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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Sekunden auf zu atmen. »Ramalia?«, flüsterte sie. »Bist du hier?«
    Die Prophezeiung verschwand, und ein einzelnes blutrotes Wort erschien auf dem schwarzen Hintergrund.
     
    Ja
     
    Jolin bekam vor Aufregung klamme Finger. »Du hast zwei Söhne, stimmt’s?«
     
    Ja
     
    »Rouben ist von Harro Greims....?«
     
    Ja
     
    »... und Vincent?«
     
    von Antonin, meinem Gemahl aus der Welt der Dunkelheit
     
    »Wie alt ist er?«, fragte Jolin. »Kann er die Prophezeiung überhaupt noch erfüllen?«
     
    ja, er ist nur elf Monate älter und steht kurz vor der Vollendung seines 19. Lebensjahres
     
    Jolin stockte das Herz. »Und was ist mit Rouben?«
     
    ließ!
     
    Der Bildschirm flackerte, und es erschien ein weiterer Text in alter Sprache.
     
    Sollte es geschehen,
    daß ein Jüngling, der die Prophezeiung
    zu erfüllen imstande ist,
    im Zwielicht lebt,
     aber ein Bruder von reinem Blute in seinem Alter ist,
    so möge es geschehen,
    daß jener die Familie von ihrer Schande erlöst.
     
    »Das heißt, Rouben hatte nie eine Chance?«, stieß Jolin hervor.
     
    doch, dich
     
    »Mich? Wieso mich?«, rief Jolin, obwohl ihr Herz die Antwort längst kannte. Nur ihr Kopf, ihr Verstand wollte noch immer nicht begreifen. Jolin ballte die Fäuste und schlug damit auf die Tischplatte ein. »Hast du mich deswegen aus Vincents Umarmung gerettet? - Natürlich hast du das!«, keuchte sie. »Du hättest ihn sogar getötet, nicht wahr?«
     
    Das wäre mir gar nicht möglich gewesen, Jolin, ganz davon abgesehen, daß ich natürlich niemals mein eigen Fleisch und Blut vernichten würde. Meine Waffe ist die Wärme der Liebe, die Harro mir geschenkt hat. Sie hat mir erlaubt, dich zu schützen. .Nun ist er tot und meine Macht gebrochen. Ich muß von nun an im Verborgenen bleiben, und ich kann dir auch nicht mehr helfen. Das musst du wissen, weil du heute, in dieser Nacht eine Entscheidung treffen musst. Du kannst nicht mehr auf mich zählen. Ich werde die Burg in der Stunde nach Mitternacht verlassen und nie wieder zurückkommen.
     
    »Aber zu einem deiner beiden Söhne musst du doch stehen!«
     
    Wenn du dich entscheiden müsstest, Jolin, zwischen Rouben und Anna...
     
    »Nein!«, schrie Jolin auf. »Bitte nicht, bitte nicht zwischen diesen beiden. Ich könnte niemals ...«
     
    gut.
     
    »Gut?«, schnaubte Jolin. »Was, verdammt nochmal, Ramalia, soll daran gut sein?«
     
    Die Erkenntnis, daß du sie beide liebst.
     
    Ich liebe Rouben nicht, wollte Jolin herausschreien, so laut, dass es durch die ganze Burg bis in den schwarzen Nachthimmel hinaufhallte. Doch stattdessen verstummte alles in ihr. Sie hörte ihr Herz schlagen, und sie spürte das Blut, das durch ihren Körper rauschte und so voller Kraft, voller Lebenslust und voller Sehnsucht war. Der Schwindel in ihrer Brust ballte sich zu einem unerträglichen Schmerz zusammen, einem Schmerz, der schon so lange dort gewesen sein musste, den sie nur nicht hatte spüren wollen und der sich nun in einer einzigen Sekunde entlud. Schluchzend sank Jolin in die Knie und las, was Ramalia ihr als weitere Botschaft auf den Bildschirm schrieb.
     
    So ähnlich meine Söhne sich im Äußeren sehen mögen, in ihrem Wesen sind sie einander grundverschieden. Vincent ist ein berechnender Spieler, Rouben dagegen durchdrungen von Klarheit und Ehrlichkeit. Vincent ist ein Wesen der Dunkelheit, Rouben eines des Zwielichts.  Vincent hat eine Familie, eine Heimat, Rouben dagegen nicht einmal das Anrecht auf eine Existenz. Er wandelt zwischen den Welten und ist nirgendwo wirklich zu Hause.
     
    Jolin wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. »Was passiert mit ihm, wenn er die Prophezeiung nicht erfüllt?«
     
    Ja, hast du denn immer noch nicht verstanden? Rouben kann die Prophezeiung gar nicht erfüllen, er weiß nicht einmal, daß es sie gibt.
     
    »Aber wieso bin ich dann seine Chance, Ramalia?«, fragte Jolin verzweifelt. »Was kann ich denn tun, um ihm zu helfen?«
     
    Das herauszufinden ist nicht meine Aufgabe
     
    war Ramalias letzte Botschaft. Der Bildschirm flackerte noch ein einziges Mal auf, dann wurde er schwarz und der Laptop fuhr sein Betriebsystem selbsttätig herunter.
     
    original message
    from: antonin
    to: r. v. ([email protected])
    subject: mittemacht
     
    bist du noch da, vincent?
     
     
    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: re: mitternacht
     
    lass mich in ruhe, vater, ich weiß, was ich zu tun habe, ich werde meinen lieben

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