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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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beobachtet, also wie du die Milch aufschäumst, das kann sonst wirklich keine andere!«
    »Genau so was ... Blödmann! Du weißt schon. Sag, sie sei witzig oder intelligent!«
    Ich reiße die Tüte mit Süßstoff auf und kippe ein bisschen auf den Tisch. Das Puder ist so fein, dass es fast wie Koks aussieht. Lustig!
    »Ich soll sagen, dass sie intelligent ist?«
    »Zum Beispiel! Natürlich nur, wenn sie ansatzweise was Schlaues sagt. Sag mal, verscheißerst du mich?« Paula drückt ihre Zigarette aus und nimmt einen ersten Schluck Latte.
    »Natürlich nicht!«, sage ich, während ich mir mit meinem Bierdeckel eine schöne Line Süßstoffkoks ziehe.
    »Ach, weißt du was, Simon? Sei einfach du selbst!«
    »Also so ein richtiger Arsch!«
    Es ist das erste Mal bei diesem Treffen, dass Paula lacht. Ich ziehe einen Fünf-Euro-Schein aus meinem Portemonnaie und drehe ihn zu einer Rolle. Paula plappert munter weiter.
    »Dreh den Spieß doch einfach mal herum! Nicht DU musst dich beweisen, sondern sie sich! DU schaust dir Marcia genau an, nicht andersrum.«
    Ich starre an die Decke. Sie hat die gleiche Farbe wie Paulas Pullover. Das isses! Sie muss sich beweisen, nicht ich mich! Der Gedanke gefällt mir. Ein Gedanke, der mich durch den Abend bringen wird! Paula grinst, weil sie erkannt hat, wie gut dieser Tipp bei mir angekommen ist.
    »SIE muss DIR verklickern, dass sie so einen tollen Typen wie dich verdient hat!«
    Genau! Das muss sie. Da gibt es kein Vertun! Und warum? Weil ich ein toller Typ bin! Ha! Ich glaub, ich hab's begriffen. Oder?
    »Paula, ich bin doch ein toller Typ, oder?«
    »Natürlich nicht, aber es hilft, wenn du's heute Abend mal glaubst!«
    Ich nehme die Euroscheinrolle in den Mund und blase den Süßstoff auf Paulas Pullover.
    »Hey ... du Blödmann! Der is neu!«
    »Sorry, ich hatte ja keine Ahnung, dass sich das so gut verteilt! «
    Ich lehne mich zurück und beobachte Paula beim Ausklopfen ihres Eierschalenpullovers. Ich überlege kurz, ob ich mich entschuldigen soll, lass es dann aber doch. Stattdessen beuge ich mich zu ihr vor und sage: »Also, ich fass noch mal zusammen: Ich mach Marcia keine Komplimente von wegen ... hey ... siehst du gut aus und so und gebe mich ein bisschen desinteressiert. Ich tue das, weil ich ein toller Typ bin, halt, weil ich denke, dass ich ein toller Typ bin, und weil sie beweisen muss, dass sie mich verdient hat und nicht andersrum!«
    »Könnte man so sagen!«
    »Na toll. Das sieht mir ja ganz nach einem sensationellen Abend aus.«
    »Schick mir eine SMS, wenn's geklappt hat!«
    »Wie, geklappt? Kuss oder Kiste?«
    »Hallo! Wer sitzt vor dir?«
    »Okay, Kiste! Ich sims dir was.«
    Paula zahlt, und wir verlassen das Café. Ich bekomme noch eine Umarmung und die allerbesten Wünsche für den Abend, dann mache ich mich auf den Nachhauseweg. Als ich in der Wohnung bin, lege ich die härteste Techno-CD auf, die ich habe. Ich setze mich auf meinen Single-Sessel und rauche drei Zigaretten hintereinander. Lala hat alles supergut aufgeräumt. Die Wohnung blitzt und blinkt geradezu. Ganz bestimmt hat sie nur deshalb so gut geputzt, weil ich so ein toller Typ bin!
    Ich bin immer noch ganz angetan von dem Gedanken, dass ICH Marcia teste und nicht SIE mich. Was ist, wenn sie absagt? Für einen Augenblick halte ich die Luft an. Dann atme ich erleichtert aus und grinse. Wird sie nicht, weil:
    ICH BIN EIN TOLLER TYP!
    Eine Sekunde darauf krampft sich mein Magen wieder zusammen.
    Sie könnte gar nicht absagen, weil sie meine Nummer nicht hat!
    Ist das schlimm oder cool?
    Es ist cool. Ich, Simon Peters, lasse die schönste Frau der Stadt ohne Nummer im Regen stehen! DAS ist Chef! ICH BIN EIN TOLLER TYP!
    Aber warum zum Teufel hab ich ihr meine Nummer nicht gegeben? Weil es Chef ist? Und: Hab ICH eigentlich IHRE Nummer? Nein! Und wo ich gerade so über den gesamten Abend nachdenke und dies offenbar zum ersten Mal tue, also aus rein organisatorischer Sicht: WANN wollte ich mich eigentlich mit ihr treffen?
    ICH BIN EINE FLACHPFEIFE!
    Ich stehe auf und haue gegen meinen CD-Wechsler. Die Technomucke verstummt augenblicklich. Glückwunsch, hätte ich den also auch geliefert. Von draußen höre ich ganz leise das Geschnatter shoppender Passsanten. Aus einer benachbarten Wohnung dringt ein Bohrgeräusch zu mir. Ich lasse mich wieder in den Sessel fallen, ziehe die Knie hoch bis ans Kinn und denke angestrengt nach.
    WANN treffe ich mich mit Marcia?
    Ich presse die Zähne aufeinander und schließe

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