Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
Hörner berührten nun fast die Kellerdecke. „Ich akzeptiere diese Aufgabe und die Bedingungen, um meine Schuld zu begleichen.“
Ich atmete tief durch und senkte die Schilde, dann schloss ich das Portal. Kehlirik stieg mit einer Geschwindigkeit und Grazie die Kellertreppe hinauf, die ich ihm bei seiner Größe nie zugetraut hätte. Sobald er außer Sichtweite war, wandte ich mich zu Ryan um und senkte ebenfalls den Schutzwall um seinen Kreis. Dann sah ich ihn an.
„Okay, ist vielleicht eine blöde Frage, aber bist du Kehlirik schon jemals über den Weg gelaufen? Und was zum Teufel ist ein Kiraknikahl ?“
Verärgert zuckte er die Schultern, während er aus dem Kreis trat. „Woher zum Teufel soll ich das wissen?“ Dann bekam er große Augen. „Heilige Scheiße, ich kenne den Dämon!“
„Tatsächlich?“
„Ja, er war bei mir zu Hause, um sich den Super Bowl anzusehen“, sagte er und gab sich keinerlei Mühe, sein Grinsen zu verbergen. „Wir haben ein paar Bier zusammen getrunken. Er ist wie mein bester Kumpel!“
Ich verdrehte die Augen und lief die Treppe hinauf, obwohl ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Schon gut“, sagte ich über die Schulter. „ Kiraknikahl bedeutet offensichtlich Arschloch .“
5
Die Fahrerkabine des Umzugswagens stank nach Zigarettenrauch, aber da die Klimaanlage nicht funktionierte, mussten wir sowieso mit offenen Fenstern fahren. Glücklicherweise war die Nacht warm, und wir genossen den Fahrtwind.
Kehlirik war überraschend willig gewesen, sich wie ein Gepäckstück im Laderaum des Lkws transportieren zu lassen. Er sah das Ganze offensichtlich als Abenteuer an, von dem er den anderen Dämonen erzählen konnte. Ich wusste, dass Erlebnisse in anderen Reichen Dämonen halfen, ihren Status zu verbessern, daher ging ich davon aus, dass die Fahrt in einem Lkw durchaus dazuzählte. Er hatte geradezu aufgeregt gewirkt, was für einen Dämon der zwölften Ebene sehr ungewöhnlich war.
Leider war mir nichts Besseres eingefallen, um den Dämon zu transportieren, denn wie Ryan ganz richtig bemerkt hatte, war es unmöglich, ihn in meinem Taurus zu verstauen. Ich war mir nicht mal sicher, ob er in einen Geländewagen gepasst hätte, den ich wahrscheinlich auch hätte mieten können. Es wäre sehr eng für ihn geworden, besonders mit seinen Schwingen, aber noch wichtiger war, dass ich es absolut nicht riskieren wollte, dass irgendjemand sah, wie ein riesiger, geifernder Dämon hinten in meinem Auto mitfuhr.
Nicht dass der Reyza aussah wie ein Dämon, der gerade der Hölle entstiegen war. Die Kreaturen, die ich beschwor, hatte man schon vor Zigtausenden von Jahren als Dämonen bezeichnet, lange bevor eine der Weltreligionen Dämonen zu Abgesandten des Bösen und Bewohnern der Hölle gemacht hatte. Ich kannte mich mit Theologie nicht genug aus, um zu wissen, wie es dazu gekommen war, aber meine Dämonen lebten lediglich in einer anderen Sphäre, und sie waren nicht böser als eine Waffe. Mächtig, gefährlich und tödlich – ja! Die Wiedergeburt des Bösen – nein!
Von meinem abgelegenen Haus in der Pampa bis zum Haus meiner Tante am See fuhr man dreißig Minuten. Die Gemeinde St. Long war klein und ruhig, hauptsächlich ländlich und mit dem Auto nicht weit von New Orleans entfernt. Beaulac, der Hauptsitz der Gemeinde, war kaum groß genug, um als Stadt bezeichnet zu werden, und der einzige Grund, warum Beaulac viele Einwohner hatte, war der Lake Pearl. Die Stadt verlief um den See herum, als wollte sie ihn umschlingen, und Beaulac gab sich große Mühe, dafür zu sorgen, dass der See und seine Umgebung sauber und attraktiv blieben. Tourismus, Jagen und Fischen waren die Hauptattraktionen in Beaulac, aber es gab auch eine Gruppe von Superreichen, die in der Gegend lebte, hauptsächlich am Seeufer. Diese Leute brauchten nirgendwohin zur Arbeit zu fahren – sie hatten sich entweder nach einem lukrativen Berufsleben zur Ruhe gesetzt oder waren schon immer vermögend und unabhängig gewesen.
Meine Tante Tessa hatte das Glück gehabt, ihr Haus von einer entfernten Großtante zu erben, kurz nachdem meine Mutter gestorben war. Das Innere des Hauses war wunderschön eingerichtet und gepflegt, und abgesehen von ein paar Veränderungen, die sie vorgenommen hatte, hätte es perfekt zu den anderen museumsartig hergerichteten Häusern in der Gegend gepasst.
Nur sehr wenige Leute hatten allerdings je die Gelegenheit bekommen, einen Blick hineinzuwerfen.
Ich bog auf den
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