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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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von der bösen Rezession geplagt, die Günthers. Ich kann noch zwei weitere Türen erkennen, wobei Ricky Martin eindeutig aus dem Zimmer neben mir quäkt. Aus Spaß reiße ich die Tür auf wie ein FBI-Agent und benutze mein Handy als 45er-Magnum.
    »Freeze, you motherfuckers, this is the police!«, rufe ich. Ich knipse das Licht an und sehe, dass ich offenbar in Daddys Arbeitszimmer gelandet bin. Lederbürostuhl, teure Schränke, Ablagen aus feinstem Holz. Nicht schlecht! Auf einem wuchtigen Edelholzschreibtisch liegt das Objekt meiner Begierde: ein rotes Nokia 5140. Strrrike!
    Und es wird mir noch ein unerwartetes Geschenk gemacht, denn der Durchschlag des Vertrags liegt direkt darunter. Hat der Papa wohl schon konfisziert. Diese Familie ist eben noch intakt. Höchst zufrieden stecke ich Handy und Vertrag in die Hosentasche und lege einen Euro auf den Tisch. So viel hat das Ding nämlich gekostet.
    Als ich nach draußen komme, ist mein Auto leer. Dafür finde ich auf dem Sitz einen Zettel von Flik.
    Du bist bekloppt. Bin bei Daniela. Flik.
    TALL LATTE MACCHIATO ARMAGEDDON
    Von allen Cafés dieser Stadt muss sich Phil für ein Treffen natürlich ausgerechnet das Starbucks aussuchen. Ich weiß nicht, ob ich die Nerven hierfür aufbringe, denn, und das habe ich schon von weitem gesehen, das Starbucksmädchen steht hinter dem Tresen. Steht einfach so da in ihrer ganzen Pracht und schäumt banale H-Milch, statt sich in unserer karibischen Zwölf-Zimmer-Villa um unsere süßen Kinder zu kümmern. Ich hole noch einmal Luft und verlasse den T-Punkt, um die zwanzig Meter Entfernung zum Starbucks und Phil zu überbrücken. Mr. Heute-Abend-geht-was hat sich heute zur Feier des Tages mal in einen kotzfarbenen Cordanzug gesteckt und, als würde er darin nicht schon beschissen genug aussehen, sich noch einen affigen Ahoi-Brause-Pulli druntergezogen. Mürrisch gebe ich ihm die Hand und ringe mir ein Lächeln ab.
    »Tach! Tolle Idee mit dem Starbucks! «
    »Ich dachte, ich arbeite mal an deiner kulturellen Blockade!«, stichelt Phil und zeigt grinsend auf eine US-Flagge neben dem Starbucks-Logo.
    »Ich bin dir sehr dankbar!«
    »Wusste ich! Gehen wir rein!«
    Spricht's und schnippt weltmännisch seine Zigarette in die Mitte der Fußgängerzone. Dann hält er mir galant die Türe auf und lässt mich freundlicherweise wissen, dass er einen Grande Latte und ein Cajun Chicken Sandwich haben möchte, was auch immer das ist. Noch bevor ich Phil nach Geld fragen kann, verschwindet er in einem bor-deauxroten Ledersessel und telefoniert. Irgendwie kriegt er es halt immer hin, sich vor dem Bezahlen zu drücken.
    Die Schlange am Bestell-Tresen besteht lediglich aus einer zotteligen 30-Jährigen mit weiten, bunten Ökoklamotten. Mit geweiteten Augen geht sie die Tafel mit den verschiedenen Kaffeesorten durch, statt einfach zu bestellen. Ein klarer Fall von Schnarchnasentum, das die Schnarchnasenpolizei sofort ahnden sollte. Ich schaue mich ein wenig um. Das Café selbst ist zum Bersten gefüllt mit schnatternden Jungmüttern, die eine ganze Batterie an bunten Kinderwagen schaukeln. Ha! Das hat Starbucks nun von seiner rigiden Nichtraucherpolitik! Es ist die Mutter aller Cafés geworden. Das kostet! Meines Wissens gehören Säuglinge nämlich nicht zu den größten Kaffeekonsumenten des Landes. Und welche Mutter lässt ihr Neugeborenes schon eine Viertelstunde alleine zwischen zwei italieni-schen Designersofas flennen, nur um sich einen zweiten Milchkaffee zu bestellen? Ich bin mir sicher, dass der Laden bald Pleite geht. Hinter dem Tresen steht noch immer das umwerfende Starbucksmädchen und tippt Dinge in ihre Kasse. Sie hat keinen Kinderwagen und: Sie sieht noch besser aus als von draußen! Fast wage ich es nicht, sie anzusehen. Mir wird allerdings nichts anderes übrig bleiben, wenn ich gleich was bestellen soll. Da! Sie schaut in meine Richtung! Oder? Nein! Ihr Blick geht geradewegs an mir vorbei auf die Straße. Ich schaue auch hinaus, doch dort ist nix. Sie schaut ins Leere. An was sie wohl denkt? Bestimmt nicht an Kaffee. Oder doch? Vielleicht denkt sie ja an ihren Traumprinzen! Darf man in so einem straff geführten Unternehmen während der Arbeitszeit überhaupt an private Dinge denken? Oder muss man da vorher fragen? Bei einer amerikanischen Firma kann man ja geradezu davon ausgehen, dass man einer gründlichen Gehirnwäsche im Drill Sergeant Style unterzogen wird, bevor man einen Latte Macchiato auch nur anrühren darf:
    >Sir, was

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