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Vom Alptraum verfolgt

Vom Alptraum verfolgt

Titel: Vom Alptraum verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mir kommen können, komme ich zu Ihnen .« Die blauen Augen leuchteten vielversprechend. »Ganz nahe
werde ich kommen«, murmelte sie. »Ich habe das sichere Gefühl, ich kann diese
Verkrampfung lösen !«
    Sie trat einen Schritt auf mich
zu, und im selben Augenblick zuckten meine Beine heftig, und ich trat einen
Schritt zurück. Ein leicht verdutzter Blick tauchte flüchtig in ihren Augen
auf, dann zuckte sie sanft die Schultern und trat einen weiteren Schritt auf
mich zu. Wieder zuckten meine Beine heftig, und ich war wieder zwei Schritte
weit von ihr entfernt.
    »Soll das ein Spiel sein ?« fragte sie kalt.
    Ich blickte auf meine Füße
hinab, wie verdonnert über deren Verrat, und konnte nicht antworten.
    »Na schön«, sagte Kaye nach
einer Weile, »wenn Sie den Spröden spielen wollen, Al Wheeler, so ist das Ihre
Sache. Aber nachdem ich schon so weit gegangen bin, gebe ich nicht kampflos auf !«
    Sie kam entschlossen auf mich
zu — ich wich mit derselben Entschlossenheit vor ihr zurück. Sie ging schneller
— meine lausigen Beine wichen um so schneller zurück. Auf diese Weise machten wir eine Runde durchs Zimmer.
Schließlich prallten meine Kniekehlen gegen die Couch, und so saß ich plötzlich
da.
    »Jetzt !« knurrte sie und schnaubte durch die Nase. Sie warf sich auf meinen Schoß,
umschlang mit wildem Würgegriff meinen Hals und begann, an meiner Unterlippe zu
knabbern.
    Das Gefühl äußersten Entsetzens erfaßte mich, und ich spürte vage einen wilden
Muskelreflex in beiden Armen. Plötzlich wußte ich, daß dies wirklich ein
Alptraum gewesen war, denn Kaye war verschwunden.
    »Sie widerwärtiger, brutaler
Kerl !« schluchzte jemand leidenschaftlich. »Dafür
werde ich Sie umbringen !«
    Ich blickte hinab und sah Kaye
ausgestreckt mitten auf dem Teppich liegen, wohin ich sie — und nun dämmerte
mir allmählich das Entsetzliche an der Situation — geschleudert haben mußte. Eine
lange seidene Strähne ihres Haares hing ihr über ein Auge herab und lockte sich
weiter unten verstohlen in der tiefen Kluft ihrer schneeweißen Brust. Dieses
schwarze Satingewirr um ihren Hals, das erkannte ich mit einem Stich des
Schuldgefühls, war in Wirklichkeit der trägerlose Büstenhalter, der der rauhen Behandlung, die ich seiner Besitzerin hatte
angedeihen lassen, einfach nicht gewachsen gewesen war.
    »Ich glaube, das reicht .« Kayes Stimme klang plötzlich müde. »Mehr Beweise werden
Sie kaum brauchen .«
    »Was für Beweise ?« wimmerte ich.
    »Daß ich in bezug auf Sie recht gehabt habe !« fuhr sie mich an. »Sie
haben mich nicht näher als auf zwei Meter an sich herankommen lassen? Sehen Sie
sich doch an! Ihr Entsetzen bei dem Gedanken, in körperliche Berührung mit mir
zu kommen.« Ihr wundervoller Busen hob sich majestätisch, während sie tief Luft
holte. »Sie weinen ja beinahe !«
    Wer würde das nicht tun? dachte
ich verbittert.
    »Das Experiment ist beendet«,
sagte sie scharf. »Sie haben bewiesen, daß ich recht hatte, und ich werde Sie
jetzt verlassen, damit Sie zu Ihren pornographischen Postkarten zurückkehren
können, die so viel risikoloser sind als lebende Frauen !«
    »Ich bin verhext, von Dämonen
verfolgt, also machen Sie bitte, daß Sie von hier wegkommen«, murmelte ich
fieberhaft. »Ich möchte ein wenig Ruhe haben, damit ich mich umbringen kann .«
    Zu den Qualen, die ich bereits
erlitten hatte, kam noch eine besonders ausgeklügelte hinzu — es blieb mir
nichts anderes übrig, als sitzen zu bleiben und zuzuschauen, wie sich Kaye
wieder anzog. Schließlich war sie fertig, hatte den gelbgrauen Regenmantel
wieder bis zum Hals zugeknöpft und war drauf und dran, die Wohnung zu
verlassen.
    Als sie den Flur erreicht
hatte, drehte sie sich um und blickte mit ausdruckslosem Gesicht zu mir zurück.
    »Wissen Sie, was ein Abzug ist,
Lieutenant ?« fragte sie.
    »Ein Teil eines Gewehres«,
sagte ich schwerfällig.
    »Was geschieht, wenn man darauf
drückt ?«
    »Das Gewehr schießt«, sagte
ich.
    Vielleicht lag in den blauen
Porzellanaugen ein leicht bösartiger Schimmer, aber nun, nachdem sie wieder
hinter der Hornbrille verborgen waren, war es schwer, das festzustellen.
    »Ich werde Ihnen ein Geheimnis
anvertrauen, Lieutenant«, sagte sie leise. »Sie haben im Augenblick eine Art
Gewehr in ihrem Unterbewußtsein , und es ist geladen .«
    »Hm ?« brummte ich.
    »Ich glaube, ich sollte auf den
Abzug drücken, bevor ich gehe«, sagte sie, beinahe wie zu sich selbst. »Es wird
ungefähr fünf

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