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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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mich letztens richtig angegangen ist? Körperlich, meine ich.«
    Anna schüttelte den Kopf.
    »Rebekka und Katrin haben sie sogar noch angefeuert«, sagte Jolin. »Es war irgendwie so lächerlich. Ich habe mich gefühlt wie der letzte Arsch. Verstehst du, Anna: Ich mich!«
    Anna zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, warum sie das macht. Ehrlich. Und es tut mir auch leid. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass sie in Wahrheit viel unsicherer ist, als sie vorgibt, und sich nur deshalb einen Spaß daraus macht, über dich zu hetzen.«
    »Eine ehrenwerte Motivation, das muss ich schon sagen«, erwiderte Jolin bitter.
    »Es ist eben nicht jeder so makellos wie du. Vom Charakter her, meine ich.«
    »Vielen Dank, Anna«, erwiderte Jolin aufgebracht. Plötzlich war sie froh über den spontanen Besuch ihrer ehemaligen Freundin. Es war gut, endlich mal über alles zu reden, auch wenn es wehtat. »Lieber sehe ich nicht ganz so perfekt aus, als dass ich meine schlechten Eigenarten mit Glanzpuder und Haarlack zu kaschieren versuche.«
    »Jetzt hör schon auf, du bist schließlich auch nicht perfekt.«
    »Nicht perfekt, aber makellos.« Jolin schüttelte den Kopf. »Wie soll das denn gehen?«
    »Siehst du«, sagte Anna. »Genau das meine ich. Du legst jedes Wort auf die Goldwaage und durchsuchst alles und jedes nach dem berühmten Haken. Ich hatte irgendwann einfach keine Lust mehr, jeden Satz, den ich von mir gebe, darauf zu prüfen, ob er deinem kritischen Blick standhält oder nicht.«
    »Und hast dich stattdessen Klarisse angeschlossen, der es völlig egal ist, ob sie mit ihren Äußerungen andere verletzt. Im Gegenteil, sie legt es ja geradezu darauf an.«
    »Ich glaube, sie würde es nicht ertragen, wenn ausgerechnet du mit Rouben zusammen kämst«, sagte Anna. »Dieser Gedanke macht sie völlig verrückt. Sie ist geradezu besessen von diesem Typen. Manchmal ist mir das schon richtig unheimlich.«
    Jolin stieß einen Schwall Luft aus. »Dich soll mal einer verstehen! Wenn du Klarisse wenigstens sagen würdest, was du von manchen Dingen hältst.«
    »Du bist die Kämpfernatur«, sagte Anna.
    »Und du weißt nicht, was du willst.«
    »Schon möglich.« Annas Gesicht wirkte plötzlich blass und schmal, und in ihren Augen lag ein ernster, trauriger Ausdruck. »Klarisse hat ihre guten Seiten, auch wenn du sie vielleicht nicht siehst«, sagte sie. »Ich mag ihre Spleenigkeit. Trotzdem fehlst du mir, Jol. Ganz ehrlich, ich vermisse dich«, fügte sie leise hinzu.
    Jolin schluckte. Sie musste wegschauen. Dabei hätte sie Anna gerne umarmt. Aber so einfach war das nicht.
    »Ich glaub, ich geh dann mal«, sagte Anna.
    Jolin nickte. »Ich muss mich auch langsam fertig machen. Sonst komme ich doch noch zu spät.«
    »Bloß nicht«, sagte Anna. Sie grinste zaghaft, und Jolin grinste ebenso zaghaft zurück.
     
    Jolin legte den Umschlag mit der Einladung zu Roubens Party ungelesen auf ihren Schreibtisch. Anschließend suchte sie ein paar winterfeste Kleidungsstücke zusammen und nahm sie mit ins Badezimmer, Während das warme Duschwasser auf ihre Haut prasselte, dachte sie über das Gespräch mit Anna nach. Keine Frage, es hatte ihr wirklich gutgetan, sie sogar ein wenig gewärmt und getröstet. Bei Licht betrachtet, hatte es jedoch nicht viel an der Grundsituation geändert. Solange Anna sich so kritiklos an Klarisse hängte, konnte es keine wirklich vertrauensvolle Basis zwischen ihnen geben. Und da spielte es auch keine Rolle, wie sehr sie Anna mochte.
    Jolin drehte das Duschwasser ab und warf sich das Handtuch über den Kopf. Sie hätte heulen können, aber sie tat es nicht. Umso mehr nervte es sie, als Paula eine Viertelstunde später auch noch davon anfing, kaum dass Jolin sich auf ihren Stuhl gesetzt hatte.
    »Was wollte sie denn?«
    »Ach, eigentlich nichts.« Genauso wenig wie sie das Thema Anna erörtern mochte, hatte sie Lust, ihrer Mutter von der Einladung zu erzählen. Nach wie vor Sollte sie mit niemandem über Rouben reden.
    »Es kam mir so vor, als ob sie gerne wieder mehr Kontakt zu dir hätte«, sagte Paula, während sie Jolin dampfenden Tee einschenkte.
    »Wie kommst du denn darauf?«, erwiderte Jolin betont erstaunt. »Du hast doch wohl kaum etwas von unserer Unterhaltung mitbekommen.«
    »Naja ...« Ihre Mutter lächelte. »So etwas hat ja auch weniger mit Worten zu tun als mit ...« Sie machte eine unschlüssige Geste mit dem Brotmesser.
    »Du meinst, du hast es ihr angesehen«, half Jolin ihr auf die

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