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Vom Alptraum verfolgt

Vom Alptraum verfolgt

Titel: Vom Alptraum verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zugeben ?«
    »Kurzsichtig nicht — nur
geblendet vom Glanz deiner makellosen Schönheit«, sagte ich liebevoll und küßte
sie zärtlich auf das in nächster Reichweite liegende Grübchen, das sich
zufällig unterhalb ihrer Schulter befand.
    Gleich darauf hob ich den Kopf
und starrte auf die weiße gerunzelte Narbe, die meine Lippen soeben entdeckt
hatten.
    »Du Biest !« sagte Kaye mit tragischer Stimme. »Du bist hinter mein schreckliches Geheimnis
gekommen. Nun, nachdem du den einzigen Makel an meiner Schönheit entdeckt hast,
werde ich mich wahrscheinlich umbringen !«
    »Was ist denn das ?« fragte ich neugierig.
    »Ein ewiges Andenken an meine
Collegetage«,sagte sie leichthin. »Ach, was für unschuldige
Mädchenstreiche wir damals anstellten! Die Säbelduelle! Die Nacht, als wir eine
der Studentinnen verbrannten, die...«
    »Es sieht nach einer
Schnittwunde aus«, sagte ich.
    »Wirklich?« Ihre Stimme war
betont ausdruckslos. »Jetzt bist du an der Reihe, deine Narben zu zeigen — das
ist nur gerecht .«
    »Ist das die Stelle, in die dir
Vicki Landau ein Messer hineingestoßen hat ?«
    »Ja, verdammt !« Sie wandte plötzlich den Kopf ab. »Kannst du niemals aufhören, Kriminalbeamter
zu sein? Erst schläfst du mit mir, und dann, während ich noch zufrieden
schnurre, fängst du an, ein verschärftes Verhör mit mir anzustellen. Was für
ein Ungeheuer bist du eigentlich ?«
    »Willst du mir die Geschichte
erzählen ?« fragte ich freundlich.
    »Nein, aber vermutlich bleibt
mir nichts anderes übrig .«
    Sie setzte sich plötzlich auf
und ließ die Füße auf den Boden baumeln.
    »Wenn ich schon meine trübe
Vergangenheit vor dir enthüllen muß, Al Wheeler, dann möchte ich dabei, zum
Kuckuck, nicht nackt neben dir liegen !« Sie stand mit
einer schnellen ungeduldigen Bewegung auf. »Wo ist dein Morgenrock ?«
    »Im Kleiderschrank«, sagte ich.
»Es hängen zwei dort, nebeneinander, ich ziehe den anderen an. Ja?«
    »Du hast zwei Morgenröcke in
deinem Schrank hängen — nebeneinander ?« Sie blickte
mich eine Sekunde lang an und schüttelte dann in schweigender Bewunderung den
Kopf. »Ich habe noch nie ein zum Zweck der Verführung so gut organisiertes
Appartement gesehen wie dieses hier! Es kann sich nicht nur um ein Hobby
handeln, das muß die Frucht eines lebenslänglichen Studiums gewesen sein .«
    »Nun hol schon endlich die
Morgenröcke !« flehte ich.
    Fünf Minuten später saß ich,
überaus respektabel mit einem Morgenrock bekleidet, in der Küche und sah Kaye
zu, die, ebenso respektabel gewandet, Kaffee kochte. Nachdem sie die Kanne auf
den Tisch gestellt hatte, setzte sie sich mir gegenüber an den Tisch und tat
so, als existierte ich einfach nicht mehr.
    »Du kannst doch nicht schon
bereits die Geschichte deines Lebens vergessen haben ?« sagte ich in vorwurfsvollem Ton. »So alt bist du ja noch gar nicht .«
    Sie nippte an ihrem Kaffee und
zog den Morgenrock enger um sich. »Der Umschwung kam ein bißchen plötzlich,
Geliebter, das ist alles«, sagte sie mit dünner Stimme. »Da lag ich, hatte alle
meine Reserven über Bord geworfen und genoß jede einzelne Sekunde, und dann
plötzlich sitze ich hier und mache eine Aussage vor einem Polizeibeamten, der
nur noch ein schwacher Abklatsch des Mannes ist, zu dem ich vor zwei Stunden
ins Bett gekrochen bin. Das ist alles sehr verwirrend.
    »Die Einordnung dieses von seiner
Arbeit absorbierten Doktors«, sagte ich kalt, »dieses jungen schüchternen
Mannes, den alle so mochten — löst bei mir dieselben Empfindungen aus. Ich bin
verwirrt, ja geradezu peinlich berührt, weil ich noch keinen Schritt näher an
seinen Mörder herangekommen bin .«
    »Na schön«, sagte Kaye heftig.
»Nur weiß ich nicht, was meine Lebensgeschichte mit Bob Marshs Tod zu tun hat !«
    »Ich auch nicht, solange ich
sie nicht gehört habe .«
    »Versprichst du, niemandem
etwas weiterzuerzählen, es sei denn, es hinge irgendwie mit der Verfolgung
deines Mörders zusammen ?« murmelte sie.
    »Natürlich.«
    »Ich war das einzige Kind«,
sagte Kaye mit matter Stimme. »Meine Mutter war Vierzig, als ich geboren wurde — . In diesem Fall kann man also wohl kaum von einem Kind
der Liebe sprechen, nicht wahr? Weder mein Vater noch meine Mutter hatten mich
gewollt — ich war eine Last, die sie duldeten, aber niemals liebten .« Sie lächelte unsicher. »Tut mir leid, daß ich mit solchen
Rührseligkeiten aufwarte, aber es ist wichtig für das was nachher kam .«
    »Klar«, sagte

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