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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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gebe ich kleinlaut zu. Es ist nicht viel Respekt in dem »Okay« von Paula.
    »Paula! Alles, was ich will, ist so ein ultimativer Paula-Tipp. So einer wie früher, weißt du, als wir zusammen einen Plan gemacht haben, wie ich die Britta, die Zahnarzthelferin, eifersüchtig mache, was dann sogar geklappt hat, weißte noch?«
    »Britta? Mein Gott, das war ja noch vor unserem Abi!«
    »Ist doch egal! Sag mir was! Gib mir einen Tipp.«
    »Okay, Simon. Ein Tipp wäre: Beruhig dich erst mal, du bist nämlich total durch den Wind, vergiss das mit dem Heiraten und lern sie erst mal kennen, deine Marcia! «
    »Und der echte Paula-Tipp?«
    »Das wäre der Gleiche, Herr Peters! Ich geh mich jetzt mal kalt abduschen. Kommste mit?«
    »Gleich!«, sage ich und starre auf die abgelaufene Sanduhr. Paula schlägt sich ihr Handtuch um die Hüften, öffnet die Holztür und geht ins Freie. Das ist ja eine tolle Hilfe. Und was sollte das, dass ich durch den Wind wäre? Dass ich abwarten solle und mich beruhigen? Ich beruhige mich, wenn ich es für nötig halte!
    Ich greife nach meinem Handtuch, um Paula zu suchen und anzupflaumen, ich bin auch schon fast an der Tür, da sitze ich schon wieder. Ich krabbele ganz nach oben und verstecke mich in einer Ecke hinter dem Ofen, wo es am heißesten ist. 92 Grad zeigt das Thermometer. Soll es doch! Ich geh da nicht raus! Ich zittere und ziehe die Knie ganz nah an meine Brust. Ich kann nicht fassen, was ich da eben durch das Fenster gesehen habe. Kann nicht glauben, wer da splitterfasernackt direkt vor meiner Saunatür steht und sich unterhält.
    Es ist Marcia.
    Marcia P Garcia.
    Was macht sie hier? Wie kann sie mir das antun? Jetzt, wo ich noch gar nicht bereit bin? Hatte ich das nicht erwähnt? War es nicht klar, dass ich noch ein wenig Zeit brauche, um mich vorzubereiten? Nicht jetzt! Geh weg, schöne Frau. Geh Milch aufschäumen! Nur für eine Weile. Geh, damit ich zu dir kommen kann! Marcia. Nicht jetzt! Ich hab noch nicht ihr Format, noch nicht den Körper, noch nicht das Selbstbewusstsein. Morgen vielleicht oder in einer Woche, aber bitte, bitte, bitte nicht jetzt! Nicht in meiner schwächsten Stunde, nicht auf unvertrautem Terrain, und schon gar nicht nackt. Nicht, nachdem mir meine beste Freundin bescheinigt hat, ich sei durch den Wind. Nicht, nachdem ich zwei Mal in den Spiegel schauen musste, um mich überhaupt zu erkennen.
    Mir ist schlecht. Schlecht und heiß. Geht das zusammen? Bestimmt. Ich suche nach irgendeiner Möglichkeit, den Raum zu verlassen, ohne dass ich ihr direkt in die Arme laufe. Es gibt keine. Wäre auch die erste Sauna mit zwei Türen. Ich schaue vorsichtig ein zweites Mal durchs Fenster. Sie steht noch da. Es ist schier unfassbar, wie schön sie ist. Absolut perfekt, eine wahre Sexgöttin, die ich so gerne mein Eigen nennen und fortan verehren möchte. Ich würde ihr sogar Dinge opfern! Viele Dinge, small, tall und grande. Jetzt ist mir wieder heiß, aber ich schwitze nicht mehr. Irgendwas pocht an meinen Schläfen. Wie lange bin ich denn hier drin? Eine halbe Stunde? Länger? Ich weiß es nicht. Vielleicht würde Marcia ja ein spektakulärer Märty-rertod davon überzeugen, mich zu heiraten. Man sieht ja oft in den Nachrichten, wie gut so was ankommt. Neben dem Ofen steht ein Eimer mit einer Kelle und Flüssigkeit. Ich muss an die Musik im Entspannungsbad denken, Klaklaklakl ... Bing ... und komischerweise an Popeye, die halslose Killerschwuchtel aus meinem Fitnessclub. Hand in Hand treiben wir im Karibischen Meer. Sein Hochzeitskleid ist sehr, sehr schön! Ich gieße den Eimer mit der Flüssigkeit auf den Ofen, dass es nur so spritzt und dampft. Soll Lala doch mal sehen, wie die das mit ihren Papierrollen wieder trocken bekommt! Ich sehe nichts mehr, und es ist mir egal. Was gibt es schon zu sehen? Dingeling macht die Musik in meinem Kopf, und ich springe in einen Starbucks-Becher mit eiskaltem Wasser. Ich mache Uhhhh und Ohhhh und sage, das ist aber schön gelöst worden, da hat sich jemand etwas bei gedacht, dass das erst heiß ist und dann kalt. Die Schalke-Fans skandieren »Das härtet ab, mein Freund, das härtet ab, mein Freund, das härtet ab, mein Freund, das härtet ab!«. Ich umarme den Roboter für das schöne Liebesblingbling und sage ihm, das sei eine tolle Idee, aber nun müsse er mich entschuldigen, denn ich müsse Yokohama jetzt verlassen, wegen anderweitiger privater Verpflichtungen, denn man will mich pünktlich verheiraten nach deutscher Sitte,

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