Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Alptraum verfolgt

Vom Alptraum verfolgt

Titel: Vom Alptraum verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Parker immer
falsch zitiert«, sagte sie gelassen. »Es heißt > seldom make passes <, nicht never . Ich brauche sie wirklich, ich bin
kurzsichtig. Verglichen mit mir, hat eine Fledermaus Augen wie ein Luchs. Ohne
Brille kann ich noch nicht einmal einen Meter weit sehen .«
    »Benutzen Sie nie ein Make-up ?« beharrte ich.
    »Sie vergessen völlig, Al«,
sagte sie mit nachsichtiger Stimme, »daß der Sinn dieses Experiments darin
besteht, die Richtigkeit einer Theorie über Sie zu beweisen, nicht über mich !« Sie warf einen Blick auf die ordentliche, superschlichte,
rostfreie Stahlarmbanduhr an ihrem Handgelenk.
    »Haben Sie noch eine andere
Verabredung ?« sagte ich kalt.
    »In gewisser Weise ja, aber
nicht in der Weise, wie Sie meinen.« Ihre Augen starrten geradewegs in die
meinen und schienen immer größer und größer zu werden. Es mußte eine durch das
Licht verursachte Täuschung sein, überlegte ich nervös, etwas, das mit den
Brillengläsern zu tun hat. Woran immer es liegen mochte, es hörte nicht auf.
Nun waren ihre Augen riesig, löschten alles übrige aus
meinem Gesichtskreis aus.
    »Al?« Ihre Stimme war so
schwach, daß ich sie kaum hören konnte.
    »Warum, zum Henker, flüstern
Sie eigentlich ?« fragte ich heiser.
    »Ich flüstere nicht«, flüsterte
sie. »Warum starren Sie mich so an ?«
    »Ich starre nicht«, krächzte
ich. »Sie starren !«
    Die riesigen blauen
Porzellanaugen reagierten mit Entrüstung. Sie begannen, zu einem
Trommelrhythmus, den ich nicht hören konnte,
abwechselnd zu schielen und wieder geradeaus zu blicken. Dieser lautlose
Wahnsinn nahm zu, und die blauen Porzellanaugenweit
begann als wirbelnde intensive Farbmasse zu kreisen, und mein schwindliger Kopf
kreiste mit.
    »Al?« Aus einer Million
Kilometer Entfernung sprach sie meinen Namen so leise und erwartete, ich würde
ihn hören!
    »Ich wirble wie ein Kopf«,
vertraute ich mir laut selbst an. »Ich bin ein Kopf! Ein wirbelnder Kopf
wie bei einem Geköpften — ein Kopf ohne Kopf. Nicht, du alter Kürbis?«
    »Al?« Sie war jetzt näher
getreten, aber warum flüsterte sie meinen Namen in das Rauschen des Ozeans
hinein und erwartete, daß ich sie hören konnte? »Al!«
    Was, zum Kuckuck, ist mit
diesem verdrehten Frauenzimmer los? fragte ich mich wütend. Hielt sie mich
vielleicht für taub, weil sie sich so über mich beugte und mir ins Ohr schrie?
    »Ja !« schrie ich zurück.
    »Geht es Ihnen gut ?«
    Ich konnte plötzlich wieder
klar sehen. Kaye Allen saß vornübergebeugt in ihrem Stuhl und blickte mich
ängstlich an.
    »Klar geht’s mir gut«, sagte
ich. »Warum?«
    »Sie haben eine Weile lang so
merkwürdig ausgesehen«, sagte sie verlegen, »und Sie haben geredet, als ob Sie
verrückt wären! Ich fand, es war ein Jammer, daß Sie diese ganze schöne
Unterhaltung mit sich selbst geführt haben, und wenn Sie sich nur ein bißchen
deutlicher ausgedrückt hätten, so hätte ich gern daran teilgenommen .«
    »Ich glaube, ich habe irgend etwas gegessen, das nicht in Ordnung war .« Ich lächelte sie verlegen an. »Es soll mir eine Lehre
sein, niemals wieder etwas zu essen, das ich selbst gekocht habe .«
    »Fühlen Sie sich wirklich
wieder ganz gut ?«
    »Klar«, sagte ich
zuversichtlich. »Worüber hatten wir uns unterhalten ?«
    »Es ist an der Zeit, das
Experiment ins nächste Stadium treten zu lassen, Al .« Sie stand auf und ging durchs Zimmer. »Es bedarf einiger Vorbereitungen — in
einer Minute bin ich soweit. Es macht Ihnen doch nichts aus, so lange zu warten ?«
    Sie schloß die Tür zur Küche
und knipste die Lichter aus, so daß das Wohnzimmer, mit Ausnahme des
Lichtscheins, der von einer noch leuchtenden Lampe auf den Teppich fiel, in
tiefem Schatten lag. Kaye wandte mir bedächtig den Rücken zu und begann mit den
Händen an dem festen Haarknoten in ihrem Nacken herumzufummeln. Plötzlich
stürzte eine Kaskade weißgoldenen Haars über ihren Rücken, bis beinahe zu ihrer
Taille hinab. Sie schüttelte sachte den Kopf, und die seidenen Strähnen
bewegten sich in wollüstigen Wellen wie ein Weizenfeld unter der Sommerbrise
zur Erntezeit.
    Kaye wandte sich mir wieder
langsam zu und legte die schwere Hornbrille auf das Kaffeetischchen. Aus dem
straffen Knoten entlassen, bildete ihr Haar nun einen weichen Rahmen aus
gesponnener Seide um ihr Gesicht. Ohne die Brille hatten die porzellanblauen
Augen plötzlich einen lebendigen und warmen Schimmer.
    »Dieser Teil des Experiments
wird mir zuwider sein, soviel weiß

Weitere Kostenlose Bücher