Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
Café einen halben Parkplatz in zweiter Reihe. Ich rangiere etwas vor und zurück, stelle mich aber letztlich so, dass nur ein BMW mit holländischem Kennzeichen nicht mehr rausfahren kann. Um größeren Ärger zu vermeiden, parke ich grundsätzlich nur Holländer ein. Schließlich ist kein Mensch schwerer zu verstehen als ein wütender Holländer. Und bis die Bullen kapieren, was der will, bin ich längst über alle Tulpenfelder.
    Ich erkenne Paula schon durch die Scheibe. Das ist eigentlich nichts Besonderes, denn das Quattro Cani besteht ausschließlich aus Scheiben. Ein schlimmer Laden, der seine Kundschaft vor allem aus gelackten Junganwälten und bulimiekranken Möchtegern-Soap-Stars rekrutiert. Dazwischen sitzt Paula in einem eierschalfarbenen Pullover und blättert in einem albernen Zickenmagazin.
    »Hey!«, sage ich, grinse und lasse mich auf den weißen Designerstuhl fallen. Paula soll schon auf den ersten Blick wissen, dass mit mir absolut alles okay ist.
    »Hey!«, sagt Paula, aber es klingt nicht ganz so positiv wie mein Hey. Eher wie ein Schweizer Hey.
    »Sorry noch mal wegen gestern!«, sage ich und versuche, dabei möglichst schuldbewusst zu schauen.
    »Wir haben uns echt Sorgen gemacht!«
    Ja. Jetzt weiß ich es auch! Es ist das fünfte Mal, dass sie das sagt.
    »Kann ich eine von deinen Kippen haben?«
    »Nein! «
    »Danke.«
    Paula gibt mir Feuer und legt das Zippo zurück auf ihre Schachtel. Ein geschniegelter Kellner Marke Istanbul kommt an unseren Tisch und sagt einfach nur »Bitte?«.
    Paula bestellt einen Latte Macchiato. Ich bestelle nichts.
    »Willst du nichts trinken?«, fragt mich Paula verwundert.
    »Nein, ich will nichts trinken! Is was dabei?«
    »Nee, du hast halt bisher immer was getrunken!«
    »Genau. Und heute trinke ich eben nix! Über welches Thema wollen wir jetzt genau streiten? Dass ich nix trinken will oder über gestern Abend?«
    »Was bist du denn so aggressiv?«
    »Ich bin nicht aggressiv!«
    Paula schüttelt den Kopf und schiebt das Zippo wieder von ihrer Zigarettenpackung.
    »Haste mal mit Flik gesprochen, die letzten 24 Stunden?«
    »Wollte ihn gerade anrufen, wieso?«
    »Hatte ihn eben am Telefon. Klang gar nicht gut. Hat wohl die ganze Nacht mit Daniela telefoniert.«
    Scheiße. Sieht fast so aus, als hätte ich damit zu tun. »Und? Weiß man was Genaues?«
    »Hat wohl Zoff mit dieser Daniela. Die haben schon am Telefon gestritten, als wir noch vor deiner Wohnung gewartet haben. Mehr weiß ich auch nicht. Flik hat nix gesagt. Vielleicht geht ihr beiden ja mal ein Bier trinken.«
    Tolle Idee. So wird's gemacht. Aber besser erst in 'ner Woche.
    »Ich ruf ihn nachher an!«
    Einen Teufel werde ich tun.
    »Da freut er sich.«
    Ganz bestimmt. Mir fällt ein, dass ich ja nicht ins Café gekommen bin, um mich ausschimpfen zu lassen, sondern, weil ich noch den einen oder anderen wertvollen Tipp brauche.
    »Duuuuuuuuuu? Pauuuuaaaalllllaaaaaa?«, frage ich mit Schmollmund und großen Augen.
    »WAS willst du?«
    »Wie mach ich das denn nachher auf dem Konzert mit Marcia?« Paulas Miene hellt sich auf.
    »Ach Gott! Dein Date! Das ist ja heute!«
    »In weniger als sechs Stunden! Hast du keinen Tipp für den kleinen, hilflosen Simon?«
    Paula zuckt mit den Schultern und bläst den Rauch an die Scheibe.
    »Hilfloser Simon! Klar! Manchmal frag ich mich, was ich dir noch sagen soll, du bist ja auch schon fast dreißig!«
    »Vielleicht fast dreißig, aber keine Frau!«
    Herr Istanbul bringt Paulas Kaffee, nicht ohne mich mit einem weiteren Und-für-Sie-wirklich-nichts-Blick zu ärgern. Ich winke ab. Mann, hab ich einen Durst!
    »Bist du immer noch so verknallt in sie?«, fragt mich Paula.
    »Immer noch so verknallt!«, nicke ich.
    »Dann lass sie das nicht gleich spüren. Nimm den Abend nicht so wichtig. Oder tu zumindest so!« Ein brillanter Tipp! Ich nehme den Abend, an den ich seit 48 Stunden pausenlos denke, einfach nicht so wichtig.
    »Und ...?«
    »Mach ihr erst mal keine Komplimente für ihr Aussehen. Die hört sie wahrscheinlich oft genug. Mach ihr welche für was anderes!«
    Ich nehme mir ein kleines Tütchen mit Süßstoff und schüttle es.
    »Wieso? Sie sieht doch super aus!«
    »Eben! Deswegen wird sie so was dauernd hören und nicht besonders überrascht sein.«
    »Schlau! Du bist ganz schön schlau!«
    »Wenn du ihr also unbedingt ein Kompliment machen willst, dann auf jeden Fall für was anderes.«
    Ich überlege.
    »Also ... so was wie ... Mädchen, ich hab das mal

Weitere Kostenlose Bücher