Vom Daemon verweht
ein wenig zu locker. »Wir sind einfach Freunde.«
»Aha.«
»Ich mag ihn und so. Das schon. Und ich glaube eigentlich auch, dass er mich mag. Aber…«
»Aber deine schreckliche, unerträgliche Mutter erlaubt es dir nicht, mit ihm auszugehen.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Nein, und das ist auch sehr lieb von dir.« Ich überlegte einen Moment und entschloss mich dann, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Wie wäre es denn, wenn du ihn am Freitag zum Abendessen einladen würdest? Dann könnten Stuart und ich ihn mal kennenlernen.«
»Ehrlich? Und du wirst mich auch in keine peinliche Situation bringen und so? Du wirst nicht plötzlich irgendwelche Fotos von mir als Baby herausholen oder irgendetwas ähnlich Schreckliches?«
»Fotos? Nein, das hatte ich nicht vor. Ich dachte mir, dass die Videos wesentlich wirkungsvoller sein würden.«
»Ha, ha, ha! Meine Mutter ist echt witzig.«
»Damit will ich nicht sagen, dass du mit ihm im Auto irgendwohin fahren kannst. Oder dass ihr mit einem anderen Paar ausgehen könnt. Aber wenn wir ihn kennengelernt haben, dann erlauben wir dir wahrscheinlich, mit ihm in einer Gruppe wegzugehen.«
»Das tue ich doch bereits.«
»Ich meine ein Date, wo eine ganze Gruppe von anderen Leuten mitkommt, die auch miteinander ausgehen. Und wann bist du mit ihm in einer Gruppe weg gewesen?«
»Keine Ahnung. Zum Beispiel mit dem Surfclub. Er ist immer bei den Treffen dabei, und ich schaue ihm oft beim Training zu.«
»Oft?«, wiederholte ich.
»Na ja. Nicht nur ich. Die anderen Jungs aus dem Team sind ja auch dabei. Und manchmal kommt Mindy. JoAnne und Bethany sind auch meistens da.«
»Das klingt ja toll«, sagte ich. »Eine ganze Gruppe von hormongesteuerten Teenagern in Schwimmsachen am Strand und ohne Aufsicht!«
»Ehrlich, Mami. Wir leben doch nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert!«
»Ich weiß. Ich bin manchmal wirklich lächerlich altmodisch.«
Sie rollte mit den Augen. »Außerdem haben wir sehr wohl jemanden dabei, der auf uns aufpasst. Cool ist fast bei jedem Training da.«
Jetzt horchte ich auf. »Ist er das?«
»Klar. Er ist wirklich toll auf dem Surfbrett, aber auch ein Typ wie Cool muss trainieren. Außerdem ist er so etwas wie der Trainer der Gruppe. Er zeigt den Jungs alle möglichen coolen Tricks. Troy ist schon tausendmal besser geworden. Ehrlich.«
»Mm.« Die Vorstellung, dass sich Cool in der Nähe meiner Tochter aufhielt, jagte mir einen Schauder über den Rücken. Es war nicht nur sein blöder Name, der mir Sorgen bereitete. Jeder, der freiwillig nach Coastal Mists kam und dabei auch noch das Zimmer eines dämonischen Bewohners durchsuchte, galt in meinen Augen als verdächtig. Bisher hatte ich allerdings noch keine konkreten Hinweise, die meine Befürchtungen bestätigten. Noch nicht. Aber wenn es um meine Kinder ging, reichte mir mein Bauchgefühl.
Ich trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und überlegte, was ich tun sollte. Am liebsten hätte ich Allie verboten, auch nur in Cools Nähe zu kommen. Doch wenn ich das tat, musste ich einen handfesten Grund dafür angeben. Etwas Plausibles fiel mir aber auf die Schnelle dummerweise nicht ein.
»Dann ist Cool der einzige Erwachsene bei diesen Treffen?«
»Nein, Mr. Long ist auch immer dabei.«
»Ach so«, sagte ich erleichtert. »Er leitet ja den Club – nicht wahr? Dann ist er natürlich immer dabei. Okay, das ist gut.«
Allie setzte sich so hin, dass sie mich ansehen konnte. In ihrer Miene spiegelte sich tiefe Verachtung wider.
»Was?«
»Wir sind keine Kinder mehr, Mami. Und wir rollen auch nicht im Sand herum, als ob wir Pornostars wären.«
»Danke«, erwiderte ich. »Nach dieser Information fühle ich mich doch gleich viel besser.«
»Ich will damit nur sagen, dass du mich richtig erzogen hast. Du könntest endlich mal chillen.«
Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Verstehe – chillen.«
»Mann!«, maulte sie gerade laut genug, dass ich es hören konnte.
Sie hatte natürlich recht. Ich hatte meine Tochter wirklich gut erzogen. Das Einzige, was ich bereute, war die Tatsache, dass ich ihr nicht bereits im Alter von drei Jahren beigebracht hatte, wie man sich verteidigt. Aber trotzdem – besser spät als nie. Und wenigstens war David Long bei diesen Treffen anwesend, um die Kinder im Auge zu behalten. Wenn man bedachte, dass ich erst gestern noch geglaubt hatte, er wäre ein Kandidat für eine dämonische Invasion, so kam meine Erleichterung über die Tatsache, dass
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