Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
inzwischen ohne Fräulein Zuckerhut, dafür aber mit einem Longdrink. Ein glückliches Gesicht sieht anders aus. Hey hoh — Traumjob Animateur, bezahlen Sie einfach mit Ihren Leberwerten!
    »Hey Maik!«
    »Simon!«
    Ein homöopathisches Lächeln huscht über sein blasses Gesicht.
    »Gibst du mir 'n Drink aus?«, fragt er mich mit leicht sächsischem Akzent.
    »Klar, was willste?«
    »Tschin Dönnick!«
    Weil ich den kanarischen Angestellten gerne das Gefühl gebe, dass ich ihre Kultur und Sprache schätze, bestelle ich auf Spanisch.
    »Dos Gin Tonic, bitte!«
    »Is'n Scheiß-Gefängnis hier, der Club, weißte, Simon?«
    Oha! Mein Tennisossi hat die freie Zeit zwischen der Zuckerhut-Affäre und dem nächsten Mädchen genutzt und sich selbständig nach Philosophen-Laber-Country geschossen.
    »Wieso? Is doch geil! Immer Sonne, Urlaub ...«, entgegne ich. Sein Blick verrät mir, dass er dem nur bedingt zustimmt.
    »Is' wie bei uns früher! Wie in der DDR ... Zaun drum, alle machen einen auf happy, und richtiges Geld haben wir ooch nisch!«
    So hab ich das noch gar nicht gesehen. Leuchtet aber ein.
    »Letzter Abend, was?«
    »Yap!«
    »Findest die Aneta gut, oder?«
    Der Club ist kein Gefängnis, der Club ist ein Dorf! »Die find ich sogar sehr gut. Ich ... treff sie gleich, auf'n Wein, bei ihr!«
    Maik runzelt die Stirn, schiebt sein leeres Gin-Tonic-Glas zur Seite und wirft das Pauschalcocktailschirmchen in die Spüle. Hut ab. Den Drink hat er fix weggezogen. »Echt? Das hat die ja noch nie gemacht!«
    »Wein getrunken?«
    »'n Gast eingeladen zu sich. Da denkt man immer, man kennt sich ... Die hört bald auf bei uns, weißte? Zieht nach Köln. Darf aber keiner wissen ...«
    »Die zieht nach Köln? Da wohn ICH doch!«
    »Da wohnst DU doch? Und jetzt ist da kein Platz mehr oder was?«
    »Haha ... nee, ich bin nur überrascht!«
    »Hey ... die findet dich auch gut, Simon! «
    »Jetzt echt?«
    »Hat se gesagt!«
    »Mhhh ...«
    Aneta und ich! In Köln! Das wär schon was! Ganz ohne das Pauschalfußvolk aus dem Club könnten wir durch die Kneipen ziehen, am Rhein spazieren oder einfach mal nur zu Hause abhängen und stern TV schauen! Ich merke, wie es mich wegzieht von der Bar, um diesen Traum wahrscheinlicher zu machen. Ich muss zu ihr. Jetzt. Sofort.
    Ich rutsche vom Hocker und umarme Maik für diese großartige Information.
    »Hey, klar ... kein Problem. Danke für den Tschin Dönnick! «
    Als ich schon fast weg bin, zieht er mich noch mal zu sich.
    »Wenn ich dir noch einen Tipp geben darf, Simon?«
    »Immer gerne!«
    »Die Aneta, na ja ... sie hat gekündigt wegen der ganzen blöden Anmacherei von den Gästen und so ... Weißte? Na ja ... is ja schon 'ne ganz schöne Kirsche. Und dann die ganze Hey-willste-ficken-Nummer und so, das war nix für sie. Also, wenn du wirklich interessiert bist, also wirklich, wirklich ... dann würd ich schön den Ball flach halten heute. Weißte?«
    Weiß ich. Ball fixieren, rechtzeitig ausholen, neben dem Körper treffen und auf alle Fälle flach halten. Wie in Trance packe ich meine Zigaretten ein und stapfe ins Freie. Sie zieht nach Köln! Raus aus der virtuellen Welt der guten Laune und hinein ins echte Leben! Sie zieht zu mir! In eine Stadt. In meine Stadt! Ich darf es nicht versauen. Wenn ich irgendwas nicht versauen darf, dann das! Ich werd's aber versauen. Und ich weiß auch, warum. Weil ich nach mittlerweile einem halben sexlosen Jahr, Salsa-Hintern und Katzen-Wetsuits so notgeil bin, dass ich sogar nach den Tagesthemen mit Anne Will kalt duschen muss. Und wenn ich die Tür zu Anetas Bungalow öffne, dann steht da ja wohl so was wie eine Anne Will: eine Frau!
    Klopf. Klopf. Hallo, Aneta. Bussi. Ein falscher Griff, ein dummer Spruch und schon versaut. Es sei denn ... Genau!
    Das isses!
    Das ist DIE Idee! Eine Idee, die einen entspannten Abend garantieren und die Zukunft mit Aneta sichern würde. Ich schnippe meine Kippe in den Kinderpool und schreite entschlossenen Schrittes zu meinem Single-Bungalow. Ich schließe die Tür zu meinem Zimmer ab, ziehe die Jalousien herunter und schalte den Fernseher ein. Ich zappe mich an zwei beknackten Talkshows vorbei direkt in das Zentrum meines Interesses: die aufwendig produzierten, fünfsekündigen Billigwerbespots, in denen sich scharfe, brünette Studentinnen auf billiger Bettwäsche räkeln und einen anflehen, sie anzurufen.
    Das erste Mal komme ich auf die immergeile Chantal mit der Rufnummer 0190 drei Mal die 67. Das zweite Mal auf eine

Weitere Kostenlose Bücher