingangstür und gebe Lala die Hand.
    »War Wohnung schmutzig letzte Woche, hattest du Party?«, will sie wissen.
    >Wie war dein Urlaub?< wäre eine passendere Frage gewesen, denke ich mir so. Ich muss mich erst mal sammeln. Lala war das Letzte, mit dem ich gerechnet habe.
    »Letzte Woche? Ach so ... ich hab ein paar Leute aus'm Club mitgenommen, wir haben noch einen getrunken und ... na ja ... ich hab nicht alles weggeräumt und so ... wieso willste das denn wissen?«
    Lala zögert ein wenig, offenbar ist es ihr peinlich, mich das zu fragen. In einer Art kroatischer Übersprunghandlung füllt sie destilliertes Wasser in das Bügeleisen, welches sich zischend bedankt.
    »Simon ... frag ich auch, weil zum ersten Mal die andere Hälfte von Bett war auch benutzt, weißt du?«
    Weiß ich. Das war der Pulp-Fiction-Luftfahrthase, der am nächsten Morgen ohne Frühstück und mit Kater nach Los Angeles abgedampft ist.
    »Sonst ... ich soll immer beziehen für zwei, aber nur eine Hälfte benutzt!«, brabbelt sich Lala weiter ins Unglück. Schon klar. Big Lala is watching you. Das hab ich nun davon, dass ich seit zwei Jahren beide Seiten meines Doppelbettes beziehe, in der schwachsinnigen Hoffnung, dass eines Nachts die bauchfreie Christina Aguilera vor meiner Tür steht und mich auf Knien anfleht, bei mir übernachten zu dürfen.
    Bisher hat sich Lala nie in meine privaten Sachen eingemischt. Das war ihr immer sehr wichtig, nicht mal Schränke hat sie aufgemacht, weil sie Angst hatte, dass da irgendwas drin sein könnte, was sie nichts angeht. Umso überraschter bin ich nun von Lalas plötzlichem Putz-Orwellismus.
    »Is deine Freundin, die Bett hat zerwühlt?«, fragt sie mich augenzwinkernd. Hoppla. Lala steht doch nicht etwa auf mich? Womöglich hab ich sie mit meiner Stewardessenaktion eifersüchtig gemacht, sie mitten ins Herz getroffen und ihre tiefsten Gefühle verletzt!
    »Nee, is ... 'ne Freundin, weißt du, 'ne Bekannte gewesen. Warum interessiert dich das denn?«
    Lala scheint erleichtert. »Also hast du keine Freundin in die Moment?«
    »Nein?«, sage ich, gehe aber mit der Stimme nach oben, als wäre es eine Frage. Lala lacht und sprüht vor Erleichterung noch ein wenig mehr Bügelfein als normal auf mein braungelbes Lieblingshemd.
    »Frag ich, weil ich hab nette Frau für dich, bei der ich auch putze in Wohnung.«
    Gott sei Dank!

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