Vom Alptraum verfolgt
Minuten dauern, bevor es losgeht; also werden Sie nicht
ungeduldig .«
»Hm ?« wiederholte ich.
» Trottel !« sagte sie mit lauter klarer Stimme.
»Was?«
»Ich habe jetzt eben auf den
Abzug gedrückt, Lieutenant .« Sie lachte unterdrückt.
»Ich wäre liebend gern in fünf Minuten hier, aber ich bin nicht mutig genug, um
das Risiko auf mich zu nehmen. Gute Nacht, Lieutenant, träumen Sie schön! Und
vergessen Sie nicht, niemand macht sich ungestraft über eine Biologin lustig — nicht
einmal ein Polizeibeamter !«
SIEBENTES KAPITEL
T rottel!’
Das Wort explodierte plötzlich
mitten in meinem Gehirn wie ein weißglühender schmerzender Blitz. Ich preßte
beide Hände heftig gegen meine Schädeldecke, um zu verhindern, daß sie
zersprang, und schloß die Augen. Der pochende Schmerz ließ langsam nach,
während mein Geist eine soeben erst aufgetauchte Erinnerung mit einer geradezu
masochistischen Genauigkeit für alle Details registrierte.
Ich hatte auf der Couch
gesessen und Kaye mir gegenüber auf einem Sessel, dessen entsann ich mich, und
wir hatten uns unterhalten, als ihre porzellanblauen Augen plötzlich größer
wurden — immer größer und größer, bis sie alles übrige aus meinem Gesichtsfeld verdrängt hatten. Dann war ich eine Zeitlang wie
benommen gewesen, ein wirklich gespenstischer Zustand, in dem ich ihre Stimme
von weither meinen Namen hatte rufen hören — aber zwei Sekunden später hatte
ich wieder klar gesehen und alles war in Ordnung gewesen.
Und nun setzte eben diese neue
Erinnerung ein: nämlich daran, was während dieser Periode der Benommenheit
wirklich geschehen war, die weit länger als die von mir angenommenen zwei
Sekunden gedauert hatte — zehn Minuten mochten eher zutreffen. Da war diese
wirbelnde Masse bunter Farben gewesen, daran erinnerte ich mich vollkommen
sachlich. Nun mußte ich also diese neu aufgetauchte Erinnerung der alten
hinzufügen und sehen, was dabei herauskam.
Ich schloß vorschriftsmäßig die
Augen.
»Al?« Die neuerworbene
Erinnerung setzte ein, und ich hörte im Geist Kayes Stimme wie aus weiter
Entfernung.
»Ja?«
»Verstehen Sie mich ?« Die Stimme war plötzlich viel kräftiger und ganz nahe.
»Ich verstehe Sie ausgezeichnet«,
sagte ich.
»Dann hören Sie gut zu! Alles,
was ich über Sie gesagt habe, ist die absolute Wahrheit. Sie fürchten sich
wirklich vor allen Frauen. Der Gedanke an jede körperliche Verbindung mit
irgendeiner Frau erfüllt Sie mit Entsetzen .« Sie machte
eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Sagen Sie die Wahrheit über sich selbst
und äußern Sie sich über Ihre Gefühle gegenüber dem anderen Geschlecht, Al !«
»Ich kann Frauen nicht
ertragen«, hatte ich ohne Zögern erwidert. »Sie erschrecken mich. Der Gedanke
an eine körperliche Verbindung...« Ich schauderte.
»Das ist wahr !«
Ihre Stimme hatte
weitergesprochen, hatte mir ausführlich geschildert, wie sie versuchen würde,
mich zu verführen: daß ich zuerst voller Eifer und von Verlangen erfüllt sein
würde, daß ich aber, wenn ich zwei Schritt weit von ihr entfernt sei, von
meinen wirklichen Empfindungen überwältigt würde. Meine Beine würden wie
angewurzelt sein. Sie gab mir eine detaillierte Schilderung meiner physischen
Reaktionen vom Anfang bis zum Ende und ließ mich alles Wort für Wort
wiederholen.
»Sie werden jetzt dann gleich
aufwachen«, hatte sie schließlich gesagt, »aber nichts von diesem Gespräch wird
in Ihrem Bewußtsein bleiben, auch wenn Ihr Unterbewußtsein dafür sorgen wird, daß meine Anweisungen
ausgeführt werden. Nur wenn ich das Wort »Trottel« sage, wird es Ihrem Bewußtsein gestattet sein, sich an diese Unterhaltung zu
erinnern — aber erst fünf Minuten, nachdem ich das Wort gesagt habe. Haben Sie
verstanden, Al ?«
Oh, Mann — und wie das alles
prächtig hingehauen hatte!
Ich stand von der Couch auf und
ging in die Küche hinaus — meine Beine funktionierten einwandfrei, es gab
keinerlei nachträgliche Muskelzuckungen — , aber das
Hungergefühl unerfüllten Verlangens war noch ebenso stark wie zuvor. Das erste
Glas Whisky schmeckte ich nicht einmal, aber die Reaktion setzte fünf Sekunden
später ein, und so beschloß ich, das zweite Glas mit ins Wohnzimmer zu nehmen
und mir mehr Zeit dazu zu lassen.
Trottel! Das Wort war wie mit Feuer in
meinen Kopf eingebrannt, als ich mich in einen Sessel fallen ließ und mürrisch
auf die unschuldigen Eiswürfel starrte, die eifrig herumschwammen, um den
Scotch zu
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