Vom Daemon verweht
ich nicht benutzen, bis die anderen den Bus verlassen hatten (wegen des Geschreis und Gebrülls – Sie verstehen schon). Falls er mein Geheimnis kannte, würde er wohl jedoch kaum freiwillig mit mir zurückbleiben, damit ich die Schokolade abputzen konnte.
Dummerweise war meine Identität als Dämonenjägerin mit Wohnsitz in San Diablo nämlich kein Geheimnis mehr, was die Dämonenbevölkerung betraf. Nach den Vorfällen des vergangen Sommers kannte man mich. Oder zumindest einige von ihnen taten das. Es gibt sehr viele Dämonen, die dort draußen im Äther herumschweben, und ich vermute, dass ihre Buschtrommeln genauso gut funktionieren wie das Klatschnetzwerk in meinem Wohnviertel.
Aber wusste auch Sinclair Bescheid? Ich hatte keine Ahnung. Seine leeren Augen verrieten nichts, und auch sein Atem, der stark nach Zimt duftete, verriet mir nicht eindeutig, mit wem ich es zu tun hatte. Das bedeutete, dass ich vorsichtig sein musste… und hoffen, dass alles gut ging.
Morrison klappte seinen Tisch hoch und machte ihn fest, um sich dann an mir vorbei in den Gang zu drängen. Die anderen begannen ebenfalls aufzustehen, Taschen und Stöcke einzusammeln und sich in Richtung Ausgang zu bewegen.
Auch Sinclair wollte sich erheben, aber ich hielt ihn mit festem Griff am Arm zurück. »Warten Sie noch einen Moment. Ich sollte das gleich wegbekommen.« Ich war mir nicht sicher, ob mir der Blick, den er mir zuwarf, gefiel. Aber er blieb sitzen. Eins zu null für Kate.
»Marissa!«, rief ich, als die Passagiere zur vorderen Tür strömten. »Ich versuche nur schnell, Mr. Sinclairs Hemd sauber zu bekommen. Am besten bringt ihr die Gruppe schon einmal in die Schule, und wir kommen dann nach, ja?«
»Also ehrlich, Kate. Wenn du nun nicht gewillt bist, deine Verpflichtung zu erfüllen, dann weiß ich wirklich nicht, warum du eigentlich mitgefahren bist.«
Zum Glück schien sie keine Antwort zu erwarten. Sie richtete sich vielmehr zu ihrer vollen Größe auf und begann, den Heimbewohnern Anweisungen zu geben. »Beeilung, Beeilung! Bitte in einer Reihe!«
Ich wühlte in meiner Tasche nach einem der Feuchtigkeitstücher und hielt es dann fest umschlossen, ohne die Hand wieder herauszuziehen. »Carl!«, rief ich über meine Schulter hinweg. »Vielleicht könnten Sie den beiden draußen ja zur Hand gehen?«
Zu meiner Überraschung stimmte er ohne Widerrede zu und begann, seine Sachen zusammenzusammeln. Vielleicht hätte ich gar nicht überrascht sein sollen. Marissa hatte einen Großteil der Fahrt damit verbracht, die selbstgemachten Cremetörtchen zu beschreiben, die sie bereits am Morgen in die Schule gebracht hatte. Wenn mich nicht alles getäuscht hatte und es nicht einfach nur eine Spiegelung der Sonne gewesen war, so hatte ich gesehen, wie Carl dabei der Speichel aus dem Mundwinkel getropft war.
»Okay, Mr. Sinclair«, sagte ich mit einer betont fröhlich klingenden Stimme, weil Carl noch immer vorn im Bus beschäftigt war. »Jetzt wollen wir doch einmal sehen, ob wir diese Flecken nicht wegbekommen. Dann können wir ja zu den anderen stoßen.«
In diesem Augenblick klingelte mein Handy. Ich zuckte zusammen. Soweit ich das sehen konnte, erschrak auch Sinclair. Für einen Moment überlegte ich, das Klingeln einfach zu ignorieren, aber da sich Carl noch immer im Bus befand, hielt ich es für besser, zu antworten. Außerdem ist es mir fast unmöglich, ein klingelndes Telefon läuten zu lassen, wenn sich meine Kinder nicht in meinem Blickfeld befinden.
Der Anruf kam von Allie, wie ich auf dem Display lesen konnte. Meine Mutter-Panik schnellte Richtung Siedepunkt hoch. Ich klappte das Telefon auf, wobei die Angst um mein Kind mich beinahe den Dämon vergessen ließ, der neben mir saß. »Ist alles in Ordnung? Was ist los? Wo bist du?« Unsere Regelung, was Allies Handy betrifft, ist sehr einfach. Nur in Notfällen zu benutzen. Keine Ausnahmen.
»Ich habe gewonnen!« Allies aufgeregte Stimme drang aus dem kleinen Lautsprecher an mein Ohr. »Sie werden es heute im Rahmen der Veranstaltung bekannt geben. Und ich werde eine Urkunde und einen Preis und so was bekommen. Ist das nicht super?«
Ich begann wieder normal zu atmen und bemühte mich, meinen Panikanfall hinter mir zu lassen und wieder etwas konstruktiver zu werden. »Es geht dir also gut?«, wollte ich wissen. »Keine Verletzungen? Keine gebrochenen Knochen? Keine Notoperationen? Keine unheimlichen Männer, die dich in ihren Wagen locken wollen?«
»Ma-ami! Es geht mir
Weitere Kostenlose Bücher