Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
wollen. Oder?
Ich atmete tief durch, als er rückwärts aus der Einfahrt rollte und dann davonfuhr. Ich musste den Tatsachen ins Auge sehen. Ich hatte keine Ahnung, wie man mit Männern umging. Ich wusste nicht einmal, ob er überhaupt echtes Interesse an mir hatte. Wie armselig war das denn? Außerdem kannte ich ihn ja nicht mal besonders gut. Man hatte uns für einen Monat zusammen auf den Fall des Symbolmörders angesetzt, und mehr war nicht gewesen. Es war schon traurig, dass mein bester Freund jemand war, den ich kaum kannte. Aber selbst wenn ich ihn besser gekannt hätte, wäre ich dann bereit gewesen, mich auf ihn einzulassen?
Keine Ahnung. Das war die beste Antwort, die mir dazu einfiel. Ich wollte nicht nur vermeiden, ihn als Freund zu verlieren, ich wusste auch einfach nicht genug über ihn. Der Dämonenfürst Rhyzkahl hatte angedeutet, dass Ryan mehr sei, als er zu sein scheine. Leider hatte ich bisher keine Gelegenheit gehabt, das weiter zu ergründen, da ich damit beschäftigt gewesen war, einen Weg zu finden, meiner Tante zu helfen. Zum Teufel, Rhyzkahl konnte lediglich gemeint haben, dass Ryan eine größere arkanische Begabung besaß, als er zugab, oder vielleicht auch nur, dass er sich die Haare färbte. Trotzdem ließ mich die Bemerkung nicht mehr los und rief absolut unerwünschte Zweifel in mir hervor, denn ich mochte Ryan.
Aber genug davon. Ich musste einen Dämon beschwören.
Und einen Umzugswagen mieten.
4
Mein Haus war wegen meiner Beschwörung der vorangegangenen Nacht noch immer ziemlich sauber, was bedeutete, dass ich nur die schmutzigen Klamotten vom Boden aufsammeln und ein wenig saugen musste. Unordnung konnte leicht unerwünschte Energie bündeln, zumindest hatte meine Tante das immer gesagt – obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass das völliger Blödsinn war, den sie mir lediglich erzählte, damit ich mein Haus wenigstens hin und wieder aufräumte. Aber ich wollte das Schicksal nicht herausfordern, indem ich darauf verzichtete. Zum Glück dauerte das Putzen nicht lange, und sobald ich die notwendigen Änderungen an meinem Diagramm vorgenommen hatte, um einen Reyza anstelle eines Ilius zu beschwören, ging ich ins Bett und schlief vier Stunden am Stück. Ich wachte um neun Uhr abends auf, sprang unter die Dusche und versuchte mir einzureden, dass es nicht ziemlich dämlich gewesen war, Ryan zu erlauben, an der Beschwörung teilzunehmen.
Mein Magen zog sich nervös zusammen, und ich runzelte die Stirn. Angst war durchaus Teil einer Beschwörung – Vorsicht war immer angebracht, und ein Beschwörer musste grundsätzlich mit dem Schlimmsten rechnen. Angst allerdings, die verunsicherte und zu zitternden Händen führte, konnte einen Beschwörer töten.
Natürlich half es mir nicht unbedingt, meine Furcht in den Griff zu bekommen, wenn ich darüber nachdachte. Hab keine Angst, denn wenn du welche hast, nun ja, dann könntest du einen ganz miesen und ziemlich blutigen Tod sterben.
„Alles schon erlebt“, murmelte ich. Dann musste ich lächeln. Tatsächlich hatte ich schon das Schlimmste durchgemacht, was eine Beschwörung zu bieten hatte, also warum zum Teufel machte ich mir so viele Gedanken?
Glücklicherweise musste ich mich nicht lange damit quälen. Um Punkt zehn klingelte es an der Tür.
Ich zog den Gürtel um meinen Morgenmantel fester, öffnete die Tür und winkte Ryan herein. Er hatte ein breites Lächeln im Gesicht.
„Du willst deinen Dämon in einem Umzugswagen transportieren?“
„Wie du schon erwähnt hattest, kann ich ihn schlecht in den Kofferraum meines Taurus quetschen. Bist du bereit?“
Er zuckte die Achseln und nickte. „So bereit ich eben sein kann, schätze ich.“
Ich ging zur Kellertür, hinter der eine Treppe nach unten führte, dann blieb ich stehen und wandte mich ihm noch einmal zu. Ich schlug einen todernsten Ton an, denn was ich ihm zu sagen hatte, war lebenswichtig.
„Die Grundregeln“, sagte ich und unterstrich meine Worte mit erhobener Hand. „Tu genau das, was ich sage. Bleib genau dort, wo ich es dir sage. Mach nie den Mund auf, es sei denn, ich erlaube dir ausdrücklich, etwas zu sagen, und dann sag nur das, was ich sage, dass du sagen kannst. Und …“, ich holte tief Luft, „versuche nicht mental irgendetwas Arkanisches zu fühlen.“
Verwirrt sah er mich an. „Ich … weiß sowieso nicht, wie man das macht.“
Ich runzelte die Stirn. „Das denkst du vielleicht. Und vielleicht weißt du es auch nicht besser. Aber nur
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