Vom Alptraum verfolgt
ich«, sagte sie mit einer heiseren Stimme,
die wesentlich tiefer war als ihre normale Stimme. »Aber ich muß es tun !«
»Was?« Auch meine Stimme klang
heiser.
»Zugegeben, daß Sie in einer
Kleinigkeit recht hatten, Al !«
»Sagen Sie mir’s ?«
Sie zuckte bedrückt die
Schultern. »Sehen Sie selber !«
Ihre Finger waren plötzlich
damit beschäftigt, den Kittel vorn aufzuknöpfen. Sie bewegte die Schultern, bis
sie sich aus dem weißen Stoff schoben, dann trat sie aus ihm heraus. Ihre
Unterlippe schürzte sich flüchtig, während sie mich ansah. »Hier!« Sie warf den
Kittel sorglos in meine Richtung, und er landete auf ihrem auf der Couch
liegenden Regenmantel.
Die letzten Spuren der
geschlechtslosen Biologin verschwanden zusammen mit dem weißen Kittel, und statt dessen stand da eine üppige und äußerst begehrenswerte
Frau. Ihre weißen Schultern schimmerten in der sanften Wärme des Lampenlichts.
Die Spitze, die oben ihren Unterrock umsäumte, verdeckte die volle Tiefe der
Bucht zwischen ihrer hohen festen Brust. Kaye bückte sich anmutig, faßte den
Saum des Unterrocks mit beiden Händen, richtete sich mit einer langsamen trägen
Bewegung wieder auf und schälte sich förmlich Zentimeter um Zentimeter aus der ihr verbliebenen Hülle. Ihr Kopf verschwand flüchtig in
einer Wolke von schwarzer Seide, dann flatterte der Unterrock durch die Luft
und landete auf dem Teppich vor der Couch.
Ein trägerloser schwarzer
Satinbüstenhalter umfaßte die Fülle ihrer Brust nur mit Mühe, und ein dazu
passendes Höschen umschloß unsicher den
sanduhrartigen Schwung ihrer Hüften.
»Sehen Sie ?« Ein leiser Unterton von Spott lag in ihren Stimme.
»Sie hatten recht, Al. Nichts als schwarze Unterwäsche !«
Ihre Beine waren mehr als
wohlgeformt, fand ich — sie waren elegant! Ihre Taille bildete eine fast
unglaublich schmale Brücke zwischen den üppigen Rundungen darüber und darunter.
Ich mußte nicht bei Sinnen gewesen sein, um zuvor nicht einmal eine Spur der
wirklichen Kaye Allen gesehen zu haben!
»Nun kommen wir zum letzten — und
aufregendsten Stadium des Experiments«, sagte sie. »Alles hängt von Ihnen ab,
Al !«
»Nur weiter !« sagte ich mit plötzlich drängender Stimme.
Sie hob die Arme, verschränkte
die Hände hinter dem Kopf und bog dann langsam den Rücken durch. »Alles, was
Sie zu tun haben«, flüsterte sie, »ist, mich wild und leidenschaftlich zu
lieben, Al !«
Aus Phantasie war Realität
geworden, soviel wurde mir dumpf bewußt. Die trübselige Biologin hatte sich
plötzlich in das fast nackte arabische Tanzmädchen verwandelt, das nach
ungehemmter leidenschaftlicher Liebe verlangte!
»Kaye, Süße«, sagte ich
glücklich. »Ich komme !«
Ich schoß von der Couch auf wie
ein von Cupidos Bogen abgeschossener Pfeil und sauste auf sie zu. Dann, genau
zwei Schritte vor ihr, kam ich zu einem plötzlichen Stillstand. Das heißt,
meine Beine standen still — alles übrige strebte eifrig weiter ihr zu, aber das
war eine vergebliche Bemühung, solange die Beine nicht mittaten.
Kaye stand, den prächtigen
Körper auf herausfordernde Weise vorgewölbt, noch immer bewegungslos. Ich
spürte, wie mir der Schweiß über die Stirn rann, während ich mit einer tapferen
gigantischen Willensanstrengung versuchte, meine Beine wieder vorwärts zu
bewegen. Nichts erfolgte — ich war wie festgewurzelt, rührte mich nicht und war
auch anscheinend unfähig, mich zu bewegen. Ein Alptraum, dachte ich
verzweifelt, ein akuter Alptraum, der mich nicht lösläßt .
»Al — Liebster!« Kaye löste die
Hände und ließ langsam die Arme an den Seiten herab. »Wenn das ein Spaß sein
soll, dann finde ich ihn nicht besonders komisch. Ich meine, ich bewundere
einen Mann, der Sinn für Humor hat — aber das ist lächerlich !«
»Irgendwas ist mit meinen
Beinen los«, murmelte ich. »Ich kann mich nicht bewegen !«
»Versuchen Sie, sich ein
bißchen zu entspannen, Lieber. Sie sind ein bißchen zu verkrampft, mehr nicht .«
Ich versuchte, mich zu
entspannen — verdammt — , und wie ich es versuchte! Es
änderte sich nicht das geringste . Ich war von der
plötzlichen Überzeugung besessen, daß sich nichts mehr je ändern würde — ich
war dazu verurteilt, bis in alle Ewigkeit als das Monument des Mannes
dazustehen, dessen äußersten Wünsche und Begierden vereitelt wurden.
»Okay, Al .« Kaye holte tief Luft. »Sie können sich also jetzt nicht entspannen. Machen Sie
sich keine Sorgen. Wenn Sie nicht zu
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