Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
fällt mir schwer, das zu glauben“, sagte ich und beugte mich etwas vor.
Ihr Make-up schien plötzlich in starkem Kontrast zu ihrer blassen Haut zu stehen, aber sie schüttelte wieder den Kopf. „Ich wusste es nicht. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Ich bin einfach gegangen.“
Und das war schon wieder reiner Blödsinn. Elena Sharp machte auf mich nicht den Eindruck einer Frau, die ihr schönes, luxuriöses Leben einfach aufgeben würde, ohne nicht zumindest den Versuch zu starten, eine mögliche Rivalin zu vertreiben. Meine Augen wurden schmal. „Warum haben Sie Ihren Mann wirklich verlassen, Mrs. Sharp?“
Sie seufzte tief, als wollte sie erschöpft wirken. „Hören Sie, ist das noch wichtig? Er ist tot, und ich bin Witwe anstatt geschieden zu sein.“
„Es ist ausgesprochen wichtig, Mrs. Sharp“, beharrte ich mit fester Stimme. „Ihr Mann ist ermordet worden. Das haben Sie doch verstanden, oder? Wenn er eine Affäre hatte, müssen Sie mir alles sagen, was Sie wissen.“
Ihre Hände zitterten. „Ich kann es Ihnen nicht sagen!“
Jetzt waren wir schon bei: Ich kann es nicht sagen, anstatt: Ich weiß es nicht .
Ich stand auf und sah sie so durchdringend wie möglich an. „Sie können es mir sagen. Glauben Sie, die ganze Sache löst sich einfach in Wohlgefallen auf? Dass die Polizei irgendwann schon keine Lust mehr haben wird, den Mord an Ihrem Mann zu untersuchen? Wenn Sie denken, dass Sie Schutz benötigen, kann ich dafür sorgen, aber Sie müssen mir die Wahrheit sagen!“
„Es ist ja nicht so, dass … ich meine …“
„Dann sagen Sie es mir!“, verlangte ich. „Sagen Sie mir, warum Sie Ihren Mann verlassen haben. Sagen Sie mir, mit wem er ins Bett gegangen ist. Der einzige Mensch, der hier etwas zu verlieren hat, sind Sie!“
Mit großen Augen schüttelte sie den Kopf. „Nein. Ich habe schon zu viel verloren. Ich werde nicht ins Gefängnis gehen für etwas … etwas, das ich nicht getan habe.“
Ich setzte mich wieder und gab meiner Stimme einen sanfteren Ton. „Dann seien Sie mir gegenüber ehrlich. Das ist Ihr einziger Ausweg.“
Sie sah mir direkt in die Augen. Dann schloss sie die Lider und holte tief Luft. Ja , dachte ich mit einem kleinen Gefühl des Triumphs. Gleich redet sie …
„Ich denke, ich sollte jetzt mit meinem Anwalt sprechen.“
Scheiße!
Sie öffnete die Augen wieder und sah mich unverwandt an. Sie ist nicht dumm. Und sie ist stärker, als sie selbst glaubt. Verdammt.
Ich klappte mein Notizbuch zu und stand auf. „Mrs. Sharp, vielen Dank, dass Sie mit mir gesprochen haben“, sagte ich formell. „Falls Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, was uns bei unseren Ermittlungen in Bezug auf den Mord an Ihrem Mann helfen könnte, rufen Sie mich bitte an.“ Ich gab ihr meine Karte.
Sie stand ebenfalls auf. „Ich habe meinen Mann nicht umgebracht, Detective“, sagte sie und nahm die Karte an sich. „Und ich habe auch niemanden dafür bezahlt, es zu tun.“
„Dann brauchen Sie sich auch keinerlei Gedanken zu machen“, versicherte ich ihr. „Einen schönen Tag noch, Mrs. Sharp. Ich melde mich wieder bei Ihnen.“
Ich verließ das Apartment und ging zurück zu meinem Wagen. Ich ließ den Motor an, fuhr das Fenster herunter und drehte die Klimaanlage auf, um die Hitze aus dem Wageninneren zu vertreiben. Mit den Fingern trommelte ich abwesend auf das Steuer, während ich darauf wartete, dass die Temperaturen erträglich wurden. Elena Sharp hatte dieses Leben und all das Geld genossen. Warum sollte sie das alles kampflos aufgeben? Wurde sie erpresst? Bedroht? Und was war mit Sharps Essenz? Hatte sie auch damit irgendetwas zu tun?
Ich fuhr zurück nach Beaulac und hatte mehr Fragen im Kopf als auf dem Hinweg.
Als ich zurückkam, war es bereits so spät, dass ich mich im Büro nicht mehr sehen lassen musste. Unterwegs kaufte ich noch eine neue Kaffeemaschine, dann fuhr ich zum Haus meiner Tante. Ich hatte genug Persönliches von ihr, aber jetzt brauchte ich ein paar Dinge, die ihr wirklich wichtig waren – etwas, zu dem sie eine emotionale Bindung hatte. Ich parkte in Tessas Einfahrt und lief die Stufen hinauf zur Eingangstür. Ihre Lieblingsteetasse und ihre Haarbürste. Und vielleicht das Halstuch, das ich …
Ich hielt mitten in der Bewegung inne, als meine Hand nur noch Millimeter über dem Türknauf schwebte. Meine Gedanken wurden von dem schwachen prickelnden Gefühl der Wächter abgelenkt, die ich um das Haus platziert hatte, nachdem Kehlirik die
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