Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
meine Vorliebe zu erklären, Dämonen zu beschwören.
Schließlich hatte Justin alle Informationen zusammengetragen, die er brauchte, und den Täter auf seiner Rückbank verstaut. Er machte ein finsteres Gesicht, als er die Tür zuschlug. »Dämlicher Kiffer. Er ist völlig neben der Spur.« Er warf mir einen Blick zu, während er auf den Fahrersitz kletterte.
»Äh, ich glaube, du hast dich an einem Glassplitter geschnitten.«
Ich folgte seinem Blick zu meinem linken Unterarm, an dem Blut in einem dünnen Rinnsal zu meiner Hand hinunterfloss. Schnell wischte ich es mit dem Saum meines Hemds fort. Es war nicht das erste Mal, dass ich das Hemd mit Blut besudelte. »Ja, offenbar bin ich irgendwo dagegen gekommen. Sieht aber nicht so schlimm aus.« Ich wusste, dass es kein ernsthafter Schnitt war. Das Messer, das ich benutzt hatte, war teuflisch scharf, und ich hatte gelernt, den notwendigen Schnitt nicht tiefer zu setzen als unbedingt nötig. Es war den kleinen Schmerz immer wert, wenn ich hinterher die unglaubliche Befriedigung über eine erfolgreiche Beschwörung verspürte und wusste, dass ich in der Lage war, einen Dämon zu beherrschen, solange ich bei dem Ritual nichts vermasselte. Auch wenn ich nichts anderes in meinem Leben unter Kontrolle hatte, hierbei fühlte ich mich sicher.
»Sei froh, dass du heute Nacht nicht arbeiten musst. Offenbar hat der Nachtwächter in der Kläranlage eine Leiche gefunden.«
Ich lehnte mich gegen den Wagen. »Solange der Typ nicht mit einem geplatzten Scheck getötet worden ist, bezweifle ich, dass ich etwas damit zu tun gehabt hätte.« Das war die gute Seite daran, hauptsächlich bei Wirtschaftsverbrechen zu ermitteln. Ich wurde nur sehr selten mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt.
Okay, das war das einzig Angenehme. Ansonsten langweilte mich der Job zu Tode. Zwei Jahre lang hatte ich mir als Ermittlerin für Eigentumsdelikte den Arsch aufgerissen, und vor drei Wochen war ich endlich mit einer Versetzung in die Abteilung für Gewaltverbrechen belohnt worden. Allerdings war mir noch kein Fall übertragen worden, und da es immer noch jede Menge Scheckbetrügereien und Identitätsdiebstähle gab, arbeitete ich die nebenbei ab, während ich mich mit den Grundlagen der Mordermittlung beschäftigte.
Aber damit konnte ich leben. Das Gefühl, mir diese Beförderung verdient zu haben, war fast so süß wie eine erfolgreiche Beschwörung. Hier war ich nun, mein dreißigster Geburtstag näherte sich mit großen Schritten, und ich konnte tatsächlich behaupten, in meinem Leben endlich etwas erreicht zu haben. Ich hatte einen soliden Beruf und so etwas wie eine Zukunft, trotz meiner wiederholten Bemühungen, mein Leben zu zerstören, als ich noch jung und ziemlich dämlich gewesen war.
»Es ist ein Mädchen«, korrigierte mich Justin, während er seinen Sicherheitsgurt anlegte. »Kein Typ. Verstümmelt, soviel ich gehört habe, mit einem großen Zeichen auf der Brust.«
Ich bekam plötzlich eine Gänsehaut. »Du meinst, verstümmelt wie bei einer Folterung? Ist das Zeichen auf ihrer Brust ein Symbol?«
Justin schnaubte. »Warum machst du dir Gedanken darüber? Es ist wahrscheinlich irgendeine Crackhure, die sich mit dem falschen Dealer angelegt hat.«
»Oder es könnte wieder der Symbolmörder …«
»Ja, ja, du bist genauso schlimm wie der Anfänger, der den Fall gemeldet hat«, tadelte er mich lächelnd. »Der hat auch gleich geschrien, dass der Symbolmörder wieder zugeschlagen hat. Also übertreib es nicht und zieh keine voreiligen Schlüsse. Ich meine, es ist drei Jahre her, seit das letzte Opfer von diesem Verrückten gefunden worden ist. Und der Tatverlauf ist auch ein anderer. Sämtliche anderen Leichen sind in abgelegenen Gegenden und schon ziemlich verwest aufgefunden worden. Diese ist frisch abgelegt worden, und zwar an einer Stelle, wo es sogar einen Sicherheitsmann gibt, also mit einer Garantie dafür, dass sie schnell gefunden wird.« Er nahm das Mikrofon aus der Halterung am Armaturenbrett und informierte die Funkzentrale darüber, dass er mit einer Verhaftung unterwegs ins Büro war. »Wenn überhaupt, dann ist es vielleicht ein Trittbrettfahrer«, meinte er noch, nachdem er das Mikrofon wieder zurückgehängt hatte. »Er hat zwölf Menschen umgebracht und dann von heute auf morgen einfach aufgehört. Warum sollte er nach drei Jahren wieder anfangen?«
»Dreizehn«, korrigierte ich und spürte, wie mich eine unerklärliche Erregung erfasste. »Es sind
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