Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
könnte dich hören !«
    Sie
schlug die Arme unter ihrem kühngeschwungenen Vorbau
übereinander und sah sich in dem bereits knietief im Chaos versunkenen Büro um.
»Ich kann es kaum erwarten, am Morgen Tylers Gesicht zu sehen, wenn er hier
hereinspaziert kommt !« Sie schloß die Augen und
schauderte heftig. »Ich höre direkt schon die Stimme des Hausmeisters. > Gestern abend , Mr. Morgan? Nein,
es war nichts Besonderes los — Miss Prostett und
einer ihrer Bekannten kamen gegen neun Uhr vorbei, aber sie blieben, glaube
ich, nur eine Stunde!<« Sie blickte mich mit einem glasigen Lächeln auf dem
Gesicht an. »Ich würde ja heute nacht noch das Land
verlassen, nur habe ich kein Geld für das Flugzeug-Ticket .«
    »Wir
können, bevor wir gehen, ein Streichholz anzünden«, sagte ich nachdenklich.
»Wenn wir Glück haben, ist das gesamte Gebäude bis morgen früh heruntergebrannt .«
    »Du
weißt schon, was wir zu tun haben, Rick Holman, nicht wahr ?« fragte sie mit kalter drohender Stimme.
    »O
nein«, wimmerte ich. »Das nicht!«
    »O
doch«, knurrte sie. »Alles wieder aufräumen !«
    »Das
würde eine Woche in Anspruch nehmen«, brummte ich. »Selbst wenn ich wüßte, wo
alles hingehört.«
    »Wir
brauchen ein Mädchen hier«, sagte Lisa düster. »Ein wunderbar tüchtiges
Hausmädchen, das alles innerhalb einer Viertelstunde aufgeräumt hat und
anschließend Kaffee serviert! Jemand wie Helga zum Beispiel.«
    »Träume
sind Schäume«, brummte ich. »Also los — was hast du gerade gesagt ?«
    »Ich
habe gesagt, wir brauchten hier ein Mädchen — ein wirklich tüchtiges wie
Helga«, sagte sie wütend. »Wirst du allmählich ebenso taub wie einfältig,
Holman ?«
    »Helga
war jahrelang bei deiner Mutter, nicht wahr ?« fragte
ich. »Ich meine, bevor sie mit Toni wegzog ?«
    »Jahrelang.«
Lisa nickte. »Ich war ungefähr fünfzehn, als sie zu uns kam — und der Gedanke,
wie weit das zurückliegt, ist mir zuwider !«
    Sie
ließ sich mit resigniertem Gesichtsausdruck auf Hände und Knie nieder und begann,
eifrig Papiere aufzulesen. Ich sah ihr ein paar Sekunden lang zu und verlor
dann das Interesse. Ein Teil der Menschheit ist zu Mühe und Arbeit geboren, ein
anderer zum Denken, überlegte ich. Und war es meine Schuld, daß sie zum Typ der
mühsam Arbeitenden gehörte?
    Etwa
zwei Minuten später drang mir aus allernächster Nähe ein warnender Zischlaut
ins Ohr, und ich sprang aus einem rein automatischen Reflex heraus entsetzt
beiseite. Ein massiver, gefährlich aussehender Briefbeschwerer sauste genau
dorthin, wo sich mein Kopf befunden hätte, wäre ich nicht so schnell auf die
Seite gesprungen, und prallte gegen die Wand.
    »Wenn
ich dich das nächste Mal dabei ertappe, wie du mit einem kretinhaften Ausdruck auf deiner läppischen Visage herumstehst, statt hier unten zu knien,
um diese Schweinerei in Ordnung zu bringen«, zischte Lisa giftig, »werde ich
dir mit einem Brieföffner den Schädel spalten !«
    Sie
stand mühsam auf, einen kleinen Berg von Papieren mit beiden Händen
umklammernd, und ging behutsam auf den Schreibtisch zu. Der Berg schwankte bei
jedem Schritt, und ich sah interessiert zu, bis sie beinahe den Hafen, dem sie
zustrebte, erreicht hatte. Dann trat ich in Aktion.
    »Laß
mich dir helfen !« schlug ich mit Feuereifer vor.
    »Es
wird Zeit !« stöhnte sie. »Sieh zu, ob du mir die obere
Hälfte abnehmen kannst, aber sei vorsichtig! Schieb deine Hände ganz leicht
unter...«
    »So?«
Ich kam vorsichtig auf sie zu, die Hände ausgestreckt, Innenflächen nach oben.
    Meine
Fingerspitzen berührten den Papierberg etwa in seiner Mitte und glitten hinein.
Lisa blieb abwartend stehen und wartete darauf, daß ich die obere Hälfte des
Bergs abheben würde, aber ich zog es vor, meine Hände gänzlich durch ihn
hindurch bis zu seiner anderen Seite gleiten zu lassen.
    Durch
einen unglücklichen Zufall kollidierten sie beim Vorrücken plötzlich mit Lisas
prächtigem Vorbau, wurden von vorübergehender Panik erfaßt, griffen nach dem
nächstbesten Halt und klammerten sich daran fest. Lisa gab einen seltsam
schrillen winselnden Laut von sich, wie eine ungebärdige Stute, der es
entgangen war, daß sich der junge Hengst von vornherein auf derselben Koppel
befunden hatte, und warf die Arme in die Luft.
    Ein
paar Sekunden lang wurde ich von Heimwehgefühlen erfaßt, wie ich so dastand und
an all die Weihnachten dachte, die ich als Kind in Vermont verbracht hatte.
Dann war der Papiersturm vorüber und der

Weitere Kostenlose Bücher