Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
seiner ersten Frau, und die bekommen die meisten seiner Immobilien.“ Sie zog ein weiteres Blatt Papier aus dem Umschlag und reichte es mir. „Ich bekomme eine einmalige Zahlung und bis zu meinem Tod eine monatliche Unterstützung.“
Ich warf einen Blick auf die Zahlen. Es war so ziemlich das Gleiche, was Sie bei einer Scheidung bekommen hätte. Ich bezweifelte, dass sie die Dokumente gefälscht hatte. Es wäre viel zu einfach für mich, das zu überprüfen – was ich trotzdem tun würde –, und so dämlich war sie nicht.
Aber neben Habgier gab es noch viele andere mögliche Motive für einen Mord. „Können Sie mir mehr über die Anrufe bei der Polizei sagen?“
Sie sah mich mit ihren grünen Augen an, die im hellen Licht der Sonne, die durch das hohe Fenster hereinschien, aufleuchteten. „Wir haben uns manchmal gestritten – wenn er wollte, dass ich irgendetwas Bestimmtes tat oder irgendwohin ging, ich aber andere Pläne hatte. Solche Dinge eben. Er sagte mir, es sei mein Job , bei ihm zu sein und gut auszusehen, und zwar rund um die Uhr, und … er war auch eifersüchtig. Er wollte, dass ich schön war und charmant, aber gleichzeitig passte es ihm nicht, wenn ich anderen Männern zu viel Aufmerksamkeit schenkte. Nicht mal seinen engen Freunden.“ Sie seufzte. „Manchmal wurde Davis auch handgreiflich. Beim ersten Mal hatte ich große Angst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe auch früher schon mal eine gelangt bekommen, aber von ihm hatte ich es nicht erwartet. Es war nicht mal schlimm. Am meisten war mein Stolz verletzt. Jedenfalls hab ich mich im Schlafzimmer eingeschlossen und die Polizei gerufen.“ Sie strich sich das Haar zurück, womöglich eine Verlegenheitsgeste. „Die Polizei kam, hat unsere Aussagen aufgenommen und ihn für die Nacht des Hauses verwiesen.“ Sie warf mir ein klägliches Lächeln zu. „Am nächsten Tag kam er mit einer Wagenladung Geschenke zurück.“
„Das ist das typische Muster für einen Mann, der schlägt“, erwiderte ich ruhig.
„Oh, ich weiß“, meinte sie mit einem unmissverständlichen Schulterzucken. „Und wenn er mich täglich geschlagen hätte, wäre ich nur mit meiner Unterwäsche am Leib dort ausgezogen, wenn das notwendig gewesen wäre. Ich sagte Ihnen ja schon, ich bin käuflich, aber ich bin nicht blöd. In den fünf Jahren, die wir zusammen waren, hat er mich nur zweimal geschlagen.“ Sie blickte mich herausfordernd an. „Das ist kaum das typische Muster.“
Es waren zwei Ohrfeigen mehr, als ich hätte ertragen können. „Warum haben Sie ihn denn dann verlassen?“, fragte ich.
Und da waren sie wieder – der Schmerz und die Furcht. Ihr Blick irrte durch den Raum, ohne irgendwo hängen zu bleiben. Sie schluckte und strich erneut das Kleid glatt, dann lehnte sie sich auf der Couch zurück und verschränkte die Hände im Schoß. Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und sah mich mit einem Lächeln an, das sie sich mit purer Willenskraft ins Gesicht zu zwingen schien. „Ich habe herausgefunden, dass er mich betrügt.“
Mit der geheimnisvollen Blonden? Oder gab es noch jemand anders? „Ist das der einzige Grund?“, hakte ich nach, dann begriff ich, wie meine Frage klingen musste.
Elena hob eine perfekt gezupfte Augenbraue. „Reicht das nicht?“
Für jemanden wie mich ganz sicher, aber wäre sie wirklich bereit, diesen Lebensstil aufzugeben, nur weil ihr Mann durch andere Betten hüpfte? Das klang nicht überzeugend. „Tut mir leid. Sie haben also herausgefunden, dass er Sie betrügt, und die Scheidung eingereicht?“
Sie nickte knapp, und ein Ausdruck des Bedauerns glitt über ihr Gesicht. Sie hatte ihn nicht wirklich verlassen wollen. Darauf wäre ich jede Wette eingegangen. Warum also hatte sie es trotzdem getan? Sie hatte immer noch Angst. Das zeigte sich in der Art, wie sie nun die Armlehne der Couch umklammerte und mit dem Fuß wippte. Meiner Meinung nach rührte diese Nervosität nicht bloß daher, weil sie von der Polizei vernommen wurde.
„Können Sie mir sagen, mit wem er eine Affäre gehabt hat?“ Vielleicht war es jemand, der noch ein größeres Interesse daran hatte, dass er jetzt tot war.
Ich sah, wie ihre Knöchel sich weiß färbten, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich … habe ihren Namen nie erfahren. Ich wusste nur, dass es sie gibt.“
Blödsinn. Warum solltest du dich von ihm scheiden lassen und ohne einen handfesten Beweis dieses gemütliche Nest verlassen? „Es
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