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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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er auf mein Kind aufpassen konnte, vielleicht ein wenig plötzlich. Aber meine Reaktion war ganz natürlich. Trotz der noch immer unbeantworteten Fragen, die ich hinsichtlich David Longs hatte, vertraute ich dem Mann im Grunde voll und ganz. Und solange ich nicht wusste, wie ich Allie von Cool wegbekommen konnte, war ich mehr als dankbar, dass David als eine Art Puffer zwischen den beiden stand.
    »Da!«, rief Allie. »Bieg da ab!«
    Sie wedelte mit dem Stadtplan in der einen Hand und gestikulierte mit der anderen wild in der Luft herum.
    Ich trat auf die Bremse, aber es war schon zu spät. Ich hatte die Kreuzung verpasst. »Okay, okay. Kein Problem.« Ich wendete völlig illegal und machte mich darauf gefasst, Polizeisirenen zu hören. Doch als ich nichts vernahm, sausten wir in entgegengesetzter Richtung die Straße wieder hinunter.
    Inzwischen befanden wir uns in Pasadena und folgten der Wegbeschreibung, die Allie aus dem Internet heruntergeladen hatte, zur St.-Ignatius-Kirche. Father Oliver war dort bis zu seiner Pensionierung als Priester tätig gewesen. Danach hatte er heimlich als alimetatore weitergearbeitet. Er war nie mein oder Erics Mentor gewesen, aber wir hatten ihn beide gekannt und sehr gemocht.
    Nachdem Eric und ich uns von der Forza zurückgezogen hatten, waren wir von Italien nach Los Angeles gezogen. Father Oliver hatte unsere einzige Verbindung zu unserem früheren Leben dargestellt. Obwohl wir freiwillig den Beruf als Dämonenjäger an den Nagel gehängt hatten und niemals planten, wieder zurückzukehren, sehnten wir uns doch manchmal danach, uns mit Menschen zu treffen, die wussten, woher wir kamen. Wir sehnten uns nach Menschen, die unser Wissen über das Böse in der Welt mit uns teilten. Und zwar nicht, weil sie einen entsprechenden Film gesehen oder ein Buch gelesen hatten, sondern weil sie es am eigenen Leib hatten erfahren müssen.
    Father Oliver hatte diese Sehnsucht perfekt gestillt. Obwohl wir nie zu seiner Gemeinde gehörten, trafen wir ihn immer wieder auf einen Hotdog im Tail o’ the Pup in West Hollywood. Dort saßen wir, sahen dem Verkehr zu und plauderten über irgendwelche alltäglichen Dinge. Wir sprachen nie über Dämonen oder über das Jagen. Aber allein die Tatsache, dass man ganz normale Dinge mit jemandem machen konnte, der im Bilde war, hatte etwas unglaublich Beruhigendes.
    Wir verloren Father Oliver aus den Augen, nachdem wir nach San Diablo gezogen waren. Oder zumindest ich hatte ihn aus den Augen verloren. Bis vor kurzem war ich stets der Meinung gewesen, dass auch Eric kein Kontakt mehr zu ihm hatte, dass er ebenso ausschließlich wie ich unser banales Vorstadtleben führte und es genoss, wie wir auf einmal ein ganz durchschnittliches Dasein in einer sicheren Stadt fristen konnten.
    Inzwischen jedoch fragte ich mich, wie sehr das eigentlich gestimmt hatte. Hatte Eric vielleicht die ganzen Jahre über noch mit Father Oliver in Kontakt gestanden? Und wenn dem so war – warum hatte er nie etwas gesagt?
    Allie zeigte wild gestikulierend auf eine beinahe zugewachsene Einfahrt, und ich bog im letzten Moment ab. Die Kirche stand direkt vor uns. Es war ein Gebäude im Missionarsstil, das vor mehreren hundert Jahren hier in die Hügel gebaut worden war. Der Parkplatz lag beinahe leer da, was für einen Wochentag nichts Ungewöhnliches darstellte. Ich fuhr die Auffahrt hoch und suchte nach einem Schild, das mich auf das Priesterwohnheim verwies.
    Wie viele Gemeinden hatte auch St. Ignatius eine Unterkunft für seine pensionierten Priester. Ich konnte allerdings nirgends ein Schild entdecken und unterdrückte einen Seufzer. Ich war mir so sicher gewesen, dass er hier leben würde. Wenn er irgendwo in eine Wohnung gezogen war und nicht im Telefonbuch stand, würde es schwierig sein, ihn ausfindig zu machen.
    Im Pfarrbüro begrüßte uns eine brünette Frau Mitte zwanzig mit einem fröhlichen Lächeln.
    »Hallo«, sagte ich. »Ich bin eine alte Freundin von Father Oliver, und da ich gerade in der Stadt bin, wollte ich die Gelegenheit nutzen und ihn besuchen. Aber leider habe ich das Priesterwohnheim nicht gefunden.«
    »Oh, verstehe. Also… Das Priesterwohnheim ist das dort hinten.« Sie zeigte aus dem Fenster. Ich wollte ihr gerade danken, als sie hinzufügte: »Die Sache ist die… Also… Father Oliver ist letztes Jahr gestorben.«
    »Oh, Mann!« Dieser Ausruf stammte von Allie, auch wenn ich die Nachricht ähnlich aufnahm.
    »Das tut mir aufrichtig leid. War er denn

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