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Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)

Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)

Titel: Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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»Marc, geht es dir gut? Und wo ist dein Gepäck? Als ich die leere Kajüte sah, fürchtete ich, du wärst nicht erschienen.«
    Ihr Herz schlug immer noch zu schnell und zu laut. »Nein, doch, ich meine, dass mein Leinensack im Mannschaftsdeck ist.«
    Franklin zog die Brauen zusammen. »Warum ist dein Gepäck im Mannschaftsdeck?« Er wandte sich zu Seth, der neugierig lauschte. »Geh und bring alles her.«
    Das Klatschen der nackten Füße entfernte sich und ließ sie mit Franklin in völliger Stille zurück. Sie musste sich konzentrieren, er durfte ihr nichts anmerken.
    Und er schien ihr nichts anzumerken, denn er öffnete die Tür zu einer der Kajüten und wies hinein. »Marc, erfrisch dich erst einmal. Du erweckst den Eindruck, als könntest du einen Augenblick der Ruhe vertragen.«
    Sieben mal fünf Fuß, ein Bullauge, zwei Schwingkojen aus rauem Holz, eine zur Rechten, eine zur Linken, der schmale Gang durch Franklins Seekiste zugestellt. Kaum Platz, um sich aneinander vorbeizuschieben, und doch war die Kajüte für Mary in ihrer Prächtigkeit kaum zu übertreffen. Die Angeln der Tür knarrten, als Franklin sie zuschob.
    Der winzige Raum schenkte Trost. Ein Gefühl der Geborgenheit, das jedoch trügerisch war, solange Landon noch über Bord strich. Sie sah sich um. Zu ihren Füßen stand das weiße Emaillegeschirr für die Notdurft, auf die Koje linkerhand hatte Franklin nachlässig seinen Mantel geworfen. Eines der silbernen Tabletts, die sie aus der Kombüse kannte, war auf der Seekiste bereitgestellt worden. Dünner schwarzer Tee, von ihr am Morgen selbst gekocht, daneben zwei Tassen und ein Kännchen Milch. Eine Schüssel mit Wasser lud zur Erfrischung ein, säuberlich gefaltet lag für jeden ein Leintuch bereit.
    Ihr Puls verlangsamte sich. Sie merkte, dass sie nach Schafdung, Schweiß und Küchendünsten stank. Vorsichtig stellte Mary die Tassen auf die Kiste und warf einen Blick in das polierte Silber des Tabletts. Um das rechte Auge leuchtete ein Veilchen. Wie ein bläulich-violetter Halbmond rahmte es den Augapfel, dessenWeiß von geplatzten Äderchen durchzogen war. Als sie das Tablett niedersinken ließ, wurde die Tür aufgerissen.
    Jetzt haben sie mich. Es ist vorbei. Sie werden mich abführen,
dachte sie und hörte das Tablett zu Boden fallen. Ohne sich rühren zu können, starrte sie zur Tür hinüber. Das Haar war nicht schwarz, keine Locke tanzte über die Stirn. Der Mann trug keinen Mantel, nur ein Hemd und Kniebundhosen.
    »Myers   …«, sagte er, wurde ihrer gewahr und brach ab. Sein Blick wanderte an ihr hinab und wieder hinauf. »Wo ist Franklin Myers? Und was macht Ihr in seiner Kajüte?« Die Arme in die Seiten gestemmt, trat er einen Schritt vor. Der Brustkorb, die Arme, das Kreuz, alles an ihm verriet seine Kraft. Ein Riese von einem Mann, der die Kajüte scheinbar komplett ausfüllte.
    Mager und knochig kam sie sich neben ihm vor. Sie wölbte den Rücken und schob die Arme vor ihren Leib. »Leider hatte ich noch nicht die Ehre, mit Euch bekannt gemacht zu werden. Mein Name ist Marc Middleton, und ich bin der Zeichner.«
    »Oh, sehr erfreut, ich bin Carl Belham. Carl – wir verzichten hier auf die Formalitäten. Aber bitte, wer hat dich denn so zugerichtet?«
    Er war es!
    Sir Carl Belham!
    Direkt vor ihr, so nah, dass sie jede Pore seiner Haut und jedes Haar der dichten Bartstoppeln erkennen konnte. Unfähig, ihm länger in die Augen zu schauen, blieb ihr Blick am gerüschten Kragen seines Hemdes hängen. Einer der größten Wissenschaftler stand vor ihr, und sie war verdreckt, hatte ein Veilchen und stank, dass man durch den Mund atmen musste. Mary schüttelte den Kopf und bemühte sich, ihre Gedanken zu fassen, die wie Lämmer herumsprangen. »Niemand. Ein Unfall, Sir. Ich meine, Carl. Ich wollte, ich bin   … und jetzt wollte ich mich gerade frisch machen und   …« Sie verstummte, da sie das eigene Gestammel nicht mehr ertrug.
    »Lass dich nicht abhalten«, sagte er und schlug ihr mit der Hand auf die Schulter. »Aber beeile dich, wir legen gleich ab. Das willst du sicher nicht versäumen, oder?«
    Ein Lächeln, eine Drehung, dann fiel die Tür zu.
    Wie konntest du dich so närrisch verhalten,
schalt Mary sich.
Stotternd und stinkend stehst du vor einem der herausragendsten Köpfe unserer Zeit.
Sie sog die Luft ein.
    Was für ein Mann!
    Was hat er zum Abschied gesagt?
    Das Schiff ist dabei, abzulegen?
    Mary wandte sich zum Bullauge um, das auf das Wasser hinauszeigte.
    Er hat

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