Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
anderen entfernt hatte. Langsam zog ich die Hand zurück, und mein Herz begann schneller zu schlagen, während ich in die Andersicht wechselte und mir die Wächter ansah. Doch es schien alles in Ordnung zu sein, und ich runzelte die Stirn. Irgendetwas war mit der Tür, aber ich konnte beim besten Willen nicht feststellen, was es war. Soweit ich es erkennen konnte, hatte sich nichts verändert, seit ich weggefahren war. Hatte irgendjemand das Haus betreten? Und würde ich das überhaupt erkennen können?
Ich drehte mich um und ließ meinen Blick über den Vorgarten schweifen. Er war gemäht, die Rasenkanten geschnitten, das Unkraut entfernt. Das ließ sich erklären – besonders da die meisten Wächter jetzt außer Kraft gesetzt waren. Ich war nicht stark genug, um eine echte Abwehr zu errichten, die jemanden schon aus dem Garten vertreiben würde. Okay, also kümmerte sich jemand um den Rasen. Das war kein Grund zur Sorge.
Aber irgendjemand besucht Tessa auch im Pflegeheim …
Behutsam umfasste ich den Türknauf. Das Prickeln verschwand, und ich atmete auf. Übertriebene Einbildung? Ich betrat das Haus und schloss die Tür leise hinter mir, dann stand ich stocksteif im Flur, lauschte und schärfte alle meine Sinne, so gut ich konnte.
Das einzige Geräusch war das Ticken der Küchenuhr, aber ich wurde immer noch nicht dieses vage Gefühl los, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich ging den Flur hinunter zur Bibliothek und versuchte, möglichst leise aufzutreten, was auf dem quietschenden Holzboden sinnlos war.
Vor der Bibliothek blieb ich stehen und kaute auf meiner Unterlippe, während ich auf die geschlossene Tür blickte. Hatte ich sie offen oder geschlossen zurückgelassen? Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Behutsam tastete ich mich mental vor, um festzustellen, ob die Wächter vor der Bibliothek tatsächlich deaktiviert worden waren.
Zu meiner Erleichterung konnte ich auch in der Andersicht keine Wächter entdecken. Vorsichtig trat ich ein und atmete erleichtert auf, als mich nicht dieses Gefühl überkam, durch einen Perlenvorhang zu treten wie sonst immer – dieses arkanische Plätschern, das mir verraten hätte, dass immer noch aktive Schutzschilde vorhanden waren. Es gab auch keine Blitze, die mich niederstreckten, was ich als gutes Zeichen betrachtete. Vorsichtig spähte ich in den Raum.
Es war so still, dass ich meinen eigenen Herzschlag hören konnte, doch nach wie vor kam mir irgendetwas komisch vor. Eine ganze Weile stand ich im Türrahmen, aber nichts regte sich oder sprang mich an. Schließlich verließ ich die Bibliothek wieder und zog die Tür fest hinter mir zu. Dann ging ich weiter zu Tessas Schlafzimmer und sammelte ein paar persönliche Dinge ein. Ich verließ das Haus, verschloss die Tür hinter mir und überzeugte mich noch einmal davon, dass die Wächter aktiv waren.
Nervös fuhr ich zurück zu meinem Haus. Es gab absolut kein Anzeichen dafür, weder ein sichtbares noch ein arkanisches, dass irgendetwas verändert worden war, aber instinktiv wusste ich, dass irgendjemand – oder irgendetwas – in den vergangenen vierundzwanzig Stunden im Haus gewesen war.
17
Meine Tasche ließ ich gleich an der Eingangstür fallen und lief hinunter in den Keller. Aus irgendeinem Grund hatte ich es plötzlich eilig – ganz besonders nach den seltsamen Erlebnissen in Tessas Haus und dem geheimnisvollen Besucher. Zum Teufel mit Kehlirik und seinem Vorschlag, dass ich die Wächter selbst wieder aktivieren solle. Beim nächsten Vollmond werde ich jemanden beschwören, der das für mich erledigt. Meine Wächter waren absolut nutzlos. Ich hatte kein Problem damit, mir das einzugestehen.
Sorgfältig zeichnete ich den nächsten Abschnitt des Diagramms und zwang mich, nicht zu hetzen, weil ich das verdammte Ding endlich benutzen wollte. Nur ein falsches Zeichen würde reichen, um das ganze Ding nutzlos zu machen, und ich war mir ziemlich sicher, dass mir nicht die notwendige Zeit bleiben würde, es noch einmal zu versuchen, wenn es beim ersten Mal schieflief.
Ich öffnete meinen Rucksack und drapierte Tessas persönliche Dinge innerhalb des Diagramms. Die Teetasse, die Bürste, das Halstuch. Auch das Bild von uns beiden legte ich dazu. Das Blut, die Haare und Fingernägel waren zu einem hässlichen braunen verkrusteten Klumpen vertrocknet, und ich musste sehr vorsichtig sein, ihn nicht zu berühren, damit nicht irgendein wichtiger Teil davon abfiel.
Ich holte tief Luft und
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