Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
reißen.“
Ryan grinste.
Ich verdrehte die Augen, aber ich konnte nicht anders und musste lächeln. Manchmal gab es diese Augenblicke, in denen er das Gehabe des FBI -Agenten vollkommen ablegte und sich benahm wie ein Teenager. Ich liebte diese anderen Seiten seiner Persönlichkeit – und dass er bereit war, sie mir zu zeigen, gab mir fast das Gefühl, dass er mir vertraute.
Ich schloss die Eingangstür und versperrte sie, dann gingen wir zu unseren Autos, die in der Einfahrt parkten. Ich wandte mich zu ihm um, weil ich etwas sagen wollte, hielt dann aber inne und blickte auf Tessas Vorgarten, wobei ich im Licht der Abendsonne, die sich im See spiegelte, die Augen zusammenkneifen musste.
Ryan bemerkte meinen verwirrten Gesichtsausdruck und warf ebenfalls einen Blick auf den Garten, dann wandte er sich wieder mir zu. „Was ist los?“
„Jemand hat den Rasen gemäht.“ Und das vor gar nicht langer Zeit. Vielleicht gestern? Und die Blumenbeete waren vom Unkraut befreit und geharkt worden. In Gedanken scheuerte ich mir eine, weil ich es nicht früher bemerkt hatte.
Ryan ließ seinen Blick noch einmal über den Garten streifen, dann zuckte er die Achseln. „Vielleicht eine ihrer Nachbarinnen, die ihr einen Gefallen tun wollte.“
Ich nagte an meiner Unterlippe, während ich die Straße hinauf- und hinabsah. „Vielleicht …“, sagte ich, war allerdings nicht vollkommen überzeugt. Das Haus von Tante Tessa stand am Seeufer, und ihre Nachbarn waren durch den Preis und die Qualität der Häuser zwangsläufig alle wohlhabende Leute. Die Häuser dort waren alt und hübsch und entweder exzellent gepflegt oder sorgfältig restauriert worden. Die meisten waren inzwischen Touristenattraktionen. Jeder Garten an der Straße befand sich in einem vorbildlichen Zustand. Ein ungepflegter Rasen wurde in dieser Gegend nicht geduldet, und es war absolut vernünftig, davon auszugehen, dass einer ihrer Nachbarn sich dieser Aufgabe angenommen hatte. „Aber wie ist derjenige an der Abwehr vorbeigekommen?“
Ryan runzelte die Stirn. „Ist sie stark genug, um jemanden davon abzuhalten, den Rasen zu mähen?“
„Sie schützt zwar eigentlich das Haus selbst, aber sie wirkt ganz bestimmt bis über die Blumenbeete hinaus.“ Ich zuckte die Schultern. „Auf der anderen Seite kann ich nicht behaupten, dass es mir wirklich unrecht ist, denn wenn man mir die Pflege überlassen hätte, würde es hier jetzt nur noch tote Blumen und hohes Gras geben.“ Das war allein schon daran zu erkennen, wie lange es gedauert hatte, bis mir die Veränderung des Vorgartens überhaupt aufgefallen war. Aber die Frage, wer dahintersteckte und wie er es gemacht hatte, konnte ich mir dennoch nicht beantworten. Vielleicht ließen die Abwehrschilde nach? Es fiel mir schwer, das zu beurteilen, denn ich war daran gewöhnt, sie zu ignorieren.
Leider hatte ich nicht die Zeit, mir darüber Sorgen zu machen. Ich nahm mir vor, später darüber nachzugrübeln. Es ging schließlich nur um den Vorgarten. Hätte ich den Eindruck gehabt, dass jemand sich Zutritt zu Tessas Haus verschafft hatte, wäre es etwas ganz anderes gewesen.
Ich wandte mich wieder Ryan zu. „Okay, ich bin jetzt seit neun Uhr gestern Abend auf den Beinen, und ich muss noch ein paar Vorbereitungen für die Beschwörung treffen. Und dann brauche ich ein bisschen Schlaf. Komm einfach heute Abend um zehn zu meinem Haus.“
Er grinste mich doppeldeutig an. „Ach, kann ich nicht mitkommen und mit dir zusammen ein Nickerchen machen?“
„ Wie? Nein!“, platzte ich heraus, noch bevor ich mein Gehirn einschalten konnte. Ein kurzer Schreck blitzte in seinen Augen auf, und dann wich sein Grinsen dem neutralen FBI -Lächeln. Scheiße, Kara. Das war ziemlich übertrieben! , dachte ich und stöhnte innerlich auf. „Ich meine, ich muss mich wirklich ausruhen, deswegen hab ich vor zu schlafen … es sei denn, du willst mich so lange langweilen, bis mir die Augen zufallen?“, fügte ich in dem verzweifelten Bemühen hinzu, unseren lockeren Ton wieder aufzunehmen.
„Autsch!“ Er lachte, aber es klang etwas gezwungen. „Okay, ich bin um zehn da.“ Damit drehte er sich um und ging zu seinem Wagen.
Ich sah ihm nach und legte mich mental eigenhändig übers Knie, weil ich mich so idiotisch benommen hatte. Was zum Teufel war bloß los mit mir? Ich machte doch ständig irgendwelche Scherze mit meinen Kollegen. Warum also rastete ich aus, wenn Ryan dasselbe versuchte? Er hatte mich doch nur necken
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