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Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)

Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)

Titel: Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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Bierwürze? Was macht die an Deck?«
    »Einige der Fässer sind vergoren, und die restlichen sollten im Fahrtwind gekühlt werden.«
    Segelmacher-John lachte auf. »Du meinst, unser gutes Bier fließt gerade in Strömen übers Deck?«
    Eine erneute Explosion auf der Höhe des Fockmastes ließ beide zusammenzucken. Dieses Mal mischten sich in das Gebrüll der Männer Schmerzensschreie, irgendwer rief um Hilfe.
    Segelmacher-John kniff die Augen zu und schlug das Kreuz über seiner Brust: »Heilige Maria, steh uns bei. Es sind doch Piraten! Verschwinde, Junge, schnell!«
    Seth duckte sich hinter Segelmacher-Johns Rücken und klammerte sich an dessen Hemd fest.
    Was mache ich jetzt? Segelmacher-John weiß immer alles. Dan muss sich irren, es sind doch Piraten. Wenn ich zum Fockmast laufe, töten sie mich. Ich habe nicht einmal eine Waffe. Und wenn ich über Deck springe, ersaufe ich. Es ist wie bei den fliegenden Fischen
.
Sie retten sich vor Feinden mit einem Sprung aus dem Wasser und werden in der Luft von Vögeln abgefangen.
    Er duckte sich noch tiefer und spannte die Arme an.
Ich bin aber kein Fisch,
schrie es in ihm, und er stieß sich von Segelmacher-Johns Rücken ab. Um sich Mut zu machen, riss er die Fäuste in die Höhe, ließ ein Brüllen erklingen und rannte über das Schiff. Den Männern entgegen, die sich über andere bückten, die sich gekrümmt am Boden wanden. Piraten konnte er keine entdecken, sie mussten wohl aus dem Hinterhalt angreifen. Er drehte sich im Kreis. Hilferufe, Befehle und Schmerzensschreie ließen sich nicht mehr entwirren. Fast taub vor Angst, riss er die Fäuste umso höher und stürzte vor in das Knäuel aus Menschen und Geräuschen.
    Die nächste Explosion ließ das Schiff erbeben.
    Seth hob schützend den Arm vor sein Gesicht, und gleichzeitig spürte er einen Druck, ähnlich einem Windstoß, der über ihn hinwegzog.
    Im selben Augenblick wusste er, dass er getroffen worden war.
    Er packte an sein Bein.
    Warm und feucht war der Stoff seiner Hose.
    Gleichzeitig wurde ihm schlecht. Der Länge nach sackte er in sich zusammen und landete unsanft in der aufspritzenden Bierwürze.Ihm war kalt, und sein Körper begann zu zittern. Er konnte kaum die Hand heben, so schwer fühlte sie sich an, dann sah er die blutverschmierten Finger. Sein Mund stand offen, das spürte Seth, ein offener Mund, um aufzuschreien. Doch die Angst umklammerte seine Kehle und schnürte die Laute ab. Dann erst kam der Schmerz. Mit voller Wucht griff er in den Oberschenkel.
    Ich blute! Ich blute wie ein Schwein. Was ist hier los? Helft mir, bitte, helft mir   …
***
     
    Es gilt, den Kopf zu bewahren. Eine Analyse der Situation vorzunehmen, um zu einem Ergebnis zu kommen, das es ermöglicht, die nächsten Schritte einzuleiten.
Noch während Carl zum Fockmast rannte, ließ er den Blick über die Unglücksstelle wandern.
    Kapitän Taylor stand an der Reling und suchte mit dem Fernrohr den Horizont ab. Kyle Bennetter, Peter Sohnrey und Randy Hall, ein angehender Offizier mit schiefer Nase, liefen über das Deck und brüllten den Männern, die unverletzt waren, Befehle zu. Jagten sie die Masten hinauf, die Segel backzubrassen, um dem Schiff die Fahrt zu nehmen. Eine Sandbank musste umschifft werden, so viel konnte Carl ihren Befehlen entnehmen. Senkbleie wurden ausgeworfen, und die Ansagen zur Tiefe des Wassers, die immer wieder ausgerufen wurden, gingen im Tumult beinahe unter. Der Kapitän und seine Offiziere waren unverletzt und hatten das Geschick des Schiffes im Griff.
Wenn wir jetzt noch auf eine Sandbank auflaufen, wird es kritisch,
dachte Carl, als er das Ausmaß des Unglücks am Fockmast überblickte.
Zehn Verletzte, vielleicht fünfzehn. Das sind bis zu dreißig Hände, die fehlen, um zu pumpen und Ballast abzuwerfen, wenn das Schiff leckschlägt. Die Hände derjenigen, die noch Verletzte versorgen können, nicht einmal eingerechnet
.
    Er beugte sich zum ersten Verletzten hinab. Eine Schrammeim Gesicht, die blutete, aber zweifelsfrei mit der Behandlung noch warten konnte. Die überwiegende Zahl der Männer war offensichtlich von herumfliegenden Splittern der explodierenden Holzfässer getroffen worden. Die vergorene Bierwürze hatte sich dicksämig über die Planken verteilt. Ein Seesoldat und zwei Matrosen versuchten, die Verletzten aus dem Sud zu ziehen. Ohne mit den Füßen stabilen Stand und Halt zu finden, glitten sie auf den schmierigen Planken hin und her.
    Toni, der Zimmermann, rutschte vier, fünf Fuß

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