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Vom Alptraum verfolgt

Vom Alptraum verfolgt

Titel: Vom Alptraum verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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kühlen. So also hatte sie es natürlich angestellt! Sie hatte etwas in
mein Glas getan — irgendeine hypnotisch wirkende Droge. Deshalb hatte sie auf
die Uhr geblickt, bevor mein Benommenheitsstadium einsetzte. Sie war wirklich
mit äußerster Kaltblütigkeit vorgegangen, das mußte ich voller Ärger zugeben.
Etwas zu trinken verlangen — dasselbe, was ich auch trank —, so daß sie ausreichend
Zeit hatte, die Droge in mein Glas zu applizieren, während ich draußen in der
Küche war und ihren Whisky eingoß . Und dann dieses
»Ex«-Trinken, um sicher zu sein, daß ich die volle erforderliche Dosis zu mir
nahm!
    Die plötzliche, lebhafte Erinnerung
daran, wie sie ausgesehen hatte — die Hände hinter dem Kopf verschränkt und ihr
ganzer Körper dargeboten in einer förmlichen Hymne der Verlockung — , ließ mich
die Augen schließen und gequält aufstöhnen. Dann — ohne eigentlichen Grund —
sah ich mit ähnlicher Deutlichkeit vor mir, wie wir beide ausgesehen haben
mußten, als ich eilig rückwärts durch das Zimmer retirierte und sie hinter mir
herrannte.
    Fünf Minuten später lachte ich
noch immer hilflos, und die Tränen strömten mir übers Gesicht, als der Summer
ein schwaches, entschuldigend klingendes Quaken von sich gab. Irgendwie
schaffte ich es, aufzustehen und auf die Tür zuzutrotten .
    Ich stand einer bleichen
Erscheinung mit langem weißblondem, wirr um die Schultern hängendem Haar
gegenüber. Sie blieb stehen und warf mir einen deutlich nervösen Blick zu.
    »Sie werden doch wohl kein
Mädchen schlagen, das eine Brille trägt ?« fragte Kaye
Allen mit zaghafter Stimme.
    Sie trat in den Vorflur, und
ich schloß energisch die Tür hinter ihr; der Knall ließ sie zusammenzucken wie
eine erschreckte Gazelle. Ihre Schultern unter dem gelbgrauen Regenmantel waren
gebeugt, während sie mit steifen Beinen ins Wohnzimmer ging und sich dort
langsam umdrehte, um mich anzusehen.
    »Ich ging auf die Straße
hinunter und stieg in meinen Wagen«, sagte sie bedrückt. »Es hätte der
Augenblick meines größten Triumphes sein sollen: dazusitzen und zu warten, bis
die fünf Minuten um waren — und mich an der Vorstellung zu weiden, welcher Art
Ihre Reaktion auf die plötzliche Entdeckung der ganzen Wahrheit über meinen
Besuch bei Ihnen sein würde .« Sie biß sich heftig auf
die Unterlippe. »Und wissen Sie was, Al? Ich hatte nicht den geringsten Genuß
davon! Ich mußte fortgesetzt daran denken, wie Sie sich jetzt wohl fühlten.
Nicht nur die Demütigung, die Sie empfinden würden, wenn Sie dahinterkämen, daß
ich Sie hereingelegt hatte, sondern auch die rein physische Enttäuschung — nachdem
ich mich so herausfordernd vor Sie hingestellt hatte und dabei die ganze Zeit
über verdammt gut wußte, daß Sie keine Chance hatten, mir nahe zu kommen.«
    Sie starrte düster eine Weile
vor sich auf den Boden und hob dann langsam wieder den Kopf. »Alles in allem
kam ich zu dem Schluß, daß das Ganze ein ganz übler Streich gewesen war — und
daß nur ein ganz übler Charakter auf eine solche Idee kommen konnte. Und so
überlegte ich mir schließlich, daß das einzig Anständige, was mir noch zu tun
übrigblieb, war, hier heraufzukommen und mir meine gerechte Strafe zu holen .«
    Ihre Hand zitterte ein wenig,
als sie plötzlich die Hornbrille von den Augen nahm.
    »Wollen Sie mir eine
runterhauen, Al Wheeler ?« Die blauen Augen schlossen
sich fest. »Dann los !«
    »Ich möchte Ihnen keine
Ohrfeige geben, Kaye Allen«, sagte ich, verzweifelt gegen mein aufkommendes
Gelächter ankämpfend.
    Sie öffnete schnell wieder die
Augen und starrte mir eine ganze Weile ins Gesicht. »Oh, Al!« Sie blinzelte
heftig. »Sie haben geweint !«
    »Ich konnte nicht anders«,
sagte ich mit erstickter Stimme. »Ich mußte, nachdem Sie gegangen waren,
dauernd an Sie denken — «
    »Ich werde es wiedergutmachen,
Darling .« Ihre Stimme bebte in ekstatischem Schuldbewußtsein darüber, daß ihre Reize eine so fatale
Faszination auf ein armes, hilfloses männliches Wesen ausgeübt hatten.
    »Ich werde es wiedergutmachen,
Darling, ich verspreche es .«
    Ihre Augen funkelten bei dem
Gedanken, daß sie sich selbst dem leidenschaftlichen Wahn, den sie in meiner
Brust entfacht hatte, edelmütig zum Opfer darbieten würde.
    »Sagen Sie, mein Darling«,
flüsterte sie eifrig, »was für bittersüße Gedanken haben Ihnen die Tränen in
die Augen getrieben ?«
    »Als ich rückwärts durchs
Zimmer ging«, sagte ich mit erstickter Stimme,

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